Kriminelle Herabwürdigung unsagbarer Leiden:
Jüdische Gemeinden Tschechiens kritisieren
Vertriebenen-Präsidentin
Prag (dpa) - Die jüdische Gemeinden in Tschechien haben die
umstrittenen Aussagen der Präsidentin des deutschen Bundes der Vertriebenen,
Erika Steinbach (CDU), scharf zurückgewiesen. «Die Aussage von Frau
Steinbach, die Tschechen hätten nicht unter den Deutschen gelitten, ist eine
grobe Diffamie», sagte der Vorsitzende der Föderation jüdischer Gemeinden in
Tschechien, Tomas Kraus, der deutschsprachigen «Prager Zeitung» vom Freitag.
«Wir waren der Teil der tschechoslowakischen Gesellschaft, der am meisten
unter der Nazi-Herrschaft gelitten hat», sagte Kraus. Die Angriffe der
christdemokratischen Parlamentarierin seien «ein großer Schritt zurück». Der
in Prag lebende Schweizer Journalist Heinz Moll kündigte an, er werde bei
der deutschen Staatsanwaltschaft Strafanzeige gegen die
Vertriebenen-Funktionärin einreichen.
«Steinbachs Aussage steht in krassem Widerspruch zu den historisch
gesicherten Fakten», heißt es in einer Erklärung Molls, die die «Prager
Zeitung» veröffentlichte. «Die infame Behauptung von (Frau) Steinbach
erfolgte klar wider besseres Wissen und ist unzweifelhaft kriminell.» Auch
in der Fraktion 'Bündnis'90/Die Grünen' erwägt man eine Klage gegen die
kriminellen Äußerungen der CDU-Abgeordneten Steinbach.
Erika Steinbach (CDU) zum Nürnberger Sudetentag:
Tschechen haben unter NS-Besatzung kaum
gelitten
haGalil onLine: 06-1998 |