antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info

haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

  

Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

hagalil.com

Search haGalil

Veranstaltungskalender

Newsletter abonnieren
e-Postkarten
Bücher / Morascha
Musik

Koscher leben...
Tourismus

Aktiv gegen Nazi-Propaganda!
Jüdische Weisheit
 

 



Am Horizont die Hebräische Universität, davor der Felsendom mit der Westmauer (Klagemauer, Kothel). Am rechten Rand sehen Sie den z.Z. umstrittenen Aufgang zum Mugrabi-Tor. (Foto: Shmuel Spiegelman)

Tragischer Ausgang einer Fahrt auf den Spuren Jesu:
Das Jerusalem Syndrom

Anfang des Monats ereignete sich am Ben-Gurion Flughafen eine schreckliche Tragödie. Ein schwedischer Tourist warf seinen kleinen Sohn von einer Balustrade und sprang dann hinterher. Während der Kleine mit schweren Verletzungen im Krankenhaus liegt, kam für den Vater jede Hilfe zu spät. Es wird angenommen, dass der Mann am "Jerusalem-Syndrom" litt.

Die schwedischen Behörden meldeten, der Mann habe schon vor seiner Reise an psychischen Problemen gelitten. Das Jerusalem-Syndrom habe seinen Zustand wohl kritisch verschlechtert. Das Syndrom befällt hauptsächlich  Christen. Das Zusammentreffen mit den Orten, an welchen Jesus gelebt und gewirkt hat, wühlt entsprechend empfindsame Personen so auf, dass es sie verwirrt und sie glauben, sie besäßen überirdische Kräfte. Ihr Verhalten wird sonderbar und manchmal auch gefährlich, für sich und für andere.

Das "Jerusalem-Syndrom" bezeichnet eine psychische Erkrankung, von der vereinzelt Besucher oder Einwohner der Stadt Jerusalem betroffen sind. Die Bezeichnung stammt vom israelischen Arzt Yair Bar El, der Anfang der 1980er Jahre als erstes dieses Krankheitsbild diagnostizierte und seitdem über 400 Betroffene in der psychiatrischen Klinik "Kfar Shaul" behandelt hat. Grundsätzlich ist die Erkrankung nicht gefährlich und die Betroffenen sind in der Regel nach wenigen Tagen vollständig genesen. Allerdings zeigte die große Mehrzahl der erkrankten Personen bereits vor dem Jerusalem-Syndrom psychische Auffälligkeiten, so dass eine gewisse Disposition vorausgesetzt werden kann. Etwa 50 Menschen erleiden pro Jahr das klassische "Jerusalem-Syndrom", Tendenz ist steigend.

Die Erkrankung besitzt den Charakter einer Psychose und äußert sich als Wahnvorstellung: Der oder die Betroffene identifiziert sich vollständig mit einer Person aus dem "Alten" oder "Neuem Testament". Sehr prominente und wichtige biblische Personen werden dabei besonders häufig zum Objekt einer solchen Identifizierung, so zum Beispiel Moses, Joschua, der Prophet Elias. Auch Henoch, Malkizedek und Mordechai sind beliebte Figuren. Aus dem "Neuen Testament" kommen vor allem Jesus und Johannes der Täufer, Josef und Maria Magdalena zum Einsatz.

Männer wählen männliche Personen und Frauen weibliche Personen. Es gibt auch konfessionelle Präferenzen. Juden wählen Personen aus dem Alten Testament, Christen tendieren eher zu solchen aus dem Neuen Testament. Die Identifizierung geht oft einher mit einer entsprechenden Selbstdarstellung und wird oft begleitet von öffentlichen Predigten oder Gebeten. Die klassische Form beginnt oft damit, dass der Betroffene Reinigungsrituale befolgt, sich absondert und statt seiner üblichen Kleidung auf weite Gewänder oder Bettlaken und Sandalen umsteigt.

Die größte Gruppe unter den Patienten ist männlich, stammt aus Europa oder den USA und ist protestantisch. Ber-El erklärt dies mit einer besonderen Verwundbarkeit, die daraus resultiere, dass Protestanten ihre Gebete an einen unfassbaren Gott richten. Im Gegensatz zu den Katholiken haben sie keinen Papst, keine Heiligen, wenig Spiritualität. Viele der Betroffenen kommen aus streng religiösen Familien, in denen die Bibel das einzige Buch im Haus ist.

Dr. Jordan Scher, ebenfalls Psychiater in Jerusalem, vermutet, dass die heilige Stadt mit ihrer speziellen geistigen Atmosphäre, viele Hilfesuchende anzieht. Eine spezielle Form des Syndroms könnte als "Messianismus-Komplex" bezeichnet werden. In Jerusalem wimmelt es von Leuten, die sich für den Messias halten, ihn kennen, ihn vermissen, ihn getroffen haben, auf ihn warten. Andere fühlen einen Drang, das Kommen des Messias zu beschleunigen. Bedrohlich wird dieses Phänomen, wenn es politisiert wird.

Eine der berühmtesten Personen, die an dem Syndrom erkrankten, ist Michael Rohan, ein australischer Christ, der im Jahre 1969 versuchte, die El-Aksa Moschee in Brand zu stecken.

Auf jüdischer Seite kann hier die Chabad-Bewegung als Auffangbecken dienen. Ritual und mystische Spiritualität, gepaart mit einem Gefühl spezieller Erhabenheit, scheint ein ideales Rezept zu sein, um Sehnsüchte nach einem sicheren Hintergrund und einer festen Identität zu befriedigen.

Für viele wird die Kothel, die sogenannte "Klagemauer", zum Kristallisationspunkt der Berufung. Der israelische Philosoph Jeschajahu Leibowitz sprach deshalb von der Diskothel und bezeichnete derartiges oft als Götzendienst.

Unter den besonders Aktiven an der Kothel ist Elyakim. Er macht sich hier fast täglich bemerkbar indem er seine Stimme erschallen lässt. Die ist nämlich so stark, wie ein ganzes Blasorchester. Ganz in weise Tücher gehüllt, gekrönt von einer bucharischen Kipah, die auf einen wirren Kranz gedrehter Haare sitzt, ruft er den Touristen zu: "Welcome America, es lebe Amerika!". Wenn er seine Gebete von der Balustrade herab erschallen lässt, meinen manche der Pilger, es handle sich um eine himmlische Stimme. Elyakim berichtet von vielen, die er zur sofortigen Tschuwah, zur Umkehr zum religiösen Lebenswandel, gebracht hat.

Auch die tanzenden "Brooklyn Boys" sehen sich auf dem besten Weg zum Zadik. Ihre Rufe "Moshiach now, now, now!" sollen die sofortige Erlösung bewirken, irgendwann. Bis dahin versuchen sie jeden, der vorbeikommt, zu beglückwünschen, zu segnen und zur Umkehr aufzurufen.

Wenn es dunkel wird, kommt Bat Zion und verteilt an ihre Boyz Bagels. Sieben Stück für jeden hätte sie gerne, denn sieben bringt die Erlösung. Leider hat sie nicht soviele Bagels auftreiben können, die Araber seien schuld daran, weil sie das Mehl versteckt haben.

In einer arabischen Teestube, nicht weit von der Mauer, sitzt Hasan, der Schöne. Er berichtet vom Ring des Königs Suliman. Den hätten die Juden unter dem Felsendom vergaben und wollten ihn nun wieder hervorholen. Dies sei aber nur ein Vorwand, um das erhabene Heiligtum zu zerstören. Vielleicht war es ja Hasan, der Bat Zion das Mehl gestohlen hat. Sicher hat er es nur gut gemeint, denn die rundlichen Bagel Boyz aus Brooklyn können irgendwann nicht mehr tanzen, wenn sie noch mehr von Bat Zion's Bagels essen.

Ein Pendant findet das "Jerusalem-Syndrom" übrigens im "Florenz-Syndrom", dort ist es die massive Präsenz der Kunst, die den Betroffenen den Kopf verdreht.

dg - hagalil.com 27-02-2007

Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!

Advertize in haGalil?
Your Ad here!

 

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved