Ein Jahr nach dem Rückzug aus Gaza:
Ein Rückgang der militärischen Vorfälle
Von Felix Frisch, Maariv, 13.09.2006
Gestern vor einem Jahr schlossen die IDF-Truppen nach 38
Jahren israelischer Besatzung die Tore des Gazastreifens hinter sich. Gush
Katif war bereits völlig zerstört. Der Kommandeur von Gaza, Brigadegeneral
Kochavi, sagte: "Eine Ära ist vorüber. Die Verantwortung für die Ereignisse
in Gaza geht nun an die Palästinensische Autonomiebehörde über." Kochavi
warnte jedoch, die Soldaten, die von nun an entlang der neuen Grenzlinie
stationiert werden, "sind für jede Mission bereit". Ob er wohl wusste, wie
recht er dabei hat?
Gestern, ein Jahr später, kam im Gazastreifen der vierte
IDF-Soldat nach dem Rückzug ums Leben. Die IDF findet sich in den letzen
Monaten immer häufiger in den palästinensischen Städten wieder, und im
vergangenen Jahr wurden insgesamt 360 Palästinenser getötet, die meisten
davon bewaffnet.
Die Kassam-Raketen fliegen weiter auf israelische
Ortschaften, und Shabak-Chef Diskin warnte vor kurzem, der Gazastreifen
könnte sich zu einem zweiten Südlibanon entwickeln. Der Tropfen, der das
Fass zum Überlaufen brachte, war die Entführung von Gilad Shalit, die dazu
führte, dass wieder Hunderte Panzer und gepanzerte Fahrzeuge in den
Gazastreifen eindrangen.
Eine quantitative Analyse der militärischen Ereignisse zeigt
jedoch, dass sich die Lage um den Gazastreifen verbessert hat: Im
vergangenen Jahr wurden 827 Raketen und Granaten auf Israel abgeschossen. Im
Kalenderjahr 2005 waren es 936 Raketen und Granaten, wobei Israel bis zur
Jahreshälfte die Kontrolle über den Gazastreifen hatte. 2004 waren es 1475
Raketen und Granaten, 2004 - 1019. Es lässt sich also ein deutlicher
Rückgang verzeichnen.
Seit dem Rückzug wurden gegen die Truppen um den Gazastreifen
85 Sprengkörper eingesetzt und 112 Raketen wurden auf sie abgeschossen. Es
fanden 80 Schussvorfälle statt. Die Luftwaffe hat hunderte Male im
Gazastreifen angegriffen. Laut Angaben der Luftwaffe wurden in einem halben
Jahr ca. 70 Terroristen bei diesen Angriffen getroffen. Der IDF ist es
gelungen, einige hohe Aktivisten der Terrororganisationen zu liquidieren.
Der Misserfolg im Gazastreifen ist eher politischer Art: Der
Rückzug wird von den Palästinensern als Resultat militärischen Drucks
gewertet, und deshalb dauern die Raketenangriffe auf Israel an. Die Hamas
kam an die Regierung und seit der Loslösung hatte Israel eigentlich keinen
einzigen Augenblick Ruhe.
Auch die geräumten Siedler hatten kein leichtes Jahr: Ein
Jahr nach der Loslösung sind im Land 1667 Familien verstreut, die in Gush
Katif gewohnt hatten. Bisher wurden 4560 Entschädigungsklagen eingereicht,
wobei über ca. 76% davon bereits entschieden wurde, die Auszahlung jedoch
noch nicht stattgefunden hat. 51% der geräumten Siedler sind noch immer
arbeitslos. Nur 150 der 700 Geschäftsinhaber aus Gush Katif haben ihre
Geschäfte wieder eröffnet.
Medienspiegel der Deutschen Botschaft Tel Aviv
hagalil.com 14-09-2006 |