Wie die Tageszeitung "Ha´aretz" berichtet, bieten die Blogger
ihren Lesern skandalöse, aber exakte Berichte von Medien in
Großbritannien (etwa über gewalttätige betrunkene Teenager),
Frankreich (hohe Sterblichkeit bei Obdachlosen) und Norwegen
(Kinderschänder). Finnland (sexuelle Belästigung im Parlament)
ist ebenso vertreten wie Schweden (schnell ansteigende
Selbstmordraten), die Niederlande (drohende muslimische
Unruhen), Mexiko (randalierende Flutopfer) und Los Angeles
(Morde aus Fahrzeugen)."Wir wenden
nur die Methoden mancher Medien an"
Indem er die niederländische Gesellschaft schlechtmache,
wende er lediglich die Methoden mancher Medien in diesem Land an, so
Gerstenfeld. Diese berichteten nur über israelische Angriffe, während sie
jeglichen Hinweis auf palästinensische Gewalt aussparten. Gerstenfelds Blog, der
seit einem halben Jahr besteht, wird jeden Tag aktualisiert. Er hat täglich etwa
300 Leser. Die anderen Blogs sind auf seiner Seite verlinkt, doch die
Verantwortlichen arbeiten unabhängig und kommunizieren kaum miteinander.
Von Gerstenfeld ließ sich Genevieve Benezra inspirieren, die
einst aus Frankreich nach Israel einwanderte. Sie hörte einen Vortrag des
Medienanalysten bei einer Konferenz für Kinder von Holocaust-Überlebenden.
Daraufhin begann sie ihren Blog. "Seit Jahren ärgere ich mich über die
Voreingenommenheit in manchen französischen Zeitungen und im Fernsehen", meint
sie.
Der für Großbritannien zuständige Blogger ist vor zwölf
Jahren nach Israel immigriert. Der 69-jährige Akademiker möchte seinen Namen
nicht nennen. "Ich stelle fest, dass der Blog als unpatriotisch angesehen werden
kann", kommentiert er seinen Internetauftritt. "Aber in Wirklichkeit hat mich
die britische Gesellschaft nie völlig akzeptiert. Ich war dort immer ein Jude."
In Los Angeles kümmert sich der ortsansässige Jude David
Silon um die schlechten Nachrichten. Indem er seine Heimatstadt verleumde, kann
er nach eigener Auffassung zeigen, wie leicht man Medienberichte manipulieren
kann.
"Große Fehler in Berichten über Israel"
Der nicht-jüdische Finne Kenneth Sikorski, der vor 20 Jahren
aus den USA einwanderte, betreut den Blog für Finnland und Schweden. Er habe
große Fehler in den Artikeln über Israel bemerkt, sagt der 48-Jährige.
Der gebürtige Norweger Leif Knutsen, der ebenfalls 48 Jahre
alt ist, hat bereits zahlreiche Leserbriefe geschrieben: "Ich habe normalerweise
keine Antwort bekommen, und meine Briefe wurden nicht veröffentlicht." Knutsen
ist zum Judentum übergetreten und lebt seit 15 Jahren in New Jersey. Von dort
aus betreibt er seinen Blog. Die norwegische Presse erlebt er als besonders
israelfeindlich. Dies führt er unter anderem auf die Friedensbewegung der 1960er
Jahre zurück. Sie habe zu einer vereinfachten Weltsicht geführt, "in der Israel
als der einzige noch verbleibende imperialistische Satellitenstaat der USA
gilt".
Die Blogger haben weitere Regionen im Blick. Initiator Gerstenfeld wünscht
sich ein Internettagebuch über Belgien. "Wenn es Israels schwieriger Lage
ausgesetzt wäre, wäre Belgien schon lange verschwunden", meint er. Benezra
erwägt, sich neben Frankreich um das französischsprachige Kanada zu kümmern.