Zur
fünfzigsten Jahrzeit:
Wilhem Reich s''l
Vor seinem Tod verfügte Wilhelm Reich, ein früher
Weggefährte Sigmund Freuds, dass sein schriftlicher Nachlass erst 50 Jahre nach
seinem Ableben der Nachwelt zur Verfügung gestellt wird; die Dokumente werden im
November 2007 von der Bibliothek der Harvard University Medical School für
wissenschaftliche Studien freigegeben. Vielleicht wird dann eine Neubewertung
seines sehr heterogenen und umstrittenen Werks beginnen.
Wir erinnern zu seiner 50. Jahrzeit an seine
"Massenpsychologie des Faschismus". Die Theoriekritik des Faschismus lässt sich
ohne dieses schon 1933 veröffentlichte Werk nicht mehr denken. Als erster
durchschaute Reich mit seinem klinisch und soziologisch geschulten Blick den
fundamentalen Zusammenhang zwischen autoritärer Triebunterdrückung und
faschistischer Ideologie. Er analysierte in der Massenpsychologie die Gestik,
Phraseologie, die moralischen Schemata und Aktionen der Hitlerei und weist in
ihnen die Verschiebung von Sexualangst zu einem Mystizismus nach, der zu einem
irrationalen Mechanismus chronischer Abhängigkeit führt.
Judenhass:
Die Massenpsychologie des Faschismus
Die theoretische Achse des deutschen Faschismus ist seine Rassetheorie. Alle
anderen Programme sind nur Mittel zum Zweck. Diese Theorie wurde im deutschen
Faschismus in Form der Judenverfolgung mit allen Mitteln in die Praxis
umgesetzt...
Zur 1. Auflage im September 1933:
Die Vorrede
Die Formen, unter denen sich die Machtergreifung des
Nationalsozialismus vollzog, erteilt uns eine unauslöschliche Lehre: Nämlich,
dass sich diese menschenfeindliche Ideologie nicht mit Phrasen, sondern nur mit
wirklichem Wissen, nicht mit Appellen, sondern nur durch Weckung echter
Begeisterung, nicht mit bürokratisierten Partei-Apparaten, sondern nur mit
innerlich demokratischen, jeder Initiative Raum gebenden Initiativen und
überzeugten Kampftruppen schlagen lassen wird. Sie belehrten uns, dass Fälschung
von Tatsachen und oberflächlich suggestive Ermutigung mit Sicherheit zur
Entmutigung der Massen führt, wenn die eiserne Logik des geschichtlichen
Prozesses die Wirklichkeit enthüllt...
-
Pseudo-Wissenschaft im Dienste der NS-Ausrottungspolitik:
Wahr ist vielmehr das
Gegenteil
Die Rassetheorie geht von der Voraussetzung aus, dass
als "ehernes Gesetz" in der Natur die ausschließliche Paarung jedes Tieres mit
seiner eigenen Art gelte. Nur außerordentliche Umstände wie etwa Gefangenschaft
vermögen dieses Gesetz zu durchbrechen und zur Rassenmischung zu führen. Die
Natur räche sich aber and stemme sich mit allen Mitteln dagegen, entweder durch
Unfruchtbarmachung der Bastarde oder durch Einschränkung der Fruchtbarkeit der
späteren Nachkommen...
- Die Massenpsychologie des Faschismus:
Die Rassenlehre
Den häufigsten Anlass zu Missverständnissen über die Beziehungen einer Ideologie
zu ihrer historischen Funktion bietet die Nichtunterscheidung ihrer objektiven
und ihrer subjektiven Funktion...
- Die Massenpsychologie des Faschismus:
Rassenreinheit, Blutsvergiftung und Mystizismus
Hitler betont an vielen Stellen, dass man der Masse nicht mit Argumenten,
Beweisen und Bildung, sondern nur mit Gefühlen und Glauben kommen dürfe. Aber in
der Sprache des Nationalsozialismus wie etwa bei Kayserling, Driesch, Rosenberg,
Stapel usf. fällt das Nebelhafte und Mystische derart auf, dass sich eine
Analyse dieser Eigenart gewiss lohnt...
Fundamentalisten und Faschisten:
Einig in der Sexualabwertung
Leugnet die Religion das sexualökonomische Prinzip überhaupt, verurteilt sie das
Sexuelle als eine internationale Erscheinung des Menschentums, von dem nur das
Jenseits erlösen könne, so verlegt der nationalistische Faschismus das
Sexuellsinnliche in die "fremde Rasse", sie so gleichzeitig erniedrigend...
Massenpsychologie des Faschismus:
Die Familie als Hort
der Rassenzucht
Wird die Familie durch Wirtschaftskrisen und Verarmung des Mittelstandes
erschüttert, so gerät das gesamte System ins Wanken. In Zeiten der Krise werden
deshalb Sittlichkeit und Festigung von Ehe und Familie umso stärker
propagiert...
Zur 2. Auflage im März 1934:
Das Nachwort
Es ist von sachlichem Interesse, dass die Publikation
dieses Buches, im besonderen die Feststellung der erlittenen Niederlage, meinen
Ausschluss aus der kommunistischen Partei zur Folge hatte; die Begründung
lautete, meine Anschauungen wären "konterrevolutionär"...
Im
haGalil-Lexikon |