Palästinensische Autonomiegebiete
Sorge um Waffenschmuggel nach Gaza
Nachrichtenartikel von Amos Harel, Ha’aretz, 06.09.2006
Übersetzung Daniela Marcus
Israelische Sicherheitsquellen äußern verstärkt Besorgnis
über die in letzter Zeit zunehmende Anzahl von Versuchen, Waffen in den
Gazastreifen zu schmuggeln. Sie sind besonders besorgt über die Versuche
palästinensischer Terrorgruppen –angeführt von Hamas-, Panzerabwehrraketen
nach Gaza zu bringen.
Die Palästinenser haben seit Jahren probiert, die Qualität der
Panzerabwehrraketen, die ihnen zur Verfügung stehen, zu verbessern. Kurz vor
Israels Abzug aus dem Gazastreifen im Zuge des Abkopplungsplans im Sommer
2005, hatten die Palästinenser tatsächlich Erfolg damit, die Qualität ihrer
Raketen zu verbessern, indem sie moderne, Raketen angetriebene Granaten
schmuggeln konnten, die die improvisierten Waffen, die sie bis dahin benutzt
hatten, ersetzten.
Nun gibt es einen deutlichen Versuch, die Qualität der Raketen des
palästinensischen Arsenals noch weiter zu verbessern. Hamas ist besonders
daran interessiert, die gleichen, in Russland hergestellten Raketen zu
bekommen, die auch die syrische Armee besitzt. Einige dieser Raketen wurden
letzten Monat von der Hisbollah im Konflikt im Norden eingesetzt.
Basierend auf diesem Konflikt gehen die Palästinenser davon aus, dass die
Panzerdivision der israelischen Verteidigungsarmee (IDF) gegenüber
Panzerabwehrraketen, die im Ostblock hergestellt wurden, verwundbar ist.
Deshalb verdoppeln sie nun ihre Bemühungen, solche Waffen zu bekommen. Es
liegt im Bereich des Möglichen, dass die Hisbollah und sogar Syrien in diese
Bemühungen involviert sind. Ranghohe Offizielle der Verteidigung, wie z. B.
Yuval Diskin, Leiter des israelischen Inlandsgeheimdienstes Shin Bet, haben
kürzlich gewarnt, dass die Grenze zwischen Ägypten und dem Gazastreifen für
den Waffenschmuggel weit offen steht und dass große Mengen an Waffen,
inklusive einiger moderner Modelle, bereits die Grenze überquert haben.
Der Fortschritt, über den bezüglich der Kontakte zwischen Israel und den
Palästinensern wegen der Freilassung des entführten IDF-Soldaten Gilad
Shalit berichtet wurde, hat die Anzahl der versuchten Angriffe aus dem
Gazastreifen nicht reduziert.
Es gibt in Israel auch wachsende Besorgnis bezüglich der Möglichkeit, dass
Palästinenser einen Angriff vom Meer her starten könnten. Es gab in den
letzten Jahren mehrere solche Versuche, meistens ausgehend vom Islamischen
Dschihad. Dieser hatte mit Sprengsätzen versehene Boote nahe an israelische
Marineboote und Handelsschiffe gelenkt.
Quellen des israelischen Zentralkommandos haben in den letzten Wochen eine
Neubelebung der Terroraktivitäten militärischer Zellen, die mit der Hamas
verbunden sind, bemerkt. Seit der Wahl in den palästinensischen
Autonomiegebieten (PA) vor 9 Monaten hatten sich diese Zellen zurückgehalten
und von der Beteiligung an Terroranschlägen Abstand genommen.
Die Hamasregierung versucht nun, die gleiche Spezialsicherheitstruppe in der
Westbank zu gründen, wie sie sie bereits im Gazastreifen geschaffen hat, wo
sie parallel zur Sicherheitstruppe der PA operiert. Die Hamas hofft, mehrere
Hundert Aktivisten rekrutieren zu können, die dann auf die Lohnliste der PA
gesetzt werden.
hagalil.com 06-09-2006 |