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Der Gaon von Wilna:
Ein neues Markenprodukt für Litauen?

Vor zwei Jahren beschlossen die Behörden der jungen Baltischen Republik, des 200.Todestages des GAON VON WILNA Elijah ben Salman (1720-1797) zu gedenken. Einer der größten geistigen Kapazitäten des Judentums schien geeignet, die junge Demokratie als tolerant und weltoffen zu präsentieren. Es wurden aufwendige Einladungen gedruckt und Geld gesammelt. Einige Juden waren sogar bereit, Geldmittel für die Feierlichkeiten zur Verfügung zu stellen.

Ein neues Buch von Professor Meyer Schub in Wilna wurde in Auftrag gegeben, eine wissenschaftliche Konferenz sollte der Würde des Ereignisses gerecht werden. Insgesamt sechs Sifrei Torah sollten Synagogen in Litauen während der Ereignisse rund um den Todestag des Gaon übergeben werden. Diese lagerten in litauischen Beständen. Einige Fragmente wurden in den letzten Jahren entdeckt, diese wurden bestattet.

Während der Verhandlungen mit den litauischen Behörden konnten einige Aspekte des blanken Unverständnisses von dieser Seite beobachtet werden. So wurden die SifreiTORAH den jüdischen Gemeinden "verpachtet". Offiziell bleiben sie im Besitz der litauischen Behörden...

Etwa drei Monate vor den Ereignissen zeichneten sich ungeheuerliche Spannungen zwischen verschiedenen jüdischen Organisationen ab. Der Leiter des Wiesenthal Center in Israel Efraim Zuroff rief zum Boykott der Veranstaltungen auf. Litauen würde Kriegsverbrecher nicht verfolgen und benütze das Erbe des Gaon um sich vorteilhaft der Welt zu präsentieren, um NATO-Erweiterung und EU-Beitritt zu erreichen.

Tatsächlich hatte der israelische Unterrichtsminister sowie die Oberrabbiner ihre Teilnahme abgesagt. Organisationen wie BNAI BRITH , Anti Defamation League oder American Jewish Comittee hatten eine durchaus differenziertere Sicht der Vorgangsweise.

Einige Zitate in litauischen Medien und Leserbriefe sowie Gespräche des Autors in der letzten Woche mit Journalisten und anderen Meinungsbildnern erwecken den Eindruck, in der postkommunistischen Gesellschaft wäre noch viel Unheilvolles in Pandoras Büchse.

In der litauischen Gesellschaft ist die Lehre des GAON fast unbekannt. Die Ereignisse scheinen wie eine schlechte Kopie des langjährigen österreichischen Bemühens um Imageverbesserung.

Nach einer Rede, in der der israelische Botschafter Verbrechen von Litauern in der Nazizeit ansprach, wollten einige Abgeordnete ihn des Landes verweisen.

Der negative Höhepunkt für viele der angereisten jüdischen Gäste, unter ihnen SHEAAR YESHUV COHEN , Oberrabbiner von Haifa (dessen Rücktritt die Association of Lithuanian Jews in Israel fordert) war die Enthüllung einer Büste des GAON von Wilna, die erstens aussieht wie eine schlechte Mischung aus Karl Marx und Stalin, und zweitens die religiösen Gefühle verletzt.

Immanuel Singer, einziger jüdischer Abgeordneter und Mitglied der "HEIMATUNION des Vytautas Landsbergis bezeichnete den Tag der Enthüllung als den schwersten seines Lebens.

Es könnten ihm noch einige solche Tage bevorstehen.

Parallel dazu fand in NIDA an der Kurischen Nehrung eine wissenschaftliche Konferenz statt, an der neben litauischen Wissenschaftlern Kollegen aus den USA, Israel und Großbritannien teilnahmen. Neben Dina Porat von der Universität in Tel Aviv nahm auch einer der rennmiertesten Forscher über den Holocaust, Jonathan Steinberg vom Trinity College in Cambridge an der Tagung teil.

Eine junge deutsche Publizistin hielt einen Vortrag über eine Begebenheit, bei der laut litauischen Angaben Juden für den Mord an Litauern verantwortlich waren. Ruth Kibelka betonte zwar, die Behauptungen entbehrten jeder Grundlage, es blieb jedoch ein schaler Nachgeschmack.

Im Zentrum zur Erforschung des Genozides am litauischen Volk sind 12.000 Namen von KGB-Mitarbeitern verzeichnet. Bisher wurden drei Namen von Personen veröffentlicht, die jüdischer Abstammung sein könnten. Warum wohl?

Anfang Dezember sandten sieben Parteien aus dem teilweise krausen rechten politischen Lager ein Brief an das israelische Parlament, in welchem Israel ersucht wurde. "JÜDISCHE MÖRDER AM LITAUISCHEN VOLK" als "Geste des guten Willens" auszuliefern.

Dem Vortrag von Dina Porat in Nida über die Vernichtung der Juden in Litauen folgte ein Vortrag einer Überlebenden aus Kovno, Irena Veisaite, die heute Präsidentin der Soros-Stiftung in Litauen (Open Society Fund) Thema: Rettung von Juden durch Litauer...

Den Vogel schoß jedoch für viele der "Hofjude" Immanuel Singer ab. Der für die konservative Koalition tätige Abgeordnete ließ zwar seinen Diskussionsbeitrag am Ende der Konferenz von der staatlichen Nachrichtenagentur wortreich ankündigen, ward jedoch nach der Eröffnung und einer kurzen Begrüßung durch den Kulturminister nicht mehr gesehen.

Vielleicht würden wir ehrlicher sein, wenn wir fortan das Ganze als das begreifen, was es größtenteils eben ist: Als FARCE nämlich.

Prof. Dov Levin von der Hebrew University, der sich aus akademischen Gründen weigerte an der Konferenz in Nida teilzunehmen (Seiner Meinung nach wurde im Programm Geschichtsrelativierung zwischen NAZI-und Sovjetsystem versucht) bezeichnete die Ereignisse des Herbstes in Litauen als "zynischen politischen Trick der Regierung Litauens, ihr nationales Pantheon zu erweitern".

Der Versuch der Behörden in Litauen scheint eher entschlafen geglaubte Geister geweckt zu haben und hat der Welt vorgeführt, wie schwierig der Umgang mit der Vergangenheit im Baltikum ist.

Zu Entwicklungen im Baltikum: SLW / Baltic NewsWatch

haGalil onLine - Samstag, 14. Dezember 2013

Israel Geniessen

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Gal hadash baResheth

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