Der 65jährige regiert von seiner Zentrale aus einen
brisanten Doppelpack aus rechtsextremer Partei und nationalistischem
Verlagsimperium. Dem DVU-Erfolg im ostdeutschen Bundesland Sachsen-
Anhalt ebnete Frey mit dem größten Wahlkampfetat aller Parteien den Weg.
Den Grundstein seiner Macht legte der Sohn einer
Kaufmannsfamilie Ende der 50er Jahre. Der Jurist kaufte die für
rechtsgerichtete Traditionspflege bekannte «Soldatenzeitung». Nach und
nach kamen bei Frey und seiner Frau Regine Immobilien, Verlage, ein
weites Video- und CD-Geschäft sowie das Touristikunternehmen «Deutsche
Reisen» hinzu. Meist geht es dabei um «Weltkriegs-Romantik» und
nationalistische Devotionalien.
Virtuos nutzt Frey auch modernste Computertechnik.
Im Internet lockt die DVU mit kostenloser Software und verweist
beiläufig auf Parteiaktivitäten wie die «Initiative für
Ausländerbegrenzung» oder den «Deutschen Schutzbund für Volk und
Kultur». In Sachsen-Anhalt hat Frey über das Computernetz auch seine
Handzettel unters Volk gebracht.
Zentrale publizistische Sprachrohre sind die
«Deutsche National- Zeitung» und die «Deutsche Wochen-Zeitung» mit
wöchentlich zusammen rund 130 000 Exemplaren Auflage. Auch hier
dominieren Themen wie die Leugnung der deutschen Kriegschuld,
«kriminelle Ausländer» und «erpresserische Juden». Nach Einschätzung des
Inlandsgeheimdienstes zeigt die DVU in diesen Blättern ihr wahres
Gesicht einer «systematischen Verharmlosung der menschenverachtenden
Politik des NS-Unrechtsstaats».
Als Vorläufer der Partei hob Frey 1971 den Verein
«Deutsche Volksunion» aus der Taufe - ein Sammelbecken kleiner
ultrarechter Gruppen. Erst 1987 gründete er formal die Partei auf
nationaler Ebene. In ihrem Programm von 1993 gibt sie sich eher harmlos:
«Die Deutsche Volksunion (DVU) bekennt sich vollinhaltlich und ohne
jeden Vorbehalt zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung», lautet
der erste Satz.
Ende 1997 zählte die DVU nach Geheimdienstangaben
knapp mehr als 15 000 Mitglieder, hat aber nirgendwo gewachsene
Parteistrukturen. DVU-Sprecher Bernhard Droese sagte, nach dem Erfolg in
Sachsen-Anhalt werde die Mitgliederzahl deutlich ansteigen.
Vor Sachsen-Anhalt saß die DVU bereits zeitweilig in
Bremen und Schleswig-Holstein in den Landesparlamenten. Bei den Wahlen
im Stadtstaat Hamburg im vergangenen Herbst fehlten den Rechtsextremen
nur 190 Wählerstimmen für den Sprung ins Parlament.
Schlagzeilen machte die DVU in den Parlamenten vor
allem mit Personalquerelen zwischen Frey und Landespolitikern sowie mit
Affären um veruntreute Gelder. Frey setzt in Verlag und Partei auf ein
System aus personeller Verflechtung und «Mischfinanzierung»: So werden
aus Fraktions- und Parteigeldern Anzeigen in den eigenen Publikationen
bezahlt.
«Ich bin der einzige Parteivorsitzende, der seine
Partei finanziert», prahlte Frey einmal. DVU-Funktionäre stellt er
bevorzugt im eigenen Pressehaus in München-Pasing an und hat sie damit
unter Kontrolle. Ohnehin tritt die - außer Frey - so gut wie unbekannte
DVU-Mannschaft kaum in Erscheinung.
Wie in seinem eigenen Imperium duldet der DVU-Chef
im gesamten rechtsgerichteten politischen Lager kein anderes
Machtzentrum neben sich. Es gibt nach Geheimdienstinformatioonen auch
keine Zusammenarbeit mit anderen rechtsextremen Parteien und Gruppen.
In der Öffentlichkeit tritt Frey meist mit einem
Trupp kurzgeschorener junger Männer an seiner Seite auf. Vor Gericht
setzte der prozeßfreudige Jurist einen Waffenschein für sich durch. Er
sei von linksextremen «Autonomen» bedroht, argumentierte der
Multimillionär.
Publikation:
Samstag, 14. Dezember 2013