Eröffnung am 22. März 2007:
Jüdisches Museum MünchenMehr
als 78 Jahre nachdem die Idee für ein Jüdisches Museum in München erstmals
geäußert worden war, steht das neue Haus kurz vor der Fertigstellung. Als
drittes Gebäude auf dem St.-Jakobs-Platz neben Hauptsynagoge und
Gemeindehaus der Israelitischen Kulturgemeinde errichtete die
Landeshauptstadt München ein Jüdisches Museum.
Nach dem Entwurf der Architekten Wandel Hoefer Lorch
(Saarbrücken) ist das Museumsgebäude als frei stehender Kubus mit einer
Blickachse zum gegenüber liegenden Münchner Stadtmuseum konzipiert. Das
umlaufend verglaste, transparente Foyer ist das Schaufenster des Museums und
präsentiert sich auch nach außen als öffentlicher Raum. Mit der
Besucherinformation, der Museumsbuchhandlung - einer Filiale der
renommierten "Literaturhandlung" - und einer Café-Bar ist es zentrale
Anlaufstelle für die Besucher.
Die drei Galerieebenen mit insgesamt 900 Quadratmetern
werden mit flexiblen und sich häufig wandelnden Ausstellungen bespielt.
Somit kann das Museum immer neue Fragen der Gegenwart und Zukunft aus dem
Wissen des Vergangenen heraus thematisieren, interpretieren und zur
Diskussion stellen und seine Rolle im kulturellen Leben der Stadt aktiv
wahrnehmen. Jede Galerieebene beinhaltet einen Vertiefungsraum wie
Bibliothek oder Learning Center, der es dem Besucher erleichtert, Antworten
auf seine Fragen zu finden.
Der lange Weg zum Jüdischen Museum München
Bereits 1928 haben sich in München einige an jüdischer
Geschichte und Kultur Interessierte mit dem Vorhaben zusammengefunden, ein
Jüdisches Museum in München zu errichten. Knapp zwei Jahrzehnte nach der
Schoa griff der langjährige Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde,
Hans Lamm, diese Idee wieder auf, ohne sie jedoch zum Ziel führen zu können.
Der entscheidende Anstoß für das nun unmittelbar vor
seiner Realisierung stehende Jüdische Museum ging in den 1980er Jahren von
einer engagierten Privatperson aus: Der Galerist Richard Grimm eröffnete in
der Maximilianstraße ein privates Jüdisches Museum, das sich in den
Folgejahren trotz seiner Kleinheit auf 30 Quadratmetern zu einem viel
besuchten Ort der Vermittlung jüdischer Geschichte und Kultur entwickelte
und zudem das Fehlen einer solchen Einrichtung in öffentlicher Trägerschaft
deutlich vor Augen führte. Nach zehn Jahren wurde das Provisorium aus
finanziellen Gründen aufgelöst. Die Israelitische Kultusgemeinde nahm die
Sammlung Grimm auf und stellte eine Übergangslösung in der Reichenbachstraße
27 zur Verfügung. Bis Frühjahr 2006 organisierte schließlich das Münchner
Stadtmuseum in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Ausstellungen und
Veranstaltungen in den Räumen.
Die Pläne der Israelitischen Kultusgemeinde, ihre neue
Hauptsynagoge und das Gemeindezentrum am St.-Jakobs-Platz zu errichten,
eröffneten schließlich die reale Chance auf Verwirklichung des städtischen
Projektes. Im März 2003 berief der Münchner Stadtrat den
Kulturwissenschaftler Bernhard Purin zum Gründungsdirektor des Jüdischen
Museums München und beauftragte ihn mit der inhaltlichen Konzeption, die er
seit 2004 mit einem wissenschaftlichen Team realisiert.
Bernhard Purin, © Peter Roggenthin
Vorschau: Ausstellungen zur Eröffnung am 22. März 2007
Das Jüdische Museum München wird sich mit drei
Ausstellungen der Öffentlichkeit vorstellen. In der Ausstellung "Stimmen.
Orte. Zeiten." werden Aspekte der Münchner jüdischen Geschichte und Kultur
beleuchtet, unter anderem mit einer künstlerischen Intervention von Renata
Stih & Frieder Schnock, Berlin. (Kuratorin: Jutta Fleckenstein)
Die Wechselausstellung Sammelbilder im ersten Museumsjahr
reflektiert Kultur und Geschichte des Sammelns in München. Zur Eröffnung
werden zwei unterschiedliche Aspekte des Sammelns mit jüdischem Kontext
präsentiert: In der von Barbara Staudinger kuratierten Ausstellung steht die
Geschichte der Judaica in den Sammlungen der Wittelsbacher im Mittelpunkt.
Die berühmten hebräischen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek
sind ein Highlight der Ausstellung. Die herausragende Sammlung von
italienischen Majoliken und Renaissance-Silber von Alfred Pringsheim – dem
Mathematiker, Musiker, leidenschaftlichen Wagnerianer und Schwiegervater von
Thomas Mann – hinterfragt die Ausstellung von Emily D. Bilski.
Jüdisches Museum München
St.-Jakobs-Platz 16
80311 München
Tel +49-89-233-28189
www.juedisches-museum-muenchen.de
Der
Katalog zum Museum ist im Prestel Verlag erschienen:
Jutta Fleckenstein, Bernhard Purin (Hg.):
Jüdisches Museum München
Prestel Verlag 2007
dt./englisch, 96 Seiten, 56 farb., 21 schwarz-w. Abbildungen
Euro 12,95
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Jüdisches Museum München
© Roland Halbe, Stuttgart
Die Synagoge vor dem Jüdischen Museum München
© Roland Halbe, Stuttgart
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