Leiter des militärischen Geheimdienstes:
Syrien spornt die Hisbollah an, ihre Waffen zu
behalten
Ausschnitte aus einem Artikel von Gideon Alon,
Ha'aretz, 24.08.2006
Übersetzung Daniela Marcus
Syrien ist zufrieden mit der Strategie der
Hisbollah im Südlibanon und ermutigt die Schiiten-Miliz, in ihrem
Widerstand bezüglich der Abgabe ihrer Waffen standfest zu bleiben.
Dies sagte der Leiter des militärischen Geheimdienstes in Israel,
Generalmajor Amos Yadlin, am Donnerstag gegenüber den Komitees für
Auslands- und für Verteidigungsangelegenheiten in der Knesset.
"Die libanesische Armee hat ihre Truppen entlang den
Hisbollahtruppen im Südlibanon eingesetzt, sie jedoch nicht
ersetzt", sagte Yadlin. "Die Hisbollah beabsichtigt nicht, den
Südlibanon zu verlassen und ihre Waffen abzugeben. Sie ist höchstens
bereit, sie im südlibanesischen Bereich zu verbergen."
Der Leiter des militärischen Geheimdienstes sagte, Syrien ziehe
operative Schlussfolgerungen aus der Art und Weise wie die Hisbollah
ihren Militärfeldzug gegen Israel geführt habe. (…) "Syrien und die
Hisbollah waren überrascht von der entschlossenen Haltung der
israelischen Heimatfront während des Krieges", sagte Yadlin. "Sie
hatten erwartet, dass Israel mehr Opfer haben würde, nachdem sie
beinah 4.000 Raketen abgeschossen hatten, und sie hatten ein
größeres Chaos innerhalb der israelischen Gesellschaft erwartet."
Yadlin fügte hinzu, dass die Hisbollah an drei Fronten agiert, um
Gebiete im Land, die während des einmonatigen Krieges zerstört
wurden, zu rehabilitieren: Wiederherstellung der operativen
Infrastruktur, die für den Waffenschmuggel in den Südlibanon benutzt
wird; Wiederaufbau von Gebieten, die von Schiiten dominiert werden
und während der Kämpfe getroffen wurden, hierzu gehört auch die
finanzielle Entschädigung von etwa 12.000 $ für jeden der
schätzungsweise 15.000 Wohnungseigentümer, deren Besitz zerstört
wurde; und Erneuerung des Ansehens der Hisbollah im Libanon in Folge
der scharfen Kritik an der Gruppe, die sie beschuldigte, Libanon in
einen ungewollten Krieg verwickelt zu haben.
Nach Yadlins Worten ist es wichtig, die Tatsache zu beachten, dass
die Hisbollah es vorgezogen habe, im Krieg syrische anstatt
iranische Waffen zu benutzen. Die meisten der Katjuscha-Raketen, mit
Ausnahme der Zelzal-Langstrecken-Raketen, seien eher aus syrischem
als aus iranischem Arsenal genommen worden. Die iranische
Verwicklung mit der Hisbollah beinhaltet andererseits professionelle
Militärausbildung und finanzielle Unterstützung. Der Iran
transportiert Waffen an die Hisbollah, indem er Syrien als
Waffenlager benutzt.
Yadlin bemerkte, dass es abgesehen von einigen einzelnen Vorfällen
keine signifikante Spannung zwischen den IDF-Truppen, die im
Südlibanon stationiert bleiben, und den Hisbollah-Akteuren gebe. Die
Hisbollah halte die Feuerpause ein. Die Möglichkeit, dass die Gruppe
wieder zu bewaffneten Aktivitäten übergehe, entweder auf Grund
eigener Initiative oder in Erwiderung auf Aktionen der israelischen
Armee, nehme jedoch zu, wenn die Stationierung internationaler
Truppen weiterhin verzögert werde.
In Bezug auf den Iran sagte Yadlin, Teheran habe seine Strategie
bezüglich der fortschreitenden Entwicklung von Atomwaffen, nicht
geändert. Der Iran versuche "auf Zeit zu spielen" und sei sehr
geschickt darin gewesen, die diplomatische Front aufzuhalten während
er in der Zwischenzeit seine nukleare Technologie vorangetrieben
habe. Der Iran gehe weiterhin seinem Geschäft nach als kümmere ihn
die Aussicht einer Krise mit dem Westen bezüglich seines
Atomprogramms nicht. Teheran, so Yadlin, glaubt an seine Fähigkeit,
die internationale Gemeinschaft ausmanövrieren zu können. Yadlin
sagte, der Iran habe eine abschreckende
"Zuckerstück-und-Peitsche"-Strategie gegenüber Ländern entwickelt,
die sich auf das Beenden seiner Atomentwicklung konzentrieren. Auf
der internationalen Bühne fühlten sich die Iraner inzwischen stärker
als noch vor sechs Monaten. (…)
hagalil.com "&-08-2006 |