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Davka - Jüdisches Leben in Berlin:
Traditionen und Visionen von der Gruppe Meshulash

Das herausragende Ereignis der jüdischen Kulturtage '98

Berlin (Iris) "Wir haben eine Zukunft. Sie auch?" fragt die Gruppe Meshulash (hebr. Dreieck) im Rahmen ihres Ausstellungsprojektes "Jüdisches Leben in Berlin - Traditionen und Visionen", das noch bis 13. Dezember präsentiert wird.

Nach den Ausschreitungen in Rostock vor fünf Jahren fand sich die Gruppe spontan nach dem Yom-Kippur-Gottesdienst in der Synagoge Fränkelufer. Seitdem haben sie sich in unterschiedlicher Form in die öffentliche Diskussion eingemischt. Ob es um die Abschiebung von Sinti und Roma oder um den Streit über die Gleichsetzung aller Opfergruppen bei der Einrichtung der Gedenkstätte in der Neuen Wache ging, fanden sie stets eindrückliche und orginelle Formen, ihren Positionen Ausdruck zu verleihen. Als bei der Diskussion um die Steglitzer Spiegelwand gestritten wurde, welche Größe denn angemessen sei, startete Meshulash eine öffentliche Verteilungsaktion: Passanten bekamen eine Spiegelwandvariante im Streichholzschachtel-Format überreicht mit einem Zettel darin, der die Aufschrift trug "ein Licht geht aus".

Derzeit besteht die Gruppe aus fünfzehn Mitgliedern im Alter von zwanzig bis achtunddreißig Jahren aus sechs Nationalitäten. Sie repräsentieren ein Spektrum von traditionell bis reformjüdisch, sind in Deutschland aufgewachsen oder haben sich bewußt entschieden hier längerfristig zu leben . Sie sind keine Displaced Persons mehr, nicht allein Kinder Überlebender, nicht nur Mitbürger. "Wir haben und nehmen Anteil an dieser Stadt. Wir sind alle von Berlin begeistert, nicht an Politik interessiert und wollen ein gesundes Verhältnis zur Umwelt" meint Gabriel Heimler, einer der Initiatoren. Das öffentliche Bild von jüdischem Leben heute sei geprägt von Gedenktafeln, Polizeischutz und immer wieder Klezmermusik. "Wir mischen uns ein, wenn unserer ermordeten Großeltern gedacht wird oder eine lebendige Tradition zum Museumsstück gemacht wird, und finden eigene Wege: im alltäglichen Umgang miteinander, religiös und kulturell" - so ein Faltblatt der Gruppe. Nahezu alle Ausstellungen zum Thema Judentum ob "Jüdische Lebenswelten" 1992 oder zur Zeit "Erbe und Auftrag" seien rückwärts gerichtet, beschränkten sich zumeist auf Bestandsaufnahmen, Dokumentationen der Verluste und Pflege dessen, was die Shoah überdauert habe sowie nostalgische Verklärung der Vergangenheit.

Im Gegensatz dazu ist das Projekt von Meshulash auf die Zukunft gerichtet und will der Tatsache Rechnung tragen, daß Berlin aufs neue das Zentrum jüdischen Lebens in Deutschland ist. Es versteht sich auch als Forum, das eine Fortführung jüdischen Denkens und seiner Umsetzung im tagtäglichen Leben in Berlin ermöglicht.

Die Grundstruktur der Ausstellung wird labyrinthisch angelegt sein - facettenreich und mit ungeahnten Wendungen - um die Vielfalt und Vielschichtigkeit jüdischen Lebens zu verdeutlichen. "Diese Vielfalt soll anfangen, ihren Platz in dem breiten kulturellen Spektrum, das Berlin seit jeher ausmacht, zu beanspruchen und wahrzunehmen."

Bei den unterschiedlichen geplanten Stationen wie z.B. Essen, Humor und Witze, Computer und Internet, Stadtplan-Vision,  Wettbewerb für religiöse Gegenstände, Vermarktung des Judentums im Tourismusbereich oder auch Kunstwerkstationen, werden unterschiedliche Darstellungsformen zum Zug kommen: ob in Öl oder Acryl, als Keramik, Foto, Collage, Videoclip, Montage, Installation, figurativ oder abstrakt. Die Werke sollen dann auch gerne zum Verkauf kommen.

Um den Besuchern innerjüdische Debatten und jüdische Denkweise(n) zu vermitteln, werden die einzelnen Stationen sich an die Struktur von Talmudseiten anlehnen - also eine Diskussion über Zeiten und Räume hinweg wiederspiegeln - und untereinander vernetzt sein. Somit ist auch die (selbst-)kritische Auseinandersetzung mit Gegensätzen die gleichermaßen Geltung haben integraler Bestandteil des Vorhabens. Dabei ist eine sinnliche Verwirrung durchaus beabsichtigt, um gewohnte und liebgewordene Wahrnehmungs- und Deutungsmuster sowie Stereotypen zu durchbrechen, Bezüge zu anderen in Berlin vertretenen Kulturen aufzuzeigen und so in neue Formen des Dialogs einzutreten. Auch ein Interview-Projekt ist fester Bestandteil der Ausstellung: Dreißig Juden und Jüdinnen im Alter von zwölf bis achzig Jahren, aus unterschiedlichen Berufen und Lebenszusammenhängen wurden zu ihrem Alltag, Tagträumen, sowie Ansichten und Visionen über ein jüdisches Berlin befragt.

Um das Gespräch auch in der Ausstellung und darüberhinaus anzuregen und zu fördern, ist ein reichhaltiges Begleitprogramm geplant z.B. Performances, Internet-Werkstatt.

Dem Anliegen der Gruppe, daß Juden ihre eigene Kultur heutzutage autonom leben und fortentwickeln, ohne dabei die Haltung ihrer nicht-jüdischen Umgebung zum Maßstab zu machen und "die von uns präsentierten Visionen somit der Anfang einer gemeinsam gestalteten Zukunft sein" mögen, bleibt nur noch der Wunsch auf gutes Gelingen hinzuzufügen.

Ort: Auguststr. 14-16 (Berlin Mitte)
Zeit: So - Mi 12.00 h - 18.00 h / Do 12.00 h - 20.00 h

haGalil onLine - Donnerstag 19-11-98
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