Rabin-Mörder klagt:
Geschlechtsakt gefährdet Sicherheit Israels
Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem
Der Chef des israelischen Geheimdienstes Avi Dichter sieht eine "akute
Gefahr für die Sicherheit Israels, falls der Mörder von Ministerpräsident
Jitzhak Rabin, Jigal Amir, die Möglichkeit erhalte, sich mit seiner Frau
Larissa Trimbobler zu "vereinigen". Amir, zu
lebenslanger Haft verurteilt und rund um die Uhr mit Kameras beobachtet und
schärfer bewacht als jeder andere Gefangene. Er hatte die Frau per
Vermittlung geheiratet, mit einem Vertrag. Die Eheleute trafen sich meistens
im Gerichtssaal, wenn Amir gegen die Haftbedingungen Beschwerde einlegte.
Bei einer dieser Gelegenheiten hatte Amir offenbar versucht, ihr seinen
Samen zukommen zu lassen. Das wurde angeblich durch die Gefängniskameras
beobachtet, sodass die Polizisten im Gerichtssaal dafür sorgten, dass sich
Amir und Trimbobler nicht zu nahe kamen.
Inzwischen hat Amir vor Gericht sein Menschenrecht eingeklagt, eine Familie
gründen zu dürfen, trotz der lebenslangen Haftstrafe. Er verlangte, sich mit
seiner Ehefrau vereinigen zu dürfen.
In Israel ist wegen dieser Forderung eine große Diskussion ausgebrochen.
Geheimdienstchef Dichter meinte, dass die Sicherheit Israels gefährdet sei,
zumal Amir bis heute keine Reue für die Mordtat gezeigt habe und weiter an
seiner extremistischen Ideologie festhalte. Die ehemalige Richterin Dorit
Beinisch, ohne auf den speziellen Fall Amir einzugehen, beklagte, dass in
Israel allzu oft "Sicherheitsbedenken" angemeldet würden, um Gefangenen ihre
Menschenrechte vorzuenthalten.
Ein Experte sagte, dass es in Israel keine Gesetze gebe wie in "vielen
anderen Ländern", die einem Premierministermörder besondere Einschränkungen
auferlegen wie zum Beispiel Geschlechtsverkehr mit der Ehefrau. Der
Kommandeur der Gefängnisse in Israel erklärte, dass Amir keine wesentlichen
Verstöße gegen die Hausregeln im Gefängnis verschuldet habe und dass
grundsätzlich von Seiten der Gefängnisbehörde keine Bedenken gegen eine
"Vereinigung" vorlägen.
Jene, die in dem Geschlechtsakt Amirs mit Trimbobla eine ernste Bedrohung
für den Bestand und die Sicherheit des Staates Israels sähen, beruhigte er
in dem Rundfunkinterview: "Wir haben in dem dafür vorgesehenen Raum keine
Kameras angebracht, aber alle erdenklichen anderen Sicherheitsvorkehrungen." |