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Jüdische Rundschau - Basel

Pressegespräch in Wien:
Offen, ehrlich und transparent

Kanzler Viktor Klima bezog zur Einrichtung der Historikerkommission in Österreich Position

JR: Wäre es nicht vertretbarer gewesen, mehr internationale Experten in der Kommission zu bestellen? Hätte dies international nicht einen beseeres Bild für Österreich vermittelt?

Klima. Ich glaube, daß hier doch sehr klar und deutlich der Wille Österreichs durch die Art, wie wir diesen Vorgang konstruiert haben, zu Tage kommt; nämlich objektiv, transparent und sehr gründlich dieses dunkle Kapitel der österreichischen Geschichte aufzuarbeiten.

Wie die JR aus Beamtenkreisen erfahren konnte, waren mehrere internationale Wissenschaftler im Gespräch . So Saul Friedländer , der aber schon in der Schweiz "besetzt" war. Auch der Name R. Wistrich fiel in den Vorschlägen. Der junge Schriftsteller Doron Rabinovic brachte den aus Wien stammenden Doyen der Holocaustforscher Raul Hilberg ins Spiel . Ein nicht genannt werden wollender Beamter meinte zur JR: "Man muß aufpassen, daß der genannte Wissenschaftler nicht woanders engagiert ist , zum Beispiel bei einer schweizer Kommission (so wie Saul Friedländer). Von einigen wurde Yehuda Bauer aus Yad Vashem vorgeschlagen. Je nach Vorlieben und Einstellung bringen verschiedene Organisationen ihre Kandidaten in Stellung. Der junge österreichische Historiker Bertram Perz würde z.B gerne Jonathan Steinberg aus dem Trinity College in Cambridge ernannt sehen, der sich bei der Kommission über die Deutsche Bank seinen Ruf mehr als bestätigte.

Klima. Es kristallisierte sich der Modus von sechs Teilnehmern , der Vorsitzende ist ein herrvorragender Jurist, Clemens Jabloner, der als honorig, seriös und objektiv bekannt ist. Jabloner ist der Vorsitzende des Verwaltungsgerichtshofes in Wien. Jabloner garantiert durch seine Erfahrung Unhabhägigkeit. Es wäre nicht sehr klug, jemanden aus der Schweizer Kommission in namhafter Position in der österreichischen Kommission mitarbeiten zu lassen. So hat sich der Vorschlag durchgesetzt, aus einem Vorschlag von Jad Vashem, Washington Holocaust Museum und dem Wiesenthal Center eine Person zu benennen.

Dies ist doch ein ziemlich pragmatischer Vorschlag. Auch bei den österreichischen Experten wurde im höchsten Masse versucht, die Auswahl zu objektivieren. "Es soll nicht der Eindruck entstehen, daß hier irgendeine politische Packelei dahinter steckt". Die Institute für Zeitgeschichte machen vier Vorschläge, aus denen die Bundesregierung zwei auswählt. Die Institute für Wirtschaftgeschichte werden zwei Vorschläge einreichen, einer davon wird gewählt.

"Glauben Sie mir, das ist gut so," lächelt Klima beschwörend.

JR: Wird das Budget der Kommission , ein wichtiges Indiz für ihre Bedeutung, ähnlich wie das der Schweizer Kommission sein? Wie sieht der Zeitrahmen für die Arbeit der Kommission aus?

Klima: Die Finanzierung steht noch nicht fest. Dies hängt von den Bedürfnissen der Kommission ab. Ich erwarte einen Voranschlag , den wir dann zustimmen müssen. Wir sind uns der Größe der Aufgabe bewusst. Die sechs Mitglieder können Helfer beanspruchen. Die Dimensionen der Aufgabe sind noch nicht im Detail absehbar. Es gibt einen Zeitplan und einen Rahmen, alles andere hängt von den Wünschen der Kommission ab.

Diese sechs Menschen haben innerhalb der nächsten Monate eine konkrete Bitte von uns auf den Weg bekommen. Erstens den Vorschlag über die Struktur zu machen: Wieviele Experten (20-25-30?), die eine Menge konkreter Arbeit zu leisten haben, brauchen sie noch? Welcher Zeitrahmen wird angestrebt? Wann können Zwischenberichte erwartet werden? Uns ist klar, daß die sechs Mitglieder nicht alles sind. Sie können die Arbeit nicht alleine bewältigen. Die Frage nach Budget und Zeitrahmen kann man deshalb nicht beantworten. Es soll aber der Eindruck nicht entstehen, die Regierung macht zuviel Zeitdruck, oder schiebt es auf die lange Bank.

JR: Ist für sie die Einrichtung der Wissenschaftlerkommission ein Art von Schlusstrich der Bemühungen Österreichs, mit seiner Vergangenheit und Involvierung während des Naziregimes ins Reine zu kommen?

Klima: Dies ist nur ein kleiner Teil. Wir haben zum Beispiel vor wenigen Tagen im Ministerrat beschlossen, als einer der ersten Staaten, das Gold der Tripartite Gold Commission SOFORT den Holocaustopfern über den im Parlament angesiedelten Nationalfonds zugute kommen lassen. Bei den Kunstgütern haben wir uns auf Initiative der Ministerin Gehrer um Restitution, Rückgabe und Aufklärung bemüht. Ähnlich wie bei der "Mauerbachaktion" wird herrenloses Gut am Ende versteigert. Der Reinerlös kommt, wie bei der damaligen Aktion unter Federführung meines Amtsvorgängers Franz Vranitzky Holocaustopfern zugute (ein Großteil der Erlöse aus den unter der Beteiligung von Sothebys versteigerten Kunstgegenständen wurden inzwischen ausgezahlt). Ich glaube, daß hier Österreich sehr ordentlich mit diesem Kapitel aus der Vergangenheit vorgeht.

Warum hat es 53 Jahre gedauert, bis es eine solche Kommission geben konnte (erregte Nachfrage eines ungarischen Kollegen) ? Ist es nicht etwas zu spät?

Klima. Ich glaube, daß es nie zu spät ist. Den Weg meines Amtsvorgängers Vranitzky, der eine ordentliche und ehrliche Auseinandersetzung begonnen hat, werde ich mit vollen Engagement fortführen. Ich kann Ihnen aber die Frage nicht richtig beantworten, da ich erst nach dem Krieg geboren wurde. Natürlich könnten wir darüber diskutieren, warum nicht 1955, als Österreich durch den Staatsvertrag wieder frei von ausländischen Besatzern (US, GB, UdSSR, Frankreich, Anm. d. red.) wurde. Damals war die Stimmung jedoch möglicherweise eine andere. Vielleicht war es doch nötig, dass wir eine Generation überspringen, bis dies heute möglich wurde.

SLW
Jüdische Rundschau, Basel, veröffenlicht am 22.10.98

haGalil onLine - Sonntag 25-10-98

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