Streit um Rückgabe des Kirchner-Gemäldes:
Zentralrat stellt sich hinter Kultursenator Flierl
Der Zentralrat der Juden in Deutschland weist die
Kritik an der Entscheidung von Kultursenator Thomas Flierl, das Gemälde
"Berliner Straßenszene" aus dem Jahr 1913 von Ernst Ludwig Kirchner an die
Erben des ehemaligen Besitzers, des Kunstsammlers Alfred Hess, zurückzugeben
als unangemessen und im Tenor völlig inakzeptabel zurück und stellt sich
damit hinter die Entscheidung des Berliner Kultursenators.
"Das Vorhaben des Förderkreises des Berliner
Brücke-Museums Strafanzeige gegen Flierl und die Kulturstaatssekretärin
Barbara Kisseler wegen Verdachts der Untreue zu stellen, ist völlig
überzogen", so der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland,
Prof. Dr. Korn. "Die an Heftigkeit zunehmende Debatte zeigt vor allem, dass
offensichtlich von interessierter Seite daran gearbeitet wird, den Konsens
der Washingtoner Erklärung von 1998 zu verlassen. Damit wird der Gedanke der
Wiedergutmachung ganz offensichtlich und auf unerträgliche Weise wieder zur
Disposition gestellt", so der Vizepräsident des Zentralrats.
"Der Gipfel der Unerträglichkeit ist allerdings erreicht",
so Prof. Korn, "wenn die stellvertretende Fraktionsvorsitzende und kultur-
und medienpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen im Berliner
Abgeordnetenhaus, Alice Ströver, Herrn Senator Flierl vorwirft, er habe "in
vorauseilendem Gehorsam", "moralischem Gutmenschentum" gehandelt, ja, er
befördere mit seiner Entscheidung einen - so wörtlich - "latenten
Antisemitismus"."
"Nicht nur wird in der aktuellen Debatte den jüdischen
Erben das Recht auf Entschädigung und Wiedergutmachung abgesprochen – man
weist ihnen zusätzlich noch die Schuld am Wiedererstarken des Antisemitismus
zu, wenn sie ihre legitimen Ansprüche geltend machen. Mit dieser Äußerung
hat sich Frau Ströver als ernstzunehmende Politikerin selbst in Frage
gestellt. Solange man nicht beweisen kann, dass dieses Bild 1936 freiwillig
verkauft und angemessen bezahlt wurde, bleibt die moralische Verpflichtung,
dieses Bild zurückzugeben. Diesem Gedanken ist Senator Flierl mit seiner
Entscheidung zu Recht gefolgt", so Vizepräsident Korn.
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