Das erste jüdische Elternmagazin:
Familienmentsch
Von Ramona Ambs
Nun
also ist es endlich soweit. Das erste jüdische Elternmagazin ist da. Eine
weitere Lücke in der deutschsprachigen jüdischen Medienlandschaft ist
gefüllt.
Die Füllung ist jedoch nur recht schmal: gerade
mal 22 Seiten stark und somit natürlich zu dünn, was sich aber langfristig
ändern soll.
Neben dem Hauptthema der Brit Mila bietet das
Heft Buchbesprechungen für Kinder und Jugendliche, eine nette Kinderseite,
eine immer wieder kehrende Rubrik "Powermentsch" in der interessante Frauen
vorgestellt werden sollen und thematisch ein wenig deplatziert: ein Artikel
über eine Schule in Neuseeland.
"Brit Mila - Alles, was Eltern über Beschneidung
wissen müssen" ist ein gutes Thema für die erste Ausgabe einer solchen
Zeitschrift. Schließlich betrifft dieses Thema nahezu alle jüdischen
Familien. Myriam Halberstam startet den ersten und längsten Artikel mit
einem breiten Überblick über die verschiedenen Haltungen zur Brit. Leider
werden die meisten Haltungen nur kurz angerissen, die in den USA inzwischen
verbreitete Ersatzzeremonie "Brit Schalom" kommt gar nicht vor und die
psychologischen Aspekte werden viel zu kurz beleuchtet. So wird zum Beispiel
Sylvie Mandelbaums Haltung zwar zitiert: "Meine Mutter ist als Überlebende
der Shoah total gegen jede Kenntlichmachung der religiösen Zugehörigkeit",
aber leider wird dies nicht vertieft und weiterentwickelt.
Doch genau diese Haltung spielt in vielen
Familien eine große Rolle. Das transgenerative Trauma, dass durch die
Beschneidung ein Verstecken unmöglich wird, wirkt in vielen Familien fort.
Marguerite Esther Marcus, Berliner Kinderärztin und Familientherapeutin,
entwickelt den Gedanken in ihrem Artikel ein wenig weiter und beschreibt
konkret: "Aber da ist doch noch etwas: Die Scham, die Angst, anders zu sein
als die anderen Jungen im Fußballverein und dass dies beim gemeinsamen
Duschen erkannt und zum Gespött werden kann." Als Lösung aus diesem Dilemma
bietet sie an, den Kindern eine positive jüdische Identität zu vermitteln.
Wie dies konkret aussehen kann bleibt jedoch wegen Platzmangels ihr
Geheimnis.
Dann gibt es zu diesem Themenkomplex noch einen
kurzen historischen Rückblick von Michal S. Friedländer, einen kurzen
Brit-krimi von Schoscha Singer, sehr nützliche medizinische Erklärungen von
Yael Adler und schließlich - als einziger männlicher Autor zu diesem doch
eigentlich männlichen Thema eine knappe (auch dies ist ein Synonym für kurz)
Einschätzung von Mohel Esra Weill. Die männlichen Stimmen kommen insgesamt
eindeutig zu kurz in dem gesamten Heft. Es gibt doch auch Väter- was denken
sie über die Brit? Und noch etwas fehlt: Humor. Eine nette kleine Glosse
würde der Zeitschrift gut tun. Gerade beim Thema Brit hat doch jeder Jude
mindestens eine glossentaugliche Geschichte parat. Aber vielleicht kommt das
noch. In einer der nächsten Ausgaben.
Hoffentlich werden diese etwas breiter und
dicker- denn die Ansätze sind gut und ausbaufähig. Deswegen wünschen wir der
Zeitschrift viele Leser und ein langes Leben!
Eine Probe-Ausgabe kann hier bestellt werden:
http://www.familienmentsch.de/
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