Berlin-Schöneweide:
Anschläge auf neues Dokumentationszentrum
Von M. Reisinger
Innerhalb weniger Tage wurde in der vergangenen Woche
ein zweiter Anschlag auf das kürzlich eröffnete "Dokumentationszentrum
NS-Zwangsarbeit" im Berliner Stadtteil Schöneweide verübt. Die vermutlich
rechtsextremistischen Täter warfen zwei Brandsätze auf das Gelände des
Dokumentationszentrum.
Nachdem ein Anwohner, am vergangenen Mittwoch gegen
Mitternacht, zwei Stichflammen bemerkte und die Feuerwehr alarmierte,
konnten die Flammen von den zuerst eintreffenden Polizisten mit einem
Feuerlöscher erstickt werden. Bereit eine Woche zuvor bemerkte ein
Angestellter eines Wachschutzunternehmens, dass unbekannte Täter in eine
Baracke eingedrungen waren und dort an einer Flurdurchgangstür drei
Davidsterne und ein Hakenkreuz mit einem Faserstift angebracht hatten.
In den Jahrzehnten des Verdrängens und der
Nichtaufarbeitung war das Gelände des ehemaligen Barackenlagers für
NS-Zwangsarbeiter in Vergessenheit geraten. Zu DDR-Zeiten wurden die
Baracken teilweise als biochemische Forschungsstätte genutzt. Ende August
diesen Jahres konnte nun dieser authentische Ort des NS-Terrors, nach
intensiven und engagierten Nachforschungen, der Öffentlichkeit als
Dokumentationszentrum zugänglich gemacht werden.
In einem Ortsteil, wo die rechtsextreme NPD bei den
kürzlich abgehaltenen Berliner Wahlen über 7,5 Prozent aller gültigen
Stimmen bekam, wo sich Nazis tagtäglich in ihren Stammlokalen treffen und wo
rechtsextreme Überfälle überdurchschnittlich hoch sind, in einem solchen
Ortsteil, war mit einem Angriff auf ein Objekt dieser Art zu rechnen.
Eine besonders pikante Note bekam der Anschlag vom
vergangenen Mittwoch durch die Tatsache, dass ausgerechnet am darauf
folgenden Tag, drei Abgeordnete der NPD in die örtliche
Bezirksverordnetenversammlung einzogen. Der Parteivorsitzende Udo Voigt ist
einer dieser drei Herren, der von nun an, in der BVV Treptow-Köpenick den
braven Biedermann mimt und gleichzeitig auf der Straße die deutsche Jugend
dazu aufrufen lässt, dass BRD-System bis zu seinem Untergang zu bekämpfen.
Wer, wie Voigt unlängst bei einer Demonstration in
Nürnberg, den Nationalsozialismus als einen, "vom Bolschewismus und von den
liberalistischen USA unterjochten", "einzigartigen europäischen
Lebensentwurf" lobpreist, der wirft vielleicht selber keine
Molotow-Cocktail, der legt aber die Zündschnur an die Objekte, die von den
Kameraden der Straße in Brand gesetzt werden sollen.
Dokumentationszentrum NS Zwangsarbeit Berlin-Schöneweide
Britzer Straße 5, 12439 Berlin-Schöneweide
Öffnungszeiten: Di-So, 11:00-17:00 Uhr
http://www.zwangsarbeit-in-berlin.de/
Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in Berlin-Schöneweide
Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in Berlin-Schöneweide
Ausstellung über Zwangsarbeit im Dokumentationszentrum
"Ich werde das letzte aus diesem Land herausholen. Ich bin nicht
gekommen, um Segen zu spenden, ich bin gekommen, um dem Führer zu helfen.
Die Bevölkerung muß arbeiten, arbeiten und nochmals arbeiten. Nun regen sich
einige Leute auf, daß die Bevölkerung vielleicht nicht genug zu essen
kriegt. Das kann die Bevölkerung nicht verlangen. (...)
Wir sind wahrlich nicht hierher gekommen, um die Voraussetzungen des Sieges
zu schaffen."
Erich Koch (Reichskommissar für die Ukraine) auf einer Versammlung der NSDAP
in Kiew am 5. März 1943
"Hinsichtlich der Vernichtung asozialen Lebens steht Dr. Goebbels auf dem
Standpunkt, daß Juden und Zigeuner schlechthin, Polen, die etwa 3 bis 4
Jahre Zuchthaus zu verbüßen hätten, Tschechen und Deutsche, die zum Tode
oder lebenslänglichem Zuchthaus oder Sicherungsverwahrung verurteilt wären,
vernichtet werden sollten.Der Gedanke der Vernichtung durch Arbeit sei der
beste."
Aus einer Besprechung zwischen Joseph Goebbels (Reichminister für
Volksaufklärung und Propaganda) und Otto Georg Thierack
(Reichsjustizminister) am 14. September 1942
Nazi-Treffpunkt in unmittelbarer Nähe zum
Dokumentationszentrum
Udo Voigt drohte am 21.10.2006 in Berlin-Tegel den
"Schreiberlingen der Massenmedie" mit
Volksverhetzungsprozessen
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