Zilk hatte vorher in den österreichischen
Medien von Havel Beweise für die Vorwürfe gefordert, die zur Absage
einer Ordensverleihung geführt haben. Er werde Havel "um sämtliche
Materialien bitten", sagte Zilk. Nach einem Bericht der "Süddeutschen
Zeitung" vom Montag sollen Dolkumente vorliegen, wonach Zilk zwischen
1953 und 1969 für seine Geheimdiensttätigkeit "66.000 Schilling"
erhalten habe (etwa 9.000-DEM).
"Ich bin schwer enttäuscht und gehe voll in
die Offensive", betonte Zilk laut "Kurier". "Mich trifft das menschlich
zutiefst. Ich muß mich mit allem, was ich habe, dagegen wehren". Massive
Unterstützung hatte er vom ehemaligen Chef des Österreichischen
Rundfunks Gerd Bacher und den Bürgermeistern von Prag und Preßburg, Jan
Koukal und Peter Kresanek, erhalten. Vaclav Klaus, kein Freund Havels
mehr, kritisierte den Präsidenten für seine Vorgangsweise scharf.
Nach Darstellung der "Süddeutschen Zeitung"
soll Zilk Informationen über Kontakte preisgegeben haben, die im Land
gebliebene tschechoslowakische Oppositionelle zu Exil-Oppositionellen
pflegten. Seine Aussagen sollen zu "Terrorurteilen" der CSSR-Justiz
gegen die Regimekritiker geführt haben.
Die Münchner Zeitung berief sich dabei auf
den Leiter der tschechischen Präsidentschaftskanzlei, den Ex-Dissidenten
Ivan Medek, der viele Jahre in Wien gelebt und für "Radio Free Europe"
(RFE) gearbeitet hat. Medek wurden seinerzeit enge Kontakte zur SPÖ
nachgesagt. Wie Zilk im Gespräch mit der APA erklärte, kenne er Medek
nicht, habe aber wie andere österreichische Politiker mit vielen
"Grenzgängern" zu tun gehabt, "die mal hüben, mal drüben waren".
Zilk steht stellvertretend für viele, die in
Österreich ein sehr komplexes Verhältnis zum früheren Ostblock pflegten.
Aus Grenzgängern wurden schon mal Überschreiter derselben. Der moderne
Nachfolger des Harun El Raschid, der immer auf wundersame Art sein Ohr
am Puls der Wünsche seiner Wähler zu haben schien, kann sich wohl schwer
anfreunden, mit denselben Methoden der Medien konfrontiert zu sein, die
er zu lange selbst deckte. Im Interview mit der "Kronen Zeitung" vom
Dienstag meint Zilk er wäre schon auf die Dokumente gegen ihn neugierig,
damit er endlich erfahre, um welche "Fabrizierte Papierln" es sich dabei
handelt.
Helmut Zilk:
Ehemaliger Wiener Bürgermeister, Philosemit, CSSR-Agent?