antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info

haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

  

Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

hagalil.com

Search haGalil

Veranstaltungskalender

Newsletter abonnieren
e-Postkarten
Bücher / Morascha
Musik

Koscher leben...
Tourismus

Aktiv gegen Nazi-Propaganda!
Jüdische Weisheit
 

 

Gedenkstunde:
"Fabrikaktion" 1943

Von M. Reisinger

Anlässlich des 63. Jahrestag der "Fabrikaktion" veranstalteten jüdische Organisationen zusammen mit dem Bezirksamt Mitte von Berlin eine Gedenkstunde an den Mahnorten in der Rosen- und der Großen Hamburger Straße im Scheunenviertel. Bei dieser Veranstaltung erinnerte man sich an den 27. und 28. Februar 1943, als die Nazis, zur Zwangsarbeit verpflichtete Juden verhaftete und sie in "Sammelstellen", wie dem Jüdischen Altersheim oder dem Verwaltungsgebäude der Jüdischen Gemeinde brachte. Von dort aus sollten sie in die Vernichtungslager deportiert werden.

Ein Großteil der verhafteten jüdischen Bürger lebten in so genannten Mischehen mit nichtjüdischen Partnern zusammen. Deren Ehefrauen demonstrierten damals tagelang in der Rosenstraße gegen die Inhaftierung und erzwangen so die Freilassung ihrer Männer.

In Ansprachen bei der Gedenkstunde, organisiert von der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, der Israelitischen Synagogengemeinde Adass Jisroel und dem Jüdischen Kulturverein, wurde deutlich gemacht, dass Antisemitismus und Rechtsextremismus, trotz allem Positiven, was das Zusammenleben von jüdischen mit nichtjüdischen Menschen angeht, nach wie vor ein Problem in dieser Gesellschaft ist. Inakzeptabel ist es beispielsweise, dass in einigen Bezirksparlamenten von Berlin eine Partei sitzt, die sich Nationaldemokratische Partei nennt, die in der Tradition des Nationalsozialismus steht und die in öffentlichen Rathäusern ihre menschenverachtende Ideologie frönen kann. Dagegen sei Zivilcourage gefordert.

Zivilcourage, so Gideon Joffe, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, müsse in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Ein Problem sieht Joffe allerdings, neben den Sympathisanten von antisemitischen Verbalattacken, Friedhofsschändungen, physische Angriffe oder Hetzjagden auf Farbige, in der schweigenden Mehrheit, die zwar nicht einverstanden ist, aber dennoch zu häufig weghört und wegsieht. Weghört, wenn der Präsident des Irans dazu aufruft, Israel, notfalls mit Atombomben, von der Landkarte zu tilgen. Wegsieht, wenn, wie vor einigen Tagen geschehen, ein antisemitischer Anschlag auf einen jüdischen Kindergarten verübt wird.

"Nachts", so Joffe, "waren glücklicherweise keine Kinder im Kindergarten gewesen. Aber die Botschaft war eindeutig an den Wänden und auf den Spielzeugen zu lesen. Sogar auf Kinderspielzeug wurden SS-Runen geschmiert - hier in Deutschland, hier in Berlin, im Jahr 2007". Bei ihren mahnenden Worten wies Irene Runge vom Jüdischen Kulturverein darauf hin, dass die alten und neuen Nazis die Juden auch deshalb hassen würden, weil sie Tage wie diese, nämlich den Februar 1943, nicht bereit sind zu vergessen und weil sie solidarisch füreinander einstehen. Dieses Gedenken sei ein Teil des heutigen jüdischen Lebens, welches bleiben wird, weil immer mehr Juden in Berlin leben werden.

Nach dem El male Rachamim und dem Kaddisch-Gebet durch Kantor Isaac Sheffer bewies der Chor der jüdischen Oberschulen mit seinem abschließenden Gesang, dass es keine leeren Worte waren, die Irene Runge kurz zuvor aussprach.

Ansprache von Gideon Joffe, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin



[...]

Die Heldentat der Frauen war ein Akt gewaltlosen Widerstands gegen das Unrechtsregime. Diese Frauen von damals sind Vorbilder für heute. Wenn wir an andere Helden erinnern, zum Beispiel der Retter der Synagoge in der Oranienburger Straße, Wilhelm Krützfeld, oder an Oskar Schindler und an viel andere Helden - leider viel zu wenige andere Helden -, dann müssen wir auch an die nichtjüdischen Frauen erinnern. Frauen, die durch
ihre Demonstration ihre jüdischen Ehemänner freibekommen wollten. Die Situation heute ist glücklicherweise nicht vergleichbar. Gott sei Dank leben wir in einer Demokratie. Der Staat bedroht uns nicht, wenn wir Zivilcourage leisten. Zivilcourage, dieses Stichwort, muss in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Antisemitische Verbalattacken, Friedhofsschändung, Schmieren von Hetzparolen, physische Angriffe, ausländerfeindliche Ausschreitungen, Hetzjagd auf Farbige, und und und. Die Täter sind ein Fall für Polizei, Staatsanwaltschaft und Justiz. Ein Problem hierbei sind die Sympathisanten, die hämisch im Stillen Beifall zollen. Das größte Problem aber, ist die schweigende Mehrheit, die zwar nicht einverstanden ist, aber dennoch zu häufig wegsieht und weghört.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kinder, Berlinerinnen und Berliner, das Ziel, das mit jeden Gedenktag einhergeht, ist die Botschaft, nie wieder. Nie wieder dürfen Kinder, Frauen und Männer, harmlose Menschen ermordet werden, weil sie einer anderen Religion oder einer anderen Rasse angehören. Können wir aber in der Tat mit dem Brustton der Überzeugung sagen, dass beispielsweise nie wieder Juden ermordet werden, weil sie Juden sind.

Im Iran herrscht ein Präsident, der Israel notfalls mit Atombomben von der Landkarte tilgen möchte. Das Ergebnis wären wieder Millionen ermordeter Juden. Millionen Juden könnten nicht mehr in Europa ermordet werden. Aus einem einfachen Grund. Es gibt kaum noch Juden in Europa. Dennoch, einzelne ermordete Juden hätte das Ergebnis des Anschlags vom Wochenende seien können, wenn der Brandsatz [Anschlag] nicht während der Nacht - wenn keine Kinder da sind - geworfen [durchgeführt] worden wäre, sondern tagsüber, wenn Kinder noch im Kindergarten gespielt hätten. [fälschlicherweise sprich Joffe hier von einem Brandsatz; es wurde allerdings "nur" eine Rauchbombe durch das vorher zertrümmerte Fenster geworfen, M.R.]

Nachts sind glücklicherweise keine Kinder im Kindergarten gewesen. Aber die Botschaft war eindeutig an den Wänden und auf den Spielzeugen zu lesen. Sogar auf Kinderspielzeug wurden SS-Runen geschmiert - hier in Deutschland, hier in Berlin, im Jahr 2007.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Berlinerinnen und Berliner, wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns. Das sind wir auch den Frauen aus der Rosenstraße schuldig. Ihr Andenken zu ehren, heißt, dass wir heute alle hinschauen, uns einmischen, zusammenstehen und Nein sagen müssen zu jeder verbalen Entgleisung, zu jeder tätlichen Bedrohung, zu jeder Person oder Organisation, die Menschen verfolgen möchte, weil sie anders aussehen oder weil sie an einen anderen Gott glauben.

Liebe Berlinerinnen und Berliner, lassen sie uns nicht nur heute die Frauen der Rosenstraße ehren.

Ansprache von Irene Runge, Jüdischer Kulturverein



[...]

Das Naziregime hatte alle Juden, egal ob orthodox, konservativ, liberal, säkular, ob politisch oder nicht, arm, reich, Männer, Frauen und Kinder zur Vernichtung vorgesehen. Ari Abraham Offenberg ist rechtzeitig emigriert. Viel später kehrte er nach Berlin zurück, denn das war die Stadt, wo sein Großvater, sein Vater und sogar er selbst zu den Gründern und Bewahren der Gemeinde Adass Jisroel gehört hatten.
[...]
Die Wut der alten und neuen Nazis richtet sich gegen uns alle. Gegen unsere Gemeinden, gegen unsere jüdischen Kindergärten und Schulen. [...]
Sie hassen uns auch deshalb, weil wir Tage wie diese, nämlich den Februar 1943, nicht bereit sind zu vergessen und wenn wir solidarisch für einander einstehen. Das ist ein Teil unseres heutigen Lebens, und beim Gedenken an die Fabrikaktion und dem Frauenprotest ist es wichtig festzustellen, dass die Stadt Berlin heute alles andere als "judenfrei" ist. Und ich glaube, dabei soll es nicht nur bleiben, sondern es werden immer mehr Juden, die hier leben.

hagalil.com 04-03-2007

Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!

Advertize in haGalil?
Your Ad here!

 

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved