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Presse-Nachlese:
Zur verhinderten Israelreise der 'Deutschen Konservativen'

Im Vergleich zur Mitgliederzahl, die eher in Dutzende denn Hunderte geht, ist das Medienecho auf die verhinderte Israel-Reise der Gruppierung 'Die Deutschen Konservativen e.V.' (DDK) gewaltig gewesen: Mühelos lassen sich -zig deutschsprachige Zeitungsartikel nachweisen. Selbst die Tagesschau der ARD meldete den Vorgang am Abend des 10. November. Ausgerechnet am 60. Jahrestag der sogenannten Reichskristallnacht vom 9. November 1938 hatte die Reisegesellschaft auf dem Ben-Gurion Flughafen / Tel Aviv einschweben wollen.

Daraus wurde bekanntlich nichts. Das israelische Außenministerium hatte zumächst - allerdings zu Unrecht - befürchtet, an Bord des Lufthansa-Fluges LH 690 befände sich auch DDK-Vorsitzender Joachim Siegerist. Dieser war zuletzt im November vergangenen Jahres in Hamburg wegen Aufstachelung zum Rassenhaß und Volksverhetzung zu einer Haftstrafe von 21 Monaten auf Bewährung verurteilt worden - ein Verdikt, gegen das Siegerist jedoch Revision eingelegt hat. Zudem ist sein Verein spätestens seit dem Verfassungsschutzbericht 1995 einschlägig als "rechtsextremistisch" bekannt.

Wie sich im Laufe des 10. November herausstellte, war es dem israelischen Außenamt vor allem um Siegerist gegangen, bei dem es sich um einen "politisch aktiven Rassisten des extremen rechten Flügels" handle, der nicht nach Israel eingelassen werden dürfe (Saarbrücker Zeitung, 11.11.98; dpa-Meldung, 10.11.98)

Entsprechende Hinweise an die Lufthansa führten dazu, daß Flug LH 690 am Abend des 9.November außerplanmäßig in Istanbul unterbrochen wurde, wo die 33 Personen zählende DDK-Gruppe auf Drängen der Fluggesellschaft die Maschine verließ. Ihr Leiter, CDU-Rechtsaußen und Ehrenvorsitzender der DDK Heinrich Lummer, berichtete der Berliner Morgenpost anschließend, man habe sie "geradezu bekniet, nicht weiterzufliegen, 'um einen schweren diplomatischen Zwischenfall' zu vermeiden". Lummer empört: "Da fragen sich doch die anderen Passagieren, ob wir Terroristen sind" (11.11.98).

Steif und fest haben Siegerist und Lummer inzwischen beteuert, daß sich entgegen den Behauptungen der Jedioth Achronoth vom 9.November unter den Mitgliedern der Reisegesellschaft weder alte noch neue Nazis befunden hätten (z.B.: Hamburger Abendblatt, Stuttgarter Nachrichten, Kölner Stadt-Anzeiger, Stuttgarter Zeitung, alle 11.11. 98). Soweit bekannt, sollen die meisten Teilnehmer der Gruppe zwischen 60 und 80 Jahre alt gewesen sein.

Weniger klar scheint dagegen zu sein, was das Ziel des zehntätigen Aufenthalts gewesen wäre. Lummer hat abwechselnd von einer "Pilgerreise" (Pforzheimer Zeitung) einer "Bildungsreise" (Berliner Zeitung) oder einem Besuch "der religiösen Stätten des Christenheit" (Main-Echo) gesprochen, Siegerist hingegen von einer "Studienreise an biblische Stätten" (Stuttgarter Zeitung, alle 11.11.98).

Auch das hauseigene DDK-Werbematerial will sich da bei einem Teilnahmepreis von 3.780 DM pro Person nicht so genau festlegen:
"Es ist wirklich eine großartige Reise. LUFTHANSA-Flug und wunderbare Unterkünfte (die sichersten) in Israel. Wir sehen die schönsten Plätze des Landes - mit den besten und erfahrensten Reiseleitern. Ärztliche Begleitung rund um die Uhr. Alles wird auch auf solche Teilnehmer abgestimmt, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. Die Reise kann auch in drei Raten gezahlt werden.
Israel ist immer die schönste von uns angebotene Reise im ganzen Jahr. Das Klima im November ist in Israel frühlingshaft. Für Klein-Verdiner vermitteln wir Zuschüsse zur Reise. Wer an Geschichte, Religion oder Politik interessiert ist - diese Reise ist wirklich fast ein 'Muß'
".

Vor zwei Jahren allerdings versprach das Programm einer ähnlichen Reise nach Israel auch noch Treffen mit "politischen Freunden von der Likud-Partei" (diese gingen allerdings schnell auf Distanz, als das Vorhaben publik wurde und Hinweise auf die politische Ausrichtung Siegerists eingingen; Focus, 18.11.96).

Das Medienecho auf die geplatzte Israel-Reise der DDK hat freilich auch zur Folge gehabt, daß ein Thema nach oben getragen wurde, das Siegerist in den letzten Jahren ab liebsten kleingehalten hätte. Es wurden nämlich Journalisten beim Bundesamt für Verfassungsschutz in Köln vorstellig, die erfahren wollten, was es mit dem Vorwurf des Rechtsextremismus gegen den Hamburger Verein auf sich habe. Die Auskunft der Behörde: die Gruppierung sei seit Jahren als "rechtsextremer Zusammenschluß" bekannt. Der Umstand, daß sie seit 1996 nicht mehr in den alljährlichen Berichten des Verfassungsschutzes auftauche, bedeute allerdings mitnichten, daß der Verein nicht mehr aktiv ist (Pforzheimer Zeitung, 11.11.98).

Ganz so sicher, wem er da ehrenvorsitzt, scheint Lummer im übrigen nicht zu sein. Noch am Abend des 9.November erklärte er in Istanbul, bei der DDK handle es sich weder um eine Partei noch um einen eingetragenen Verein (Pforzheimer Zeitung, 11.11.98). Dabei braucht es nur einen Blick in die Akte 11049 des Vereinsregisters am Amtsgericht Hamburg, um festzustellen, daß die DDK ein ordentlicher eingetragener Verein ist.

Vor dem Hintergrund der Auskunft aus dem Bundesamt für Verfassungsschutz darf man gespannt sein, was denn aus der Ankündigung Siegerists wird, er wolle nicht von der Absicht lassen, am 15.November selber nach Israel zu reisen (Stuttgarter Nachrichten, 11.11.98). Die Botschaft des Staates Israel in Bonn hat allerdings deutlich gemacht, daß es bei dem Einreiseverbot für den DDK-Chef bleiben wird: "Er hat das einmal versucht, er kann es ein zweites Mal versuchen - das Ergebnis wird dasselbe sein" (junge Welt, 12.11.98).

Siegerist, der in seinen propagandistischen Feldzügen gegen alle, die ihm irgendwie links deuchen, nie davor zurückgeschreckt hat, auch noch zu den ehrenrührigsten Unterstellungen zu greifen, scheint sich in dem Wirbel um die geplatzte Israel-Reise der DDK allerdings als eine ausgesprochen mimosenhafte und prozeßfreudige Natur zu erweisen. Mal droht er Jedioth Achronoth eine Klage an (junge Welt, 12.11.98), mal erwartet er "von Israel eine Entschuldigung und eine neue Einladung. Sonst werde ich Israel auf 140.000 Mark verklagen" (Ma'ariw laut tageszeitung, 12.11.98).

Im übrigen: dafür, daß die vom Verfassungsschutz als "rechtsextremer Zusammenschluß" eingestufte DDK ausgerechnet zum 60.Jahrestag der sog. Reichsprogromnacht ihre Reise nach Israel antreten sollte, machen der Vorsitzende und der Ehrenvorsitzende der Vereins, Siegerist und Lummer, unisono... ein israelisches Reisebüro verantwortlich (Hamburger Abendblatt, Berliner Zeitung, jeweils 11.11.98).

Schließlich eine Meldung aus Riga: nach der verheerenden Niederlage bei den letzten Wahlen zum lettischen Parlament hat die Gruppierung "Volksbewegung Für Lettland (Siegerist-Partei)" am 11.November ihre weitere Tätigkeit ausgesetzt (Diena, 12.11.98). Noch 1995 hatte sie unter dem Mitvorsitz von Siegerist ca. 16% der Stimmen erlangt, war aber bei dem diesjährigen Urnengang am 3. Oktober auf etwa 1,7% zurückgefallen. Von den westlichen Medien schon weitgehend unbeachtet, hatte Siegerist bereits in der Wahlnacht die Konsequenzen aus dem Debakel gezogen und sein Parteiamt in Lettland niedergelegt.

Ojars J. Rozitis
Korrespondent der Tageszeitung DIENA (Riga, Lettland) für haGalil aus Münster

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haGalil onLine - Donnerstag 12-11-98

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