Kinder des Lichts - Kinder der
Finsternis Es gibt Pflanzen, die bluehen nur im Dunkeln.
Es gibt Voegel, die verstecken sich am Tag und kommen nur in der Nacht
heraus. Und dann gibt es noch Bibi.
Ein Mann wie Bibi kann nur in einer Atmosphaere der Angst
aufbluehen. Angst, die Hass und Agressionen hervorbringt. Angst, die
Erwachsene zu Kindern macht, die einen starken Fuehrer brauchen. Solche
Aengste befluegeln Politiker wie Bibi, die es auf der ganzen Welt gibt.
In gluecklichen Laendern wie Frankreich, wird ein Mann wie Le Pen auf
eine marginale Position verwiesen. In weniger gluecklichen Laendern wie
Serbien wird ein Mann wie Milosevic Fuehrer.
Der groesste Feind fuer Leute wie Bibi ist die Sonne. Wenn sie
ihre Lichtstrahlen in alle dunklen Ecken strahlt, verschwinden alle
dunklen Aengste, die erdachten Daemonen loesen sich auf und der
angsteinfloessende Feind entpuppt sich als Vogelscheuche, die im Wind
schaukelt. Die Nacht ist das Koenigreich der Bibis.
Letzte Woche hielt Bibi eine Rede an der
Bar-Ilan-Universitaet in der er dem erstauten Publikum offenbarte, dass uns
eine schreckliche Gefahr aus dem Osten bedroht. Aber wo lauert dieses
furchtbare Monster? Wehe mir! Der grosse Feind ist niemand anderes als
Jordanien.
Ja, Koenig Hussein von Jordanien, er moege in Frieden ruhen.
Derselbe, ueber dessen frisches Grab israelische Fuehrer, und an ihrer
Spitze Bibi, ein Meer von Traenen vergossen haben. Der gute Koenig,
Meister des Friedens, Freund Israels. Aber ist das nicht derselbe
Koenig, wie Bibi in seiner Rede betonte, der sich 1991 Saddam anschloss,
als dieser Missiles auf Israel regnen liess? Und wenn das tatsaechlich
der Fall ist, was koennen wir dann von seinem Sohn Abdulah erwarten?
Welche jaemmerlichen Tricks koennen wir von ihm erwarten?
Netanyahu und seine momentane rechte Hand Ariel Sharon planten
ihren Besuch in Jordanien, um unsere Verbindungen zu dem neuen Koenig,
der bereits seine Liebe zu Israel erklaert hatte, zu staerken. Aber ein
Mann wie Netanyahu wird nicht wegen des guten Benehmens davor
zurueckschrecken, die Wahrheit auszusprechen. Er wird sie sicherlich
laut und klar aussprechen.
Und das ist die bittere Wahrheit: In Zeiten der Krise ist
Jordanien imstande, dem Irak ein weiteres Mal zu folgen. Die irakische
Arnee wird den Jordan ueberschreiten. Wenn es dann bereits einen
palaestinensischen Staat geben sollte, wird die irakische Armee
schlagartig am Stadtrand Tel Avivs stehen. Oh ja, an einem sonnigen
Morgen werden die Bewohner von Ramat-Gan und Giv´ataim aufwachen, aus
dem Fenster schauen und was wuerden sie sehen? Die irakische Armee, wie
sie auf den Strand zumarschiert. Und alles wegen den Linken.
Man koennte natuerlich einige Fragen stellen. Zum Beispiel: Wie
koennte die irakische Armee die jordanische Grenze ueberschreiten ohne
von amerikanischen Satelliten und israelischem Geheimdienst entdeckt zu
werden? Wie wuerden sie die Entfernungen von Baghdad nach Amman und von
dort nach Tel Aviv zuruecklegen koennen ohne von der israelischen
Luftwaffe schwer angegriffen zu werden? Und warum sollte das winzige
Jordanien einen Krieg riskieren, in dem es unter Umstaenden die blosse
Existenz verspielen koennte? Und warum sollte Saddam auf einen solchen
Marsch durch die jordanische Wueste und die palaestinensische
Huegellandschaft zurueckgreifen, wenn er die Allenby Strasse in Tel Aviv
innerhalb von Sekunden mit Gas und biologischen Kampfstoffen
bombardieren koennte?
Aber das ist keine Frage der Logik, denn Netanyahu ist
nicht an Logik interessiert. Ein Mann seines Kalibers kann eine Wahl nur
gewinnen, wenn er das schwarze Pferd der Angst reitet. Nach fuenfzig Jahren
Unabhaengigkeit hat er es noetig, uns zurueck ins Warschauer Getto umgeben
von Himmlers Waffen-SS zu versetzen. Nur dann gelingt es ihm, uns mit dem
noetigen Hass gegen die mordenden Araber, die uns ins Meer treiben wollen,
zu erfuellen. Und auf diese jaemmerlichen Palaestinenser, die darauf
bestehen, ihren eigenen Staat zu errichten, der es Saddam ermoeglichen wird,
die Vorstaedte von Tel Aviv zu erreichen. Und auf die verraeterische Linke,
die ihnen hilft und auf die feindliche Presse, die die Linken unterstuetzt.
Und wer kann uns vor diesem zweiten Holocaust bewahren, der noch
schlimmer wird wie der erste? Nur ein Mann und kein anderer, "ein
starker Fuehrer fuer ein starkes Volk", Bibi der Grosse!
Es
ist schwer zu glauben, dass heute, 50 Jahre nach der Gruendung unseres
Staates, 10 Monate vor dem Beginn des dritten Milleniums, jemand die
Nerven hat, ein solches Bild zu zeichnen. Die Welt eint sich, Europa
wird zu einer politischen und wirtschaftlichen Einheit, Grenzen zwischen
Laendern verschwinden, Technologie kreiert eine globale Wirtschaft und
nur in regressiven Ecken wie im Kosovo oder in Afghanistan bleiben
Inseln anachronistischer Kriege zurueck. Netanyahu spricht zu uns in
einer Sprache der entfernten Vergangenheit. Die Sprache der Angst, des
Hasses, des Krieges. Er ruehrt an die Instikte in den tiefsten Ecken des
nationalen Bewusstseins, das die Erinnerungen an Progrome im Mittelalter
und an den Holocaust in sich traegt.
Nur das Licht des Tages kann die Dunkelheit und die
Daemonen, die in ihrem Schutz erbluehen, vertreiben. Es liegt in der
Verantwortung der Linken. Sie muss ihren Kopf hoch hinausrecken und eine
gegenteilige Botschaft verbreiten. Vor fuenf Jahren war Oslo, wodruch die
Barrieren zwischen uns und der gesamten arabischen Welt zu broeckeln
begannen. Auch in unserer eigenen Region, begannen die Grenzen zu
verschwimmen, Friedensvertraege wurden unterzeichnet, israelisch-arabische
Projekte, von denen einige Jahre zuvor noch niemand zu traeumen wagte,
wurden geboren. Investitionen stroemten ins Land und Israel begann sich in
die technologisch globale Wirtschaft zu integrieren.
Wenn da nicht die Tragoedie des Jahres 1996 gewesen waere,
der Sieg eines Demagogen wie Bibi, haetten wir das 21. Jahrhundert als ein
Staat in Frieden beginnen koennen, gefuehrt von Wissenschaftlern und
Wirtschaftsexperten anstatt von Generaelen, ein Staat, der seine immense
Energieresourcen in technologischen und sozialen Fortschritt steckt.
Das muss unsere Wahl sein: Vergangenheit oder Zukunft,
Angst oder Selbstvertrauen. Ein neues Warschauer Getto oder ein in Region
und Welt integrierter Staat, irakische Soldaten in den Vorstaedten Tel Avivs
oder israelische Ingenieure in Kuwait und Casablanca, das 19. Jahrhundert
oder das 21. Jahrhundert. Kurz: Finsternis oder Licht.
Uri Avnery, Maariv, 03.99
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