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Ehre war das führende Prinzip:
Die Beteiligung der litauischen Juden im Zweiten Weltkrieg

Von Dov Levin

Der Zweck dieser Untersuchung (1) ist es, die Beteiligung des litauischen Judentums an dem aktiven Kampf gegen die Nazis während des Zweiten Weltkrieges zu schildern, zu analysieren und zu erklären; besonderes Gewicht legen wir auf den bewaffneten Kampf der litauischen Juden gegen die Deutschen und ihre Verbündeten in all seinen Erscheinungen.

Im Verlauf der Untersuchung, die sich auf Dokumente, bibliographische Daten und über 200 speziell durchgeführte Interviews (2) stützt, beabsichtigen wir außerdem eine Unterteilung in die folgenden drei Themen: a) welche tatsächlichen Möglichkeiten hatten die litauischen Juden für die Teilnahme am aktiven Kampf während des Zweiten Weltkrieges und in welchem Maße sind sie angewendet worden? b) in welcher Anzahl und mit welcher Bedeutung kämpften die litauischen Juden in verschiedenen Einheiten gegen die Deutschen? c) welchen Einfluß hatten diese Juden auf die genannten Einheiten?

Um es zusammenzufassen: wie war die aktive Kriegsleistung der litauischen Juden in ihrem Ausmaß und ihrer Einzigartigkeit?

Wir finden es wichtig, diese Fragen ausführlich zu beantworten, da in der sowjetischen Geschichtsschreibung die Tendenz besteht, die Beteiligung der Juden allgemein und im besonderen der litauischen Juden an der Kriegsleistung vollkommen unbeachtet zu lassen oder mindestens als bedeutungslos hinzustellen. Das kann damit erklärt werden, daß die Veröffentlichung der Tatsachen in ein Dilemma führen würde: jedes zusätzliche Detail, mit dem die litauischen Juden zum Kampf gegen die Deutschen beitrugen, wird notwendigerweise die sowieso armselig erscheinende Rolle der Litauer noch herabsetzen. Dieses Problem zeigt sich auch in der Beschaffenheit eines großen Teiles der verfügbaren Daten, deshalb wurden Methoden entwickelt, mit deren Hilfe man die Daten erklären, Fehlendes auffinden (besonders in bezug auf die Juden) und "zwischen den Zeilen lesen" konnte.

Mit der Bezeichnung "litauische Juden" meinen wir nicht die jüdische Bevölkerung des unabhängigen Litauens (zwischen den zwei Weltkriegen), sondern die jüdische Bevölkerung der Litauischen Sowjetischen Sozialistischen Republik, innerhalb der im Jahre 1940 errichteten Grenzen — das Gebiet einschließlich Vilnius, Švenčionys, Trakai, Eišiskés und anderer Gebiete. Wir verwenden diese Definition, obwohl der Landstreifen um Vilnius nur zu Beginn des Zweiten Weltkrieges, fast eineinhalb Jahre vor der deutschen Besetzung, an Litauen angeschlossen war; und zwar aus dem Grunde, weil während der meisten Zeit des Zweiten Weltkrieges das gesamte Gebiet von einer Zivilregierung verwaltet wurde, ob es nun Litauer, Sowjets oder Deutsche waren. Der zweite, vielleicht noch wichtigere Grund ist das übliche Schicksal, das diese Juden sowohl bei der Massenvernichtung als auch bei der Beteiligung am Kampf derjenigen Einheiten, die aus der Bevölkerung des gesamten Territoriums gebildet worden waren, erlitten haben.

Die Nazibesetzungszeit Litauens dauerte von Ende Juni 1941 bis Januar 1945, als die Deutschen sich vor dem Druck der sowjetischen Armee (mit Beteiligung der litauischen Division) zurückzogen. Aber die Juden von Vilnius hatten bereits während des kurzen Krieges im September 1939 mit den Mannschaften der polnischen Armee gegen die deutschen Truppen gekämpft. Außerdem setzten die litauischen Juden nach der Befreiung oder zweiten Eingliederung Litauens bis zur Unterwerfung der Deutschen am 8. Mai 1945 ihren Kampf gegen die Deutschen und ihre Verbündeten als Soldaten und Partisanen fort.

Für unser Thema ist die Zeit vom 1. September 1939 bis 8. Mai 1945 von Bedeutung, d. h. die gesamte Zeitspanne des Zweiten Weltkrieges in Europa. Das Hauptthema unserer Untersuchung stellen die Aktivitäten der litauischen Juden in dem oben erwähnten Territorium dar; wir sollten aber auch die Kriegsleistung von denjenigen verfolgen, die sich nach Kriegsbeginn, auf dem einen oder anderen Wege dorthin gekommen, in dem unbesetzten Teil der UdSSR befanden. Geographisch umfaßt das Gebiet, in dem die litauischen Juden gegen die Deutschen kämpften, alle diejenigen Schlachtfelder, auf denen die Juden mit einer beträchtlichen Beteiligung gekämpft hatten, es umfaßt einen großen Teil von Zentralrußland, dehnt sich westwärts in Form eines Dreiecks aus, an dessen Spitze die Stadt Gorky am Flusse Volga(3) liegt, und dessen Seiten sich bis zum Baltischen Meer erstrecken, und es um schließt außer Litauen noch Teile von Lettland, Weißrußland, Polen und Ostpreußen. Die Ergebnisse und das anschauliche Material sind in drei Teile geteilt.

* * *

Dieser Teil befaßt sich mit dem soziologischen, ökonomischen und kulturellen Hintergrund der jüdischen Gemeinde in Litauen. Am Ende des Ersten Weltkrieges haben die Juden von Litauen, die zu der Zeit die größte nationale Minderheit des Landes (7,5 %) darstellten, zur litauischen Unabhängigkeit stark beigetragen. Sie besaßen anfänglich gleiche Rechte und sogar in großem Umfange soziale und kulturelle Autonomie. Das damals errichtete Bildungs- und Kultursystem, das sich auf nationale Werte und den Gebrauch von Hebräisch und Jiddisch gründete, umfaßte fast alle litauischen Juden, deren nationales Bewußtsein auf diese Weise gestärkt worden war, und denen die Kraft der kulturellen und bildungsmäßigen Erfahrung einen besonderen Charakter verlieh.

Einige dieser besonderen Züge der litauischen Juden, die später die Form und den Gehalt ihres Kampfes gegen die Nazis bestimmen sollten, bezogen sich vorwiegend auf nationale und kulturelle Eigentümlichkeiten. Jakob Lesheinski beschreibt sie folgendermaßen(4): "Ein litauischer Jude glich sich weniger an als andere, obwohl er nicht sehr stark religiös war. Er war unbeugsam in seinem Judentum und der nationalen Tradition ergeben ... In den großen und kleinen litauischen Städten wurde Hebräisch ebenso frei gesprochen wie Jiddisch. An keinem anderen Ort der Welt war ihre nationale jüdische Intelligenz dergestalt wie in Kaunas, Vilnius und anderen Städten in der Umgebung." Diesbezüglich fanden bis zum Zweiten Weltkrieg keine wesentlichen Veränderungen statt, während sich die Situation in Wirtschaft und Verwaltung, und demzufolge die Beziehung zu den Litauern, von Jahr zu Jahr verschlechterte(5), so daß man im Jahre 1940, als Litauen sowjetische Republik wurde, einer tiefgreifenden Krise gegenüberstand.

Die Juden betrachteten im Vergleich zu der Herrschaft der Nazis die Sowjetherrschaft als das kleinere Übel. Die Litauer sahen darin einen Verrat und nach der deutschen Invasion in Litauen rächten sie sich, kollaborierten mit den Nazis und brachten Juden um. Auf der anderen Seite brachte die Sowjetisierung die litauischen Juden in eine Notlage, denn durch die Nationalisierung von Handel und Industrie wurden sie relativ stärker betroffen als die Litauer(6). Großes Unglück widerfuhr der jüdischen Gemeinde auch durch die Abschaffung fast all ihrer sozialen, religiösen und nationalen Institutionen, ebenso der politischen Parteien und Bewegungen. Eine Anzahl der zionistischen Jugendbewegungen ging in den Untergrund. Während die vorher eingesetzte Führerschaft sich als zu schwach erwies und sich zurückzog, nachdem sie die meisten ihrer Aktivitäten aus verschiedenen Gründen aufgegeben hatte, waren junge Kräfte herangewachsen, die sich zusammengeschlossen hatten. Sie sollten später im Kampf gegen die Nazis noch eine große Bedeutung gewinnen.

Die Nazis besetzten im Zuge ihrer Invasion in die UdSSR im Juni 1941 Litauen innerhalb von zwei oder drei Tagen. Von der dort ansässigen Viertelmillion Juden (wobei die jüdische Bevölkerung des Landstreifens von Vilnius, der im Oktober 1939 von Litauen annektiert worden war, einbezogen ist) erreichten offensichtlich nicht mehr als 15 000(7) erfolgreich die unbesetzten Teile der Sowjetunion, einige von ihnen mit Fahrzeugen, andere zu Fuß. Viele von denen, die zurückgeblieben waren, wurden von den Litauern verwundet oder umgebracht, auch bevor die Wehrmachttruppen erschienen.

Unter diesen Umständen teilte der blinde Zufall die litauischen Judenfamilien oft in zwei Teile, die sich dann auf beiden Seiten der Front befanden. Nachdem die Deutschen einmarschiert waren, gab es häufig den Fall, daß zwei Mitglieder einer Familie aus einer bestimmten Stadt gegen die alte sowjetische Grenze vordrangen: einer von ihnen konnte sie erfolgreich überschreiten, begab sich zu der Nachhut in die UdSSR und schloß sich dort der regulären Armee an, während der zweite angehalten und zur Rückkehr gezwungen wurde. Wenn dieser zweite die ersten Wellen der Vernichtung überlebte, konnte er sich einer Untergrundorganisation oder den Partisanen anschließen. Auf diese Weise geschah es unbeabsichtigt, daß Söhne derselben Familie auf beiden Seiten der Front in verschiedenen Reihen kämpften.

* * *

Dieser Teil beschäftigt sich mit denjenigen litauischen Juden, die im Juni 1941, meist als Flüchtlinge die UdSSR erreichten und dann als aktive Soldaten der regulären Armee am Kriege teilnahmen. Die meisten von ihnen dienten in der Litauischen Division, der Rest in anderen Einheiten, die inzwischen in der Sowjetunion aufgestellt worden waren. Die Einstellung in die Rote Armee wurde vielen von ihnen zunächst verwehrt, denn die Autoritäten waren gegenüber der Bevölkerung aus den Westgrenzgebieten, die erst vor so kurzer Zeit von der UdSSR annektiert worden waren, höchst mißtrauisch.

Das änderte sich hauptsächlich aufgrund folgender zwei Faktoren:

1. Der traditionelle Haß der Litauer gegen die Russen, der noch aus den Tagen des zaristischen Jochs herrührte. Dieser Haß wurde durch den im Jahre 1918 mißlungenen Versuch der Russen (damals als Bolschewiken), ihre Herrschaft zu erneuern und Litauen zu einer Sowjetrepublik zu machen, sowie durch den Erfolg dieser Bestrebungen im Jahre 1940 noch verstärkt. Das veranlaßte die Litauer zur Zusammenarbeit mit den Deutschen, stärkte sie bei der Vertreibung der Roten Armee aus Litauen und führte dazu, daß sie sich später in großer Zahl verschiedenen militärischen Organisationen im deutschen Dienst anschlössen.

2. Der hartnäckige diplomatische Kampf zwischen den Sowjets und ihren westlichen Alliierten bezüglich der zukünftigen Grenzen und Einflußbereiche in Europa und den baltischen Ländern, wobei Litauen eines ihrer Objekte war. Um ihre Position zu stärken, bemühten sich die Sowjets, der Welt, und besonders den Litauern, zu beweisen, daß sich die litauische Nation nicht nur mit dem Krieg gegen die Deutschen identifizierte, sondern auch mit Waffen für die Wiederherstellung der Sowjetischlitauischen Republik kämpfte(8). Unter anderen Mitteln, die dieser Politik dienten, stellte die UdSSR an der Front zwei litauische Kampfeinheiten auf — die Nationale Litauische Infanterie-Division Nr. 16 (aufgestellt im Dezember 1941) — und im Hintergrund, im besetzten Litauen — die Partisanenformation, deren Führerschaft mit Fallschirmen in diesem Gebiet abgesetzt wurde.

Die meisten der Flüchtlinge aus Litauen waren Juden, die, wie oben erwähnt, ihre Kampfbereitschaft bereits bewiesen hatten, und diese dienten natürlicherweise als menschliches Potential für die Aufstellung der neuen Einheiten. So ergriffen die für die Mobilmachung verantwortlichen Autoritäten einige Maßnahmen, um die Einstellung von Juden stärker anzuregen. Eine dieser Maßnahmen war die Errichtung von Rekrutierungsbüros mit einer beträchtlichen Anzahl von Juden in der Verwaltung in Mittelasien, wo viele jüdische Flüchtlinge eingetroffen waren.

Die so aufgebaute Litauische Division beteiligte sich an der heftigen Schlacht von Oriol (1943), in der sie viele Soldaten verlor, sowie an der Befreiung von Litauen und Kurland (1944/45). Für annähernd ein Jahr war sie vorwiegend aus Juden zusammengesetzt. Außerdem bestand eine Anzahl von Schützeneinheiten, wie die 6. Schwadron des 167. Infanterieregiments, ganz zu schweigen von dem Sanitätsbataillon, zu 80 bis 90% aus Juden. Die Litauer befanden sich hauptsächlich im Artillerieregiment und in den Dienstgraden des Oberkommandos, während die Russen in dem dritten Bataillon eines jeden Infanterieregiments dienten. Diese Zusammensetzung der Division war für die jüdischen Soldaten der Grund, sie als "eine jüdische Division, mit ein paar Litauern verziert"(9) darzustellen.

So fand in dieser Truppe eine auffallende Konzentration von Juden statt, Juden mit starker nationalkultureller Tradition, nahezu 100% von ihnen sprachen Jiddisch und rund 70—80% hatten gute Kenntnisse im Hebräischen. Überdies lag das Kommando dieser Einheiten in den Händen von Juden (sie waren mindestens niedrig- oder mittelrangige Offiziere). Diese Situation verursachte ein überschwängliches jüdisches Leben, Jiddisch war die herrschende Sprache in den täglichen Angelegenheiten und manchmal sogar im offiziellen militärischen Kommunikationssystem, da der Anweisende, der Sender und der Empfänger des Befehls allesamt Juden waren. Wegen des gemeinsamen kulturellen Hintergrundes, der die sozialen Grenzen überwand, und auch wegen der besonderen demographischen Zusammensetzung (eine große Anzahl der Menschen hatte verwandtschaftliche Beziehungen untereinander, kam aus derselben kleinen Stadt, hatte einst die gleiche Schule besucht oder derselben Jugendbewegung angehört), zeigten die jüdischen Soldaten aller Ränge große Solidarität und Bereitschaft zu gegenseitiger Hilfe. Die gemeinsame Sache und die gemeinsame Sorge um das Schicksal ihrer Familien, außerdem die Reaktion auf ihre Vernichtung, stärkte nicht nur die Solidarität unter ihnen, sondern war auch verantwortlich für die Zielsetzung, mit der ein beträchtlicher Teil der jüdischen Soldaten die wichtigsten Gründe für ihren Kampf definierten: Krieg gegen die Deutschen, und zwar nicht notwendigerweise ein Kampf auf sowjetischer Seite. Die Motivierung war also persönliche und nationale Rache(10).

Daß sich die jüdischen Soldaten "zu Hause" fühlten, war bis zu einem gewissen Grade bedingt durch die befehlshabenden Offiziere, die nicht nur den Gebrauch des Jiddisch, sondern auch die gemeinschaftlichen Gebete und Abendveranstaltungen mit Liedern in Jiddisch und Hebräisch tolerierten, Abende, die nicht selten mit dem Tanz der Hora endeten(11). So wie die Mobilisierungspropaganda teilweise in Jiddisch erfolgt war, wurde diese Sprache auch für eine besondere Art der Propaganda innerhalb der Division verwendet, zum Beispiel wendeten sich die Kommissare und Soldaten am Vorabend eines Kampfes in Jiddisch an die Massen und betonten in ihren Reden, daß die jüdischen Soldaten eine furchtbare Rechnung mit den deutschen Faschisten zu begleichen hätten, nämlich die für den Mord an ihren Leuten in Litauen.

Aber die Kampfwut der jüdischen Soldaten, auf persönliche und nationale Rache gegründet, wurde der Zeit und den Umständen entsprechend von den Geboten der jeweiligen sowjetischen Politik eingedämmt. Das Motiv der Rache begrüßte man in den Jahren 1942/43, als die jüdischen Soldaten den deutschen Truppen in Oriol und in Weißrußland gegenüberstanden, es war aber in den Jahren 1944/45 nicht mehr brauchbar, als die Division nach Litauen gelangte, und die jüdischen Soldaten dort der Realität der Massenvernichtung und der engen Gemeinschaft der deutschen und litauischen Mörder gegenüberstanden.

Durch den schweren Schock fühlten sich die jüdischen Soldaten verzweifelt und enttäuscht, und es folgte eine weitverbreitete soziale Gesetzlosigkeit in den nachstehenden Formen: a) außergewöhnliche Nachlässigkeit im Kampf; b) zunehmend gewaltsame Behandlung deutscher Kriegsgefangener; c) offener Haß und Feindseligkeit gegenüber der lokalen Bevölkerung; d) totale Ablehnung von allem, was mit Litauen, einschließlich der Litauischen Division, zusammenhing; e) Auftreten von Depressionen, Introvertiertheit und Massenhysterie.

Beunruhigt über diese Folgen, besonders gemäß c), d) und e), die das Image der Einheit in den Augen der Bevölkerung zerstört und auch die Moral innerhalb der Division gesenkt hätten, traf das Oberkommando und seine politische Abteilung eine Reihe von Maßnahmen, darunter die folgenden: a) Betonung der Verantwortung der Deutschen für die Greueltaten, um die Haltung, die durch den Vergleich der jüdischen und litauischen Opfer entstanden war, zu ändern; b) Gebrauch von Überredungskünsten in Form von Massentreffen, deren Propaganda speziell auf die jüdischen Soldaten ausgerichtet war; c) Beseitigung der Ursachen für Depressionen, von denen die jüdischen Soldaten befallen wurden. Z. B. wurde das Singen der Ballade "Stiller, stiller", die im Ghetto von Vilnius(12) komponiert worden war, verboten; d) Einführung einer Bestrafung für Racheakte.

Die Eigenart der jüdischen Atmosphäre, wie sie in keiner anderen Kampfeinheit während des ganzen Zweiten Weltkrieges anzutreffen war (außer in der jüdischen palästinischen Formation), wurde zweifellos durch die notwendige politische Linie aufrechterhalten, die auch die Aufstellung der Division mitbestimmt hatte. Ein bemerkenswertes Beispiel war die Korrespondenz mit ausländischen Verwandten. Im Mai 1942, zur Zeit der Verhandlungen über die Eröffnung der zweiten Front, wurden die Soldaten aufgefordert, ihren Freunden und Verwandten im Ausland über diese Sache in ihren Briefen zu berichten, und die heroischen Taten im Kampf gegen die Nazis zu beschreiben. Schreibmaterial wurde zur Verfügung gestellt und es wurde sogar Hilfe beim Adressenschreiben angeboten. Die jüdischen Soldaten, für die im Gegensatz zu den Litauern und Russen, die Korrespondenz mit Verwandten und Freunden im Ausland eine althergebrachte Tradition war, benutzten diese Politik auch nachdem sie eingestellt worden war als ein legitimes Vorrecht, und hielten den Kontakt zu den Ausländern (einschließlich Palästina) bis zum Ende des Krieges aufrecht. Briefe und Nahrungspäckchen aus dem Ausland waren für die jüdischen Soldaten seelisch von großer Bedeutung, und ihr eifriges Interesse an ihnen bereitete den kommunistischen Parteifunktionären vielfach Ärger.

In bezug auf den hohen Anteil an jüdischen Soldaten in der Division, wurde die Ein-Drittel-Quote für verschiedene Angelegenheiten von der politischen Führung eingeführt. Diese Quote wurde bei der endgültigen Aufnahme von jüdischen Kandidaten in die Kommunistische Partei angewendet, in Übereinstimmung mit dem Prinzip der ausgeglichenen nationalen Zusammensetzung der Partei. Die Zahl der litauischen Kommunisten sollte nicht wesentlich kleiner sein als die der Kommunisten jeder anderen Nationalität. Während einer bestimmten Zeit wurde unter anderen Gründen auch die nationale Herkunft bei der Auszeichnung mit Medaillen und Orden in Betracht gezogen. Die Regel über ein Drittel, in Übereinstimmung mit den drei überwiegenden Nationalitäten innerhalb der Division, konnte nicht umgestoßen werden. Das wurde klar ersichtlich, als zwölf Soldaten mit dem Titel des Helden der Sowjetunion ausgezeichnet wurden: vier Juden(13), vier Litauer und vier Russen. Aus diesem Grunde bestand auch die Tendenz, die Namen von jüdischen Kämpfern, die Schlagzeilen in der Presse gemacht oder einen Weg in die Literatur gefunden hatten, zu beseitigen oder mindestens die typisch jüdischen Namen so zu ändern, daß sie unkenntlich waren.

Zusätzlich zur Litauischen Division, in der während ihres ganzen Bestehens annähernd 5500 litauische Juden gedient hatten(14), gehörten den polnischen Armeen von General Anders und General Berling mindestens 1000 Juden an, und viele kämpften in verschiedenen Einheiten der Roten Armee, sowohl an der Westfront als auch im Fernen Osten gegen die Japaner. Aber keine dieser Einheiten hatte ein so spezifisch jüdisches Gepräge, wie es die Litauische Division auszeichnete.

* * *

Dieser Teil befaßt sich mit denjenigen Juden, mehr als 220 000(15) an der Zahl, die in dem von den Nazis besetzten Litauen zurückgeblieben waren. Das Hauptthema ist der aktive Kampf eines kleinen Restes, der die von den Litauern und Deutschen durchgeführten systematischen Vertilgungen, insbesondere innerhalb des Programms der Einsatzgruppe A (Hilfspolizei), überlebt hatte. Zu Beginn des Jahres 1942 (etwa ein halbes Jahr nach der Invasion) befanden sich in ganz Litauen mehr als 40 000 Juden, deren überwiegende Mehrheit sich auf die Ghettos von Vilnius, Kaunas, Šiauliai und Švenčionys konzentrierte. In diesen Ghettos wurden erfolgreich "Operationen" und andere Ausweisungen durchgeführt, bis eines nach dem anderen zerstört wurde, angefangen mit Švenčionys im April 1943 und beendet mit Šiauliai im Juli 1944, kurz bevor die Deutschen von der Sowjetarmee aus Litauen vertrieben wurden.

Der einzig mögliche Verbündete für den jüdischen Widerstand war die sowjetische Partisanenbewegung, deren Aktivität im Jahre 1942 begann. Dieser späte Beginn verhinderte eine organisatorische Entwicklung und beschränkte die Freiheit der Manöver, besonders die Zusammenarbeit der Partisanenkriegführung. Außerdem waren sie zu Beginn der Nazibesetzungszeit, als noch rund 220 000 Juden in Litauen lebten, nicht für den Kampf ausgerüstet und hatten keine echten Verbündeten, während es im Jahre 1942 und später, nachdem sich einige Möglichkeiten aufgetan hatten, praktisch gar keine jüdische Gemeinde mehr gab — alles, was übriggeblieben war, waren etwa 40 000 Leute, meist Frauen.

Trotzdem existierten bewaffnete Widerstandsorganisationen in jedem der vier oben erwähnten Ghettos, mindestens zu Beginn des Jahres 1942. Diese Organisationen umfaßten zusammen 1500 Personen, hauptsächlich junge Leute im Alter von 18—25 Jahren, Mitglieder der Zionisten und anderer Jugendbewegungen. Die Widerstandsbewegung zog Leute aus allen Bereichen der Bevölkerung heran, und ihre Ideen gruben sich tief in das Bewußtsein der Gemeinde ein. In der anhaltenden ideologischen Entwicklung jeder dieser Untergrundorganisationen waren die folgenden drei Prinzipien von äußerster Wichtigkeit: 1. Organisation von Widerstand und aktivem Aufstand für die Zeit, wenn dem Ghetto die Vernichtung drohen würde; 2. Kampf gegen den Feind (die Deutschen und ihre Kollaborateure), unter Gebrauch jeglicher Mittel und an jedem Ort, verbunden mit Verteidigung oder ohne, getrennt oder gemeinsam mit der Kriegführung der Partisanen; 3. Lebensrettung der Juden durch die Organisation von Fluchtmöglichkeiten in die Wälder für einzelne oder Gruppen, die dann Anschluß an die Partisanen gewinnen oder von ihnen betreut werden konnten, außerdem das Ausfindigmachen aller Arten von Zufluchtsstätten in Städten und Dörfern. Die einzelnen Widerstandsbewegungen unterschieden sich tatsächlich untereinander durch die Wichtigkeit, die sie jedem dieser Prinzipien beimaßen und durch die Bedeutung, die diesen Prinzipien während bestimmter Perioden zukam.

Während in den Ghettos von Kaunas, Švenčionys und Šiauliai das Programm für die Flucht in die Wälder ohne viel Widerspruch entwickelt worden war, bestand in Vilnius fast während der gesamten Existenz des Ghettos die bittere Streitfrage, ob man "im Ghetto oder im Wald kämpfen solle?" Die Uneinigkeit zwischen diesen beiden Ansichten war einer der Gründe für die Aufstellung von zwei Widerstandsorganisationen in diesem Ghetto; die meisten politischen Parteien hatten sich unter ihnen aufgeteilt. Aufgrund einer Anzahl günstiger Bedingungen, wie die geographische Lage (dichter Wald in einer Entfernung von 40 km), ethnische Besonderheiten (das Vorhandensein einer polnischen nationalen Minderheit, deren Haß gegenüber den Juden nicht so stark war wie gegenüber den Litauern und Deutschen), und der traditionelle Selbstverteidigungstrieb, waren im Ghetto von Vilnius die Aktivitäten der Untergrundorganisationen viel intensiver als in Švenčionys und Kaunas, besonders im Vergleich zu Šiauliai, einer Stadt, die weit vom Walde entfernt lag und selten von den geheimen Boten erreicht wurde, die die verschiedenen Ghettos in Polen und Vilnius besuchten und miteinander in Verbindung brachten(16). Nur im Ghetto von Vilnius nahm der jüdische Untergrund am Vorabend vor der Zerstörung des Ghettos (1. September 1943) den Waffenkampf gegen die Nazi-Sicherheitsmächte auf. Andererseits verursachte die große Spannung zwischen den Untergrundorganisationen und den jüdischen Autoritäten in Vilnius wiederholte Krisen, was in Kaunas und Šiauliai nicht der Fall war. In diesen beiden Ghettos, besonders in Kaunas, unterstützte die jüdische Polizei sehr wirksam die Untergrundorganisationen(17).

Einige Mitglieder der Untergrundorganisationen wurden von den Deutschen gefangengenommen und in die Konzentrationslager in Deutschland (Dachau, Kaufering), Estland (Goldfilz, Klooga) oder Lettland (Riga, Kaiserwald) gebracht. Sie setzten in den Konzentrationslagern ihre kulturellen Aktivitäten im Untergrund fort und trafen Vorbereitungen für Flucht und Widerstand.

In den litauischen Arbeitslagern wie Bezdany, Kaišiadorys, Kédainiai und anderen arbeiteten kleinere Widerstandsorganisationen. Ein Teil von ihnen konnte erfolgreich aus den Lagern ausbrechen und sich dann den Partisaneneinheiten in den Wäldern anschließen. Aus all den Ghettos und Lagern in Litauen flohen insgesamt 1150 Personen unter der Schutzherrschaft des Untergrunds; 650 flohen selbständig, sowohl einzelne als auch ganze Familien, und zwar hauptsächlich Juden aus kleineren Städten. Sie wanderten Monate und Jahre hindurch von einem Dorf zum anderen, von einem Wald zum anderen.

Diejenigen Juden (mindestens 1800 an der Zahl), die aus den Ghettos, Arbeitslagern und anderen Orten geflohen waren, verteilten sich in den Wäldern folgendermaßen (die Zahlen sind angenähert):

1. 450 befanden sich in den Kampfeinheiten der weißrussischen Partisanenbewegung; 350 von ihnen wurden in die "Voroshilov"- und die "Spartak"-Brigade aufgenommen, einige andere in die Einheiten in den Wäldern von Narocz, Koziany und Nalibok, die restlichen hundert in die "Leninskii Komsomol"-Brigade im Wald von Nacza.

2. 850 gehörten zu den Kampfeinheiten der litauischen Partisanenbewegung(18); 50 von ihnen gingen in die Žalgiris-Brigade (im Wald von Švenčionys und Narocz); 400 waren im Wald von Rudninkai in der Vilnius-Brigade, 200 in der Kaunas-Brigade, 100 in der Trakai-Brigade und einigen anderen Einheiten, die restlichen hundert in anderen Brigaden an verschiedenen Orten Litauens.

3. 250 waren in Lagern für die Familien der Kämpfenden und für andere Gruppen, 70 von ihnen in der Gruppe der Feinsteinbrüder (im Wald von Jurbarkas), 30 in der Gruppe der Chaluzinbrüder (Wald von Kelmé), 50 in der Weinsteingruppe im Wald von Simnas und in anderen Gruppen.

4. 100 befanden sich in Kampfeinheiten außerhalb von Litauen.

So hatten sich mindestens 1650 litauische Juden den verschiedenen Kampfeinheiten in den Wäldern angeschlossen. Ungefähr 150 Flüchtlinge konnten ihr Ziel nicht erreichen. Wir kennen die Namen einiger fünfzig von ihnen, die noch auf dem Wege umgebracht wurden(19), andere sind in die Ghettos zurückgekehrt.

Wegen des Antisemitismus und aus einigen anderen politischen Gründen wurde es nicht allen Juden gestattet, sich den dort arbeitenden Partisaneneinheiten anzuschließen, wenn sie die Wälder erreicht hatten. Auf der anderen Seite wollten die Kommandeure der Partisanen keine vollkommen jüdischen Partisaneneinheiten akzeptieren, obwohl sie sich durch die von ihnen gezeigte Kampfqualität bewährt hatten. Dies waren die Partisanenbataillone "Mest" (Rache) im Wald von Narocz und vier Bataillone von Vilnius in Wäldern von Rudniki: "Mstitel" (Rächer), "Za pobedu" (Für den Sieg), "Smert' fašizmu" (Tod dem Faschismus) und "Borba" (Kampf)(20). Einige dieser Einheiten wurden entlassen, in anderen wurden die jüdischen befehlshabenden Offiziere durch nichtjüdische ersetzt.

Um es zusammenzufassen: Die litauischen Juden entwickelten, trotz harter Bedingungen (politische, technische, geographische und andere), die ihre Flucht vor der Naziherrschaft und ihre Aufnahme in die Einheiten aktiver Kämpfer erschwerten, eine Widerstandsbewegung und lieferten bewaffnete Kämpfe, mindestens 10 000 Männer und Frauen waren daran beteiligt. Ungefähr 5500 von ihnen dienten in der Litauischen Division, solange sie existierte, 1500 in anderen Einheiten der Sowjetarmee, 1000 in den polnischen Armeen von General Anders und General Berling, und über 2000 schlossen sich den Partisanenbewegungen oder den Widerstandsbewegungen in den Ghettos oder Arbeitslagern an.

Die kulturelle und nationale Tradition, die diese Kämpfer aus der Vergangenheit mitbrachten, gab den Kampfeinheiten, in denen sie die Mehrheit darstellten, wie der Litauischen Division und einigen 8—10 Partisaneneinheiten, einen spezifisch jüdischen Charakter.

Eine der wesentlichen Fragen, die am Ende dieser zahlenmäßigen Zusammenfassung auftreten, und der wir hinzufügen dürfen, daß von all den litauischen Juden nicht mehr als 10 % überlebten (25 000, worin die 5000 überlebenden Kämpfer eingeschlossen sind), ist diese: Kann man die Rettung der Juden vor dem Tode als Zweck des jüdischen Kampf es gegen die Nazis ansehen, oder hatte dieser Kampf einen eigenen Wert für sich?

Die Ereignisse im Ghetto von Vilnius (der Kampf auf den Barrikaden am 1. September 1943) und deren traurigen Ergebnisse zeigen, daß sie weit mehr von Emotionen als von der Vernunft angetrieben worden waren, die Ehre war das führende Prinzip. Diese Situation wird eindrucksvoll von Dr. Elkes, dem Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde in Kaunas, geschildert, der im Verlauf einer Diskussion zur Unterstützung des Untergrunds sagte: "Dies ist der ehrenwerte Weg, dem wir alle folgen sollten. Ich nehme alle Verantwortung auf mein Gewissen; dieser Weg ist richtig, soweit er den Rest des litauischen Judentums, ebenso wie alle jüdischen Menschen, betrifft. Man sollte jede Gelegenheit für Widerstand ergreifen, besonders, wenn es ein ehrenwerter Kampf ist".(21) Solche Aussagen und noch mehr die ihnen folgenden Aktionen sind von großer historischer Bedeutung, und sie können weder durch rationale Urteile noch durch irgend etwas anderes entwürdigt werden.

Die Komplexität dieser und anderer damit verbundener Probleme gehört nicht zum Bereich unserer Untersuchung, erfordert aber eine eigene Nachforschung. Dies bezieht sich natürlich auf alle jüdischen Gemeinden unter den Nazis während des Zweiten Weltkrieges, daher die Notwendigkeit einer vergleichenden Untersuchung. Jeder Versuch, die Ergebnisse einer solchen Forschung vorwegzunehmen, wird notwendigerweise unvollständig und ergebnislos sein.

Dieser Artikel erschien in Acta Baltica 16, 1976.

Professor Dov Levin ist einer der bedeutendsten internationalen Forscher zur Geschichte der osteuropäischen jüdischen Gemeinden. Er ist emeritierter Direktor des "Harman Institute of Contemporary Jewry" an der Hebräischen Universität Jerusalem. Professor Levin wurde in Kovno, Litauen geboren und war Mitglied der Anti-Nazi Untergrundbewegung im Ghetto Kovno. Mehr Informationen und Publikationsliste.

Anmerkungen:
(1) Dieser Artikel ist die Zusammenfassung einer umfangreichen Untersuchung, die vom Institute of Contemporary Jewry, The Hebrew University in Jerusalem, in den Jahren 1965—1969 durchgeführt wurde, unterstützt von der Hilfe der Memorial Foundation for Jewish Culture, und erschien kürzlich im Druck unter dem Titel THEY FOUGHT BACK: Lithuanian Jewry's Armed Resistance to the Nazis (Jerusalem: The Hebrew University of Jerusalem and Yad Vashem, Martyrs and Heroes Remembrance Authority, 1974), 266 Seiten. Der Autor ist ABRAHAM SPIEGELS Forschung Mitarbeiter.
(2)
Diese Interviews wurden von der Oral History Division des Institute of Contemporary Jewry abgehalten. Die meisten von ihnen wurden aufgeschrieben und gedruckt. Für Einzelheiten über diese Interviews siehe: The Hebrew University of Jerusalem. The Institute of Contemporary Jewry, Oral History Division, Katalog Nr. 3, Jerusalem, 1970, Interviews Nr. 18—32 (S. 9—13), Nr. 478—618 S. 138—172.
(3) Die Aufmerksamkeit wird auf das Dorf Balakhna gelenkt, wo im Dezember 1941 die 16. Litauische Schützendivision der Roten Armee aufgestellt wurde.
(4) Das Zitat ist aus einem Artikel von J. Leshcinsky (einem berühmten Wissenschaftler der jüdischen Demographie und Soziologie), Cburbana's shel Jahadut Litta (Das Mißgeschick der Litauischen Juden), Hatzofe Tel Aviv, 8. April 1945, S. 2.
(5) Eine Zusammenfassung von dem Vortrag des Autors beim Kongreß, siehe: Dov Levin, Ha'am Halitay Vehajehudim Ba'shoa (Die Litauer und die Juden während der Massenvernichtung), Proceedings of the Fifth World Congress of Jewish Studies, Jerusalem, 1972, II, 217—23, English Abstract, S. 228—29.
(6) In der litauischen Geschichtsschreibung wird auch erwähnt, daß unter den 986 Industrien, die nationalisiert wurden, 560 (57 °/o) den Juden gehörten (Lietuviu Archyvas, Bolševizmo metai [Vilnius: Studiju Biuro Leidinys, 1943], IV, 204, Tab. 6).
(7) In den sowjetischen Quellen wird die Zahl der "Evakuierten" (Flüchtlinge) aus Litauen im Sommer 1941 zwischen 20 000 und 42 000 angegeben. Siehe J. Dobrovolskas, Lietuviai Didžiojo Tevynés Karo frontuose (Litauer an der Front des großen vaterländischen Krieges), Vilnius: Mintis, 1967, S. 148; außerdem A. U. Polyakov, ed., Esalony idut na Vostok (Die Truppentransporte gehen nach Osten), Moskva: Nauka, 1966, S. 19. Obwohl diese letzte Quelle sich auf das Material des Komsomol Central Committee Archievs stützt, ist die Zahl zweifellos übertrieben. Auf der anderen Seite ist eine andere Quelle von Bedeutung: K. Varasinskas, Karo sukuriuose (Wirbelwinde des Krieges), Vilnius: Mintis, 1969, S. 39, die darauf hinweist, daß die Ergebnisse der Zählung der litauischen Flüchtlinge in die Sowjetunion, durchgeführt am 25. Mai 1943 und, die die Zahl von 20 000 angibt, unvollständig ist. Diese Quelle stellt fest, daß die 5504 Juden 65 % der 8446 zivilen Evakuierten aus Litauen umfassen. Die Schätzung von 15 000 Juden scheint deshalb realistisch.
(8)
Siehe die Memoiren des politischen Kommissars der Litauischen Division: J. Macijauskaus, "Tevynés Karo frontuose", Vilnius: Valstybine Grozines Literatüros Leidykla, 1953, S. 10.
(9) Zitiert nach der Aussage eines Leutnants des 249. Regiment L. Y. (Ben-Tzvi). Oral History Division (n. 2), Nr. 12/575, III, 24, (Jüdisch).
(10) Siehe M. Kahanoviš, "The Struggle of Jewish Partisans in Eastern Europe" (in Hebräisch), Tel Aviv: Ayanot, 1954, S. 142; H. Lazar, "Destruction and Rebellion" (in Hebräisch), Tel Aviv: Masu'ot, 1950 S. 234; außerdem die Aussage von B. Grin, Oral History Division (n. 2), Nr. 12/212, III, 6—9 (Jüdisch).
(11)
Ein jüdischer (National-)Tanz, der in Palästina populär war, besonders in Kibutzim und auch in der zionistischen Jugendorganisation in der Diaspora. Siehe I. Lehman, "The Unforgetable Hora" (in Hebräisch), in Mul ha'oyev Ha'natsi (dem Nazi-Feind gegenüber), I, Tel Aviv, 1962, 166—67; R. Levitan, "The Red Division With the Blue-and-White Way of Life" (in Hebräisch), BE-Mahane Nahal, 2. April 1965, S. 14—21.
(12)
Verfaßt von dem Dichter S. Katherginsky (Musik von Alex Volkovysky), der Gegenstand dieses Wiegenliedes ist ein jüdischer Vater, der in dem Mördertal von Paneriai (Ponary) umgebracht worden war. Für den Text des Liedes siehe M. Dvorzhetsky, "The Jerusalem of Lithuania in Resistance and Holocaust" (in Hebräisch), Tel Aviv: Mifleget Poaley Eretz-Yisrael, 1951, S. 259.
(13) Ihre Namen: Boris Cindel, Kaiman Schur, Grisha Uzhpol, Vulf Vilensky. Photos und andere Details von ihnen und von den acht anderen Helden sind in einem Album im Litauischen, Englischen, Deutschen und Französischen wiedergegeben. Siehe E. Dirvele und S. Kancedikas, eds., Kovu keliais (Weg der Schlachten), Vilnius: Vaga, 1961, S. 86-90.
(14) In einem der Sammelbücher der litauisch-sowjetischen Geschichtsschreibung wird über den Kampf der litauischen Zivilisten in der Roten Armee berichtet, daß am 1. Januar 1943 2971 Juden (29 %) in der Division waren, 136 davon waren Offiziere, 516 Feldwebel und 2319 gewöhnliche Soldaten. Siehe Dobrovolskas, S. 49, Tabelle 2.
(15) Von den rund 250 000 Juden, die vor dem Krieg in Litauen waren, wurden 7000 nach Sibirien verbannt, rund 15 000 flohen in die UdSSR und rund 8000 wurden beim Fluchtversuch oder bei Bombardierungen getötet.
(16) Unter den Geheimboten von Polen, die die Ghettos in Litauen erreichten, waren einige Nicht-Juden z. B. Jadzia Dudziec, Irena Adamowič. Für Einzelheiten siehe I. Kowalski, A Secret Press in Nazi Europe: The Story of tbe Jewish United Partisan Organization, New York: Central Guide Publishers, 1969, S. 119, 145, 163.
(17) M. Elinas und D. Gelperinas, Kauno getas ir ja Kovotojai (Das Ghetto von Kaunas und seine Kämpfer), Vilnius, Mintis, 1969, S. 119, 145, 163.
(18) In einem der Sammelbücher, dem wichtigsten der litauischen Geschichtsschreibung über Litauen, das eine englische Übersetzung über den Guerilla-Antinazi-Krieg enthält, wird die Zahl der Juden in der Partisanenorganisation von Litauen nur mit 731 angegeben. Siehe P. Štaras, Partizaninis judejimas Lietuvoje (Die Partisanenbewegung in Litauen), Vilnius: Mintis, 1966, S. 233.
(19) Alle Namen der gefallenen Kämpfer findet man in der "Biographical Dictionary of Jewish Resistance" (in Hebräisch), comp. Y. Granatstein und M. Kaganovic, I und II, Jerusalem: Yad Vashem, 1965, 1968.
(20) Über die jüdische Partisanenabteilung "Kampf ist ein Dokument mit persönlichen Einzelheiten (einschließlich Nationalitäten) von 78 Kämpfern erhalten geblieben. Eine Photographie von Teilen dieses Dokuments, das Originalformat beträgt 50 x 80 cm, wurde als Anhang zu einem Artikel von B. Merom veröffentlicht, "The Jewish Partisans in Lithuania" (in Hebräisch), in Universita, einer Halbmonatsschrift der He-brew University von Jerusalem, Nr. 40, Mai 1971, S. 9.
(21) Z. A. Brown und Dov Levin, Toldoteha shel Mahtereth (Die Geschichte eines Untergrunds: Der Widerstand der Juden von Kaunas während des Zweiten Weltkrieges), Jerusalem: Yad Vashem, 1962, S. 225. Über die Person Dr. Elkes und seinen Beitrag zum Ruhm des Untergrunds, siehe S. 234, ibid.

hagalil.com 28-05-2008

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