antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info

haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

  

Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

hagalil.com

Search haGalil

Veranstaltungskalender

Newsletter abonnieren
e-Postkarten
Bücher / Morascha
Musik

Koscher leben...
Tourismus

Aktiv gegen Nazi-Propaganda!
Jüdische Weisheit
 

Der deutsche Theologe Johannes Lepsius:
Ein großer Humanist oder Antidemokrat und Antisemit?

Von Toros Sarian

Der deutsche Missionar Johannes Lepsius setzte sich sehr für die Armenier im Osmanischen Reich ein und versandte während des Ersten Weltkriegs trotz der Zensurbestimmungen einen langen Bericht über den Völkermord an den Armeniern an 20.000 protestantische Pfarrhäuser im Kaiserreich. 1919 veröffentlichte er Dokumente des deutschen Auswärtigen Amts, die den Völkermord belegten, aber an vielen Stellen manipuliert waren, hauptsächlich um die deutsche Mitschuld an der Vernichtung der Armenier zu vertuschen.

Erst 1999 veröffentlichte der deutsche Journalist und Autor Wolfgang Gust die Originalfassung der von Lepsius herausgegebenen Dokumente (siehe www.armenocide.net). Im Sommer 2008 publizierte Gust einen Artikel in der Wiener Historikerzeitschrift "Historicum", in dem er die Vorherrschaft militärischen Handelns in der deutschen Reichsspitze im Ersten Weltkrieg beschrieb und an der Haltung selbst armenierfreundlicher deutscher Diplomaten im Osmanischen Reich aufzeigte, dass rassistisches und insbesondere antisemitisches Denken bereits während des ersten Weltkriegs unter deutschen Intellektuellen üblich war - Denkstrukturen, die den Aufstieg der Nazis und den Holocaust erst möglich machten.

Die deutsche Lepsius-Forschung versucht, Johannes Lepsius als einer der größten Deutschen des 20. Jahrhunderts herauszustellen. Obgleich aus seinem Archiv keine Neuigkeiten mehr über den Genozid 1915/16 zu erfahren sind, weil er alle Erkenntnisse veröffentlicht hatte, wird das gesamte für die Genozidforschung vorgesehene Geld in die Lepsiusforschung gesteckt, sicher zum Wohlgefallen der deutschen Regierung, die ernsthafte Recherchen zur deutschen Rolle im ersten Weltkrieg fürchten muss.

Die Bundestagsfraktion der Linkspartei griff deshalb Gusts Bedenken gegenüber Lepsius auf und stellte eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung. Johannes Lepsius hatte sich antidemokratisch, antirepublikanisch geäußert und plädierte für ein neues Großdeutschland. Mit Äußerungen wie "das jüdische Volk hat ja Mittelalter und Neuzeit als Parasit der Germanen überdauert" und die Bezeichnung der Regierung der Bolschewiki als "jüdische Mongolenherrschaft von Lenins 'goldener Horde'" offenbarte J. Lepsius auch eine antisemitische Haltung. In der Kleinen Anfrage, die auf Initiative der Abgeordneten Ulla Jelpke eingereicht wurde, wurde die Bundesregierung u.a. gefragt, ob sie es richtig fände, dass die zur Aufklärung des Genozids vorgesehenen Summen des Bundestags ausschließlich für eine Heldenverehrung des Missionars und eine Gedenkstätte im ebenfalls mit Bundesmitteln restaurierten Lepsiushaus in Potsdamaus gegeben würden.

Die Kleine Anfrage der Linkspartei und die Lepsiusforschung- Interview mit dem Journalisten und Publizisten Wolfgang Gust

Das Interview führte Toros Sarian, Herausgeber des ArmenienInfo.net

Frage: Auf Ihre kritischen Äußerungen über Lepsius, auf denen die meisten Aussagen der Kleinen Anfrage der Linkspartei fußen, hat sich der Leiter des Lepsiusarchivs in mehreren Interviews geäußert. Weshalb kritisieren Sie eigentlich Lepsius?

Antwort: Ich kritisiere eigentlich weniger Lepsius als die Lepsius-Forschung. Und auch die nur, soweit sie sich auf den Politiker Johannes Lepsius bezieht, denn beispielsweise für die theologischen Fragen habe ich gar keine Kompetenz. Lepsius hat mit seinem Engagement für die Armenier und seine publizistische Tätigkeit über die Leiden der Armenier auch schon vor dem Völkermord Hervorragendes geleistet. Das habe ich immer herausgestellt und werde es auch in Zukunft tun. Die Lepsius-Forschung aber kümmert sich gar nicht um den Völkermord, sondern will Lepsius zu einem der zwei, drei größten Deutschen machen. Da muß man sich dann auch den Politiker Lepsius ansehen, und der kann diesem Anspruch nicht gerecht werden.

Frage: Professor Goltz (Gründer des Dr. Johannes-Lepsius-Archiv Halle, Anm.d.R.) stellt Lepsius auf die gleiche Ebene wie Stauffenberg.

Antwort: Und wie Dietrich Bonhoeffer. Das ist die reinste Mythenbildung. Nicht nur, daß Lepsius nicht für Deutschland gestorben ist, er war auch kein Widerstandskämpfer. Auch vergleicht Prof. Goltz damit die Kaiserzeit mit dem Nationalsozialismus, wogegen Lepsius Sturm gelaufen wäre.

Frage: Lepsius hat sich damals gegen den Staat gestellt, indem er offen über das Tabuthema Völkermord gesprochen hat. Die deutsche Zensur hatte die Versendung seiner berühmten Schrift über die Lage des armenischen Volkes in der Türkei verboten.

Antwort: Sie hat sie aber nicht verhindert, worüber sich schon der Kirchenhistoriker Uwe Feigl gewundert hat. Lepsius hatte 20000 Exemplare drucken lassen und an die Pfarrstellen verschickt sowie an 500 Personen des öffentlichen Lebens ebenso wie an Abgeordnete des Reichstags und des württembergischen Landtags. Nur bei diesen 500 kam der Bericht nicht an, die Pfarrämter erhielten sie, was bei einer rigorosen Zensur ja wohl unmöglich ist.

Frage: Und warum war die Zensur so uneffektiv?

Antwort: Da Lepsius sofort nach der Aktion nach Holland ging, um dort für die deutsche Auslandspropaganda zu arbeiten, bietet sich als Erklärung an, daß Lepsius das Lager gewechselt hat und in der Umgebung von Ludendorff andere und einflußreiche Beschützer und Förderer fand.

Frage: Sie haben den angeblichen Antisemitismus von Lepsius mit Zitaten belegt, die nach Professor Goltz aus dem Zusammenhang gerissen seien.

Antwort: Fast alle Zitate sind logischerweise aus dem Zusammenhang gerissen, denn wer hält schon einen Vortrag oder schreibt einen Artikel, der nur aus einem einzigen Satz besteht. Wichtig ist, daß die Zitate in sich schlüssig sind und daß nicht einschränkende Nebensätze fortgelassen werden. Das ist weder bei dem von mir publizierte Zitat noch bei einem weiteren in der Kleinen Anfrage der Fall.

Frage: Professor Goltz argumentiert, Lepsius habe viele jüdische Verwandte und Freunde gehabt, darunter den Amerikaner Henry Morgenthau senior.

Antwort: Morgenthau hat Lepsius im damaligen Konstantinopel mit absoluter Sicherheit nicht als Jude, sondern als amerikanischer Botschafter empfangen. Und daß er ihn sympathisch fand ist doch klar, wo er sich andauernd über die vielen armenierfeindlichen Deutschen dort unten ärgerte. Juden als Verwandte sind doch kein Argument, das wäre ja Sippenhaft verkehrt.

Frage: Auch sei Lepsius keineswegs ein Wilhemist gewesen, sagt Herr Goltz.

Antwort: Lepsius hielt den Kaiser für einen der größten Pazifisten in Deutschland und verehrte ihn über alles. Aber vielleicht muß man Herrn Goltz sehr wörtlich nehmen. Lepsius wäre nämlich auch mit einem anderen Hohenzollern einverstanden gewesen, also auch einem, der nicht Wilhelm hieß. Hauptsache Deutschland bliebe eine Monarchie und würde keine Demokratie.

Frage: Lepsius habe sich auch positiv über Marx erklärt, ohne daß jemand auf die Idee käme, er sei ein Kommunist gewesen zu sein, argumentiert Herr Goltz. Lassen sich so vielleicht auch die anderen Aussagen von Lepsius relativieren?

Antwort: Als auf einmal überall die Räte auftraten, hat sich plötzlich manch einer an Marx erinnert, vielleicht konnte es ja nützlich sein. Mit Sicherheit war Lepsius kein Kommunist, aber mit der gleichen Sicherheit war er ein sehr konservativer Zeitgenosse, das liest sich aus vielen Sätzen heraus, die er geschrieben hat.

Frage: Es habe von Lepsius keinen systematischen Versuch gegeben, die deutsche Mitschuld am Völkermord an den Armeniern zu verschleiern, sagt Herr Goltz. Außerdem habe Lepsius nur mit Kopien gearbeitet.

Antwort: Warum die Einschränkung mit "systematisch"? Lepsius hat nachweisbar handschriftlich Änderungen an noch vorhandenen Dokumentenkopien vorgenommen, die in die gleiche Richtung gingen wie die des Auswärtigen Amts. Wenn ich als Herausgeber offizieller Akten nur Kopien bekommen, dann muß ich sie doch mit den Originalen abgleichen, zumindest Stichproben machen. Lepsius hatte jederzeit Zugang zum Archiv des Auswärtigen Amts. Und dann wäre es eine hervorragende Aufgabe einer wirklichen Lepsius-Forschung gewesen, diese Prüfung nachzuholen, wenn der große Meister sie versäumt hat. Aber nicht Herr Goltz hat sich dieser Aufgabe unterzogen, obgleich ihm alle Mittel zur Verfügung standen, sondern meine Frau und ich. Wie ich es auch war, der die Anschuldigungen eines Özgönül gegen Lepsius Punkt für Punkt zurückgewiesen hat. Um die Verschleierung in den deutschen Dokumenten aufzuzeigen, mache ich mir vielleicht noch mal die Arbeit, alle Stellen herauszusuchen, in denen im Lepsiuswerk die deutsche Mitschuld vertuscht worden ist. Das sind nicht wenige Passagen.

Frage: Die Londoner "Times" soll seinerzeit die Dokumentation von 1919 rezensiert und feststellte haben, "daß daraus eine Mitverantwortung Deutschlands am Völkermord deutlich hervor geht". Daraufhin habe Deutschland auf eine Publikation der Dokumentation in englischer und französischer Sprache verzichtet.

Antwort: Die "Times" war aufgrund der übriggebliebenen nicht veränderten Stellen deutscher Mitverantwortung zu diesem Schluß gekommen, denn die Manipulationen konnte sie logischerweise nicht kennen. Die bereits übersetzten Ausgaben des Werks hatte das Auswärtige Amt zurückgezogen, nachdem die Dokumentation seinen ursprünglichen Zweck, für die Friedenskonferenz Deutschland in ein gutes Licht zu stellen, nicht erreicht hatte.

Frage: In Potsdam wird ein Lepsiusprojekt fortgeführt werden, dem Sie doch eigentlich zustimmen müßten: eine umfangreiche Dokumentation des Völkermords an den Armeniern.

Antwort: Das war kein Lepsiusprojekt, sondern ein Lepsiusplan, von dem nichts umgesetzt worden war. Nicht einmal die Kopien seines eigenen Werks hat Lepsius dort aufbewahrt, sonst könnten wir heute genauer sagen, wer was gefälscht hat. Lepsius hatte eine Bibliothek mit wichtigen Werken, wie jeder Buchautor, das war alles. Es ist allerdings keine Frage, daß eine umfangreiche Dokumentation über den Völkermord mit einem Nachweis- und Kopierdienst für alle, die seriös am Thema arbeiten, sehr zu begrüßen wäre.

Frage: Genau diese Arbeit könnte das Lepsiushaus doch leisten.

Antwort: Das bezweifle ich sehr, denn die Lepsiusforschung erinnert mich mit ihrer Einseitigkeit mehr an Propaganda. Vor allem aber: Wo bleibt die Erforschung des Genozids? Die Leute des Lepsiushauses sind dafür nicht qualifiziert.

Frage: Haben Sie etwas gegen das Lepsiushaus?

Antwort: Lepsius hat es sehr wohl verdient, daß eine Straße in Potsdam nach ihm benannt worden ist und auch das Lepsiushaus kann gute Zwecke erfüllten. Nur ist dort leider nichts von dem geschehen, was dem Auftrag des Bundestags entspricht. Es steht wirklich nur Lepsius auf der Agenda, wie ein Blick auf die Internetseite des Hauses zeigt, und nicht der Völkermord, das zentrale Trauma der Armenier. Der hohe finanzielle Beitrag des Bundestags - der einzige, den es in Deutschland zu diesem Thema gibt -, wird schlicht zweckentfremdet.

Frage: Lepsius wird immerhin in der Bundestagsresolution sehr lobend erwähnt. Ist es dann nicht logisch, daß über ihn gesprochen wird?

Antwort: Prof. Goltz hat sich um diese Resolution sehr große Verdienste erworben. Nur als ich den Wortlaut las, war mir sofort klar, daß mit der Erwähnung von Lepsius die Tür geöffnet werden soll, ihn in den Vordergrund zu stellen, um besonders die deutsche Rolle beim Genozid vergessen zu machen. Das ist sicherlich auch einigen Bundestagsabgeordneten recht und wohl auch der Bundesregierung, die an einer ernsthaften Forschung der deutschen Mitverantwortung vielleicht nicht sonderlich interessiert ist.

Frage: Im Lepsiushaus könnte doch auch kritisch gearbeitet werden, was Herr Goltz schon angekündigt hat. Ihre Lepsius-kritischen Punkte könnten dann einbezogen werden.

Antwort: Das sehe ich schon deshalb nicht, weil es längst hätte geschehen können. Denn meine kritischen Punkte habe ich schon vor vielen, vielen Jahren Herrn Goltz mitgeteilt. Ich habe darauf nie eine Antwort von ihm bekommen und an seiner Forschung hat sich nichts geändert. Und es wird sich auch in Zukunft nichts ändern, wenn die Kritik der Linkspartei durch einige kosmetische Retuschen als erledigt betrachtet wird.

Frage: Eines der Ziele des Bundestags war die Förderung eines armenisch-türkischen Dialogs. Im Lepsiushaus könnten Deutsch-Armenier mit Deutsch-Türken diskutieren.

Antwort: Als Begegnungsstätte zwischen Armeniern und Türken ist das Lepsiushaus ausgesprochen ungeeignet. Wenn ein Dialog zwischen Deutsch-Armeniern und Deutsch-Türken in Gang kommen soll, was ich sehr begrüßen würde, dann müßten die dialogbereiten Deutsch-Türken gleich zwei Hürden überspringen: Einmal müßten sie bereit sein, konstruktiv über den Völkermord zu sprechen, was ihnen in der Türkei schon übel genommen wird. Und dann auch noch im Haus eines Mannes, der, um es ganz vorsichtig auszudrücken, den Türken nicht gerade wohlgesonnen war.

Frage: In der Anfrage der Linkspartei wird die Kompetenz einer theologischen Fakultät für diese Fragen angezweifelt. Wie sehen Sie das?

Antwort: Ein "mittelalterliches Verständnis von Theologie" wirft Prof. Goltz der Linkspartei vor. Der promovierte Philosoph und Theologe Lepsius habe zu seinem Verständnis von Theologie gesagt: "Die Philosophie ist für mich die theoretische Kritik der Wirklichkeit, die Theologie die praktische Kritik der Wirklichkeit". Wer hier wohl mittelalterlich argumentiert... Natürlich gehört die Erforschung eines solch ungeheuerlich komplexen Themas wie das des Völkermords an den Armeniern nicht in eine theologische Fakultät, sondern in eine historische oder politische. An einer theologischen Fakultät kann sicherlich der theologische Aspekt und auch die Hilfsarbeit der christlichen Organisationen untersucht werden, die übrigens vom "Frankfurter Hülfsbund" intensiver betrieben wurde als von Lepsius.

Frage: Für die Armenier ist Lepsius fast eine Kultfigur. Zu Unrecht?

Antwort: Meine Kritik bezieht sich ausschließlich auf den Politiker Lepsius mit seiner sehr konservativen Haltung in politischen Fragen, von der die Armenier nebenbei gesagt vermutlich überhaupt nichts wissen und die sie auch kaum interessieren. Zum Ende seines Lebens hin beklagte sich Lepsius über die mangelnde Hilfsbereitschaft der Armenier und auch eine gewisse Enttäuschung über sie ist bei ihm spürbar. Aber das ist doch nicht verwunderlich. Deutschland hatte schließlich den Krieg verloren und war für die Armenier weniger wert.

Frage: Viele Armenier sehen aber in Lepsius auch einen Garanten für eine engagierte Darstellung des Völkermords und stehen deshalb zum Lepsiushaus. Irren sie sich da?

Antwort: Was die Vergangenheit anbelangt, irren sich die Armenier nicht, da hat Lepsius genau diese Funktion erfüllt. Aber wir sind ein Jahrhundert weiter. Heute werden die Armenier mit der Erforschung von Lepsius geradezu betrogen, weil dadurch die Aufklärung des Völkermords in den Hintergrund rückt. Lepsius steht immerhin für die Vertuschung deutscher Mitverantwortung, nicht für ihre Aufklärung. Für die Armenier aber wären Erkenntnisse in dieser Frage von sehr großer Bedeutung. Denn die Bundesrepublik würde als Staat mit einem westlichen Wertesystem auf armenische Vorstellungen eingehen müssen, was die Türkei bekanntlich nicht tut. Deshalb irritiert mich, daß viele Armenier ihre eigenen Interessen nicht sehen und sich durch den Mythos "Lepsius" verführen lassen.

Frage: Es gibt auch eine Lepsius-Forschung in der Republik Armenien, wo ein Lepsius-Kongreß geplant ist.

Antwort: Da ich kein Armenisch beherrsche, kann ich nichts zur dortigen Forschung sagen. In der letzten Armenisch-Deutschen Korrespondenz, die deutschsprachig ist, las ich einen Artikel von einem dortigen Lepsius-Forscher über die Arisierung der Armenier durch die Lepsius-Mission. Da zwischen dem Autor und der deutschen Lepsiusforschung eine enge Verbindung besteht, wirft dieser Artikel auch ein Licht auf die hiesige Forschung. Manchmal sind diese Irrlichter wirklich besorgniserregend.

Frage: Also Schwamm über die Lepsiusforschung?

Antwort: Überhaupt nicht. Lepsius war eine sehr große Persönlichkeit und eine kritische Lepsiusforschung ist durchaus angebracht. Sie könnte sehr wohl vom Lepsiushaus betrieben werden, dafür ist dort auch die Kompetenz vorhanden. Aber es geht nicht, daß das Lepsiushaus die so wichtige Genozidforschung für sich in Anspruch nimmt, ohne dafür qualifiziert zu sein und die gesamte staatliche deutsche Förderung des Völkermords an den Armeniern dort landet. Im Vergleich zum Genozid ist die Person Lepsius dann doch von geringerer Bedeutung.

Frage: Aber Sie halten ja offensichtlich selbst die Lepsiusforschung für unzureichend, oder?

Antwort: Was den Politiker Lepsius anbelangt, ja. Über diesen Politiker Lepsius hat Herr Prof. Goltz übrigens mit einem Satz eigentlich alles gesagt: "Er war ein Kind seiner Zeit". Genau so sehe ich es auch. Die politische Anschauung von Lepsius war so konservativ wie die der meisten Deutschen der intellektuellen Mitte, die den Gang der Dinge nach Versailles bestimmte. Darum nochmals: Lepsius hat sich um die Armenier und die Aufklärung des Völkermords sehr große Verdienste erworben, aber ein großer oder gar einmaliger Deutscher sieht für mich anders aus.

hagalil.com 15-09-2008

Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!

Advertize in haGalil?
Your Ad here!

 

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved