Der rechte Rand:
"Volksfront" mit Rissen
Von Andreas Speit
Die "Volksfront von rechts" steht: Im Wahlkampf in
Mecklenburg-Vorpommern streiten NPD und "Freie Kameradschaften" (FK)
vereint - das gemeinsame Ziel: Der Einzug des Landtags im Schweriner
Schloss. In der NPD-Zeitung Deutsche Stimme erklärte der
NPD-Spitzenkandidat Udo Pastörs einmal mehr, die Partei sei deswegen
im Land "als Systemalternative sichtbar", weil eine
"kommunalpolitische Verankerung vor Ort" und ein "Schulterschluss
mit den Freien Kräften" bestehe.
Gut einen Monat vor dem Wahltag am 17. September
scheinen die Reihen jedoch nicht ganz so fest geschlossen: Im
NPD-Landesverband befürchtet die Führung um Pastörs und Stefan
Köster, an Einfluss zu verlieren. Rund 280 Mitglieder hat die Partei
im Land - vor allem aber Anhänger der Kameradschaften. Ist der NPD
eine Einbindung der FK gelungen oder schafften diese vielmehr eine
Übernahme? Der Verfassungsschutz (VS) mag diese Entwicklung nicht
genau einordnen. Um die Machtverhältnisse neu zu ordnen, meint
Günther Hoffmann von der Initiative "Bunt statt Braun", hat die NPD
die Kreisstrukturen geändert. So soll der Einfluss von FK-Führern
wie Michael Gilenik - Listenplatz 7 - eingedämmt werden. Im
Wahlkampf scheint die NPD-Wahlleitung um Holger Apfel vor allem
parteitreue Kräfte zu fördern. Glaubt man Szenegerüchten, bekommen
diese Getreuen ausreichend Geld zur Verfügung, um ihre Verbände
technisch aufzurüsten. Ein Direktkandidat soll sich indes bereits
beschwert haben, dass bei den Internetseiten, auf denen die
NPD-Kandidaten sich Fragen des Wahlvolks stellen können, alle
Antworten der Wahlleitung vorgelegt werden müssen.
Der FK-Führer Christian Worch warnte bereits, "das künftige
Schicksal" der Partei dürfe nicht von "betriebsblinden Apparatschiks
und Funktionären" bestimmt werden. Auf der von ihm selbst
verantworteten Internetseite "bremerforum" beklagte er den späten
Wahlkampfbeginn, der in ihm den "vagen Verdacht" auslöse, in der NPD
gebe es "möglicherweise Kräfte, die an einem Erfolg GAR NICHT
INTERSSIERT SIND". Gründe führt der Hamburger Neonazi allerdings
nicht an.
Über zwei Direktkandidaten hetzt das "stoertebekernet" von Axel
Möller, einst Stralsunder NPD-Kreisvorsitzender. Statt im Wahlkampf
sei etwa Bernd Flotow in Holland, und auch Karsten Münchow
"promeniere lieber am Strand". Die bisherige parlamentarische Praxis
der NPD lasse zudem nicht erkennen, "was sie diametral von ihren
politischen Gegnern unterscheide". Folgerichtig ruft das
Internetprojekt zum Wahlboykott auf: Die NPD sei nicht "das Maß
aller Dinge". Prompt schimpft Nutzerin Gerlinde H.: "Eure
Anti-NPD-Stimmung interpretiere ich als VS-Zersetzungsmaßnahmen."
Die einzelnen Kritiker aus der Szene beunruhigen die NPD bisher
wenig. Weiß die Partei doch, dass ihr Erfolgt mehr davon abhängen
dürfte, rechte Wähler aus der Mitte der Gesellschaft zu gewinnen.
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22-08-2006 |