Die faschistische Connection von Dieudonné:
Querverbindungen zum Front National
Von Bernard Schmid, Paris
Unlängst hatten
wir berichtet, dass der französische Schwarze und selbsternannte
"Präsidentschaftskandidat" der Underdogs und Entrechteten Dieudonné zusammen
mit einem ex-linken Verschwörungstheoretiker und zwei französischen
Faschisten in den Libanon flog. Organisator der Reise war ein gewisser
Frédéric Chatillon. Zu letzterer Figur gilt es noch ein paar Ergänzungen
nachzutragen, aus denen die Querverbindungen auch zum Front National – der
großen rechtsextremen Wahlpartei in Frankreich – deutlich werden.
Auf einem der französischen Indymedia-Ableger (Indymedia
existiert in Frankreich nur auf regionaler Ebene, nachdem die nationale
Indymedia-Struktur im Jahr 2002 u.a. aufgrund eines Antisemitismus-Streits
zerplatzte), wurde ausführlich über "Die faschistischen Freundschaften
Dieudonnés" berichtet. Es handelt sich um Indymedia im westfranzösischen
Nantes. Derselbe Artikel wurde dann auch auf Indymedia Paris gepostet, dort
aber durch Kommentare einiger Fans von "Dieudonné, dem mutigen
Antikonformisten, der sich nicht durch Israel und das Establishment
einschüchtern lässt", zugemüllt.
Imselben Artikel erfuhr man, dass der Organisator der
gesamten Reise ein gewisser Frédéric Chatillon ist. Chatillon, ehemals ein
Kader der gewalttätigen rechtsextremen Studentenvereinigung GUD (Groupe
Union Défense, inzwischen unter ihrem Namen verboten) und Angestellter der
Neonazi-Buchhandlung Ogmios, betreibt heute eine "Sicherheitsfirma", mit
welcher er Söldner anwirbt und vermittelt. Vgl. dazu und zu den vorigen
beiden Absätzen die Quelle:
http://nantes.indymedia.org/article.php3?id_article=9877.
Dem Artikel zufolge erwarteten die Organisatoren der Reise eine Finanzierung
durch Syrien und wollten 15 Personen losschicken. Die Finanzierung wurde
ihnen jedoch verweigert, und deshalb musste die Delegation verkleinert
werden. Der Autor des Indymedia-Artikels über "Die faschistischen
Freundschaften Dieudonnés" schreibt auch, Dieudonné habe Thierry Meyssan auf
Anraten eines seiner Berater mitgenommen, um die Präsenz der Faschisten in
der Reisegruppe "auszugleichen".
Aber mehr noch: In den 90er Jahren heiratete Chatillon
eine gewisse Marie d'Herbais, Tochter der Gräfin Katherine d'Herbais de
Thun. (Geborene Katherine Chereil de la Rivière - Schwägerin des ehemaligen
FN-Bürgermeisters der südfranzösischen Großstadt Toulon in den Jahren 1995
bis 2001, Jean-Marie Le Chevallier, da Schwester von dessen Gattin Cendrine
Le Chevallier. Beide sind die Töchter eines großen Monarchisten und
Immobilienhändlers, Marcel Chereil de la Rivière.) Letztere ist nicht nur
schwerreich und zusammen mit ihrem Gatten Besitzerin eines Schlosses in
Alincourt bei Parnes, im Bezirk Oise (1978 aufgekauft), sondern war in den
90ern auch Regionalparlamentarierin des FN in der Picardie. In ihrem Schloss
trainierten 1992 junge Neonazis vom GUD zusammen mit Mitgliedern der
FN-Jugendorganisation FNJ (vgl.
http://www.fakirpresse.info/frontoffice/main.php?rub=article.php&id=123).
Ansonsten gibt es allem Anschein nach nicht allzu viel
über die Dame zu sagen, außer dass sie ihr Schloss einmal (1995) auch für
das Drehen eines Pornonfilms mit dem X-Star Tabata Cash vermietete – aber
dieses Mal anscheinend ohne Kenntnis des genauen Grunds, denn es heißt, dass
sie mitten in die Dreharbeiten hinein platzte, woraufhin diese unterbrochen
werden mussten. Und dass die friedliche Dame zwei äußerst liebenswerte
Hundchen auf ihrem Schloss hält: Zwei deutsche Doggen, die, als sie am 15.
August 1996 mal für kurze Zeit frei kamen, in der Umgebung 48 Schafe töteten
und um die 100 verletzten. Ein hinzu gekommener Förster musste in sein Auto
flüchten, um sein eigenes Leben zu retten. (Vgl.
www.raslfront.org/documentation/proces.php) Die
ehemalige FN-Parlamentarierin musste deswegen 400.000 französische Francs,
heute 60.000 Euro, Schadensersatz zahlen. Katherine d'Herbais und ihr
Ehemann waren lange Zeit außerdem zwei Hauptaktionäre der rechtsextremen
Wochenzeitung 'Minute'.
Frédéric Chatillon und die Nachfahrin der Gräfin bekamen
in den neunziger Jahren zusammen eine Tochter, deren Taufpate niemand anders
ist als... – Jean-Marie Le Pen. Ab jener Zeit versuchte der Mann, nunmehr
seriös aufzutreten, nach seinen Jahren bei der GUD-Schlägertruppe. Er
gründete die Firma 'Riwal Communication'. Bei einer Hausdurchsuchung in
seiner Wohnung im 4. Pariser Bezirk fand die Polizei allerdings ein
Karabinergewehr, das er illegal besaß. Am 25. Februar 2003 hielt sich Marine
Le Pen, die Tochter des FN-Chefs und dessen mutmaßliche Nachfolgerin, auf
einer Geburtstagsparty in der Wohnung des Ehepaars Chatillon auf. Bei dieser
Gelegenheit handelte sie sich eine Strafanzeige ein, weil sie in
angetrunkenem Zustand die Polizisten beschimpfte, die aufgrund nächtlicher
Ruhestörung herbeigerufen worden waren.
Allem Anschein nach wurde Chatillon im übrigen mit seinem Profil zum Vorbild
für eine der Zentralfiguren in dem spannenden Kriminalroman von Marc Wilhelm
über Neonazigewalt in Frankreich, "Commando Charlemagne", der im Juni/Juli
2006 erschien. (Wilhelm arbeitet hauptberuflich im französischen
Innenministerium. Die positiven Helden seines Romans sind Polizisten aus der
Abteilung für politische Gewalt, die gegen den gewalttätigen
Rechtsextremismus kämpfen. Fragwürdig ist der Schlussteil, da die positiven
Helden in dem Roman des Problems am Ende durch eine Reihe außergerichtlicher
Hinrichtungen Herr werden. Da dürfte es in der derzeitigen Situation auch
noch andere, nicht ganz so drastische Mittel geben...)
Interessante Connections:
Reise nach Beirut
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neofaschistischer Journalist auf gemeinsamer Erlebnistour...
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