Gemeinsamkeiten
von Nationalbolschewisten und Rechtsextremisten:
Oberkofler und Mölzer
Von Karl Pfeifer
Schon vor zehn Jahren hat der Nationalbolschewist Gerhard Oberkofler das
Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) angegriffen.
2006 macht er dem DÖW und heimischen Zeitgeschichtlern tatsächlich zum
Vorwurf, dass diese sich mit österreichischer Geschichte auseinandersetzen.
Dahinter ortet er die jüdische Weltverschwörung und er ist ganz erstaunt,
dass diese Institution und die erwähnten Wissenschaftler sich nicht in
erster Linie mit einem der vielen Konflikte im Nahen Osten befassen.
Vor
zehn Jahren
Univ.
Prof. i.R. Gerhard Oberkofler (G.O.)hat vor zehn Jahren in der Zeitschrift
einer stalinistischen Kleingruppe (Neue Volksstimme, 7-8/96) Kurt Waldheim
in Schutz genommen und die Gelegenheit zu einem Ausfall gegen das
Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes genützt, wie das
sonst von rechtsextremistischer Seite üblich ist. Laut G.O. hätte das DÖW
bereits im Februar 1985 "ein Signal aus Österreich in Richtung der
mächtigen jüdisch-israelischen Organisationen in den USA" gegeben.
"Die einheimischen Vergangenheitsbewältiger zogen hinter den von ihnen
künstlich hochgezogenen historisch-moralischen Kulissen nicht nur
tagespolitischen Profit auf Kosten von Österreichs Souveränität". G.O.
ortete dabei auch "die Denkmanier einer
meinungsbildenden, mit dem Stempel der charakterlosen Kleinbürgerlichkeit
geprägten SPÖ-Schicht."
Der
Altstalinist G.O. hält trotz Fakten an seiner prolet-arischen Theorie von
der Verschwörung des DÖW, der "Ostküste" und der SPÖ fest. In Wirklichkeit
hat der leider allzu früh verstorbene Hubertus Czernin, der damals
Chefredakteur von profil war und weder zur "Ostküste" noch zur SPÖ gehörte
die Waldheim-Affäre in Österreich ausgelöst. Er tat dies aus moralischen
Motiven, die natürlich Altstalinisten vollkommen fremd sind.
G.O.
wäre kein Stalinist, wenn er uns nicht den Klassenstandpunkt erklärte:
"Die Personalisierung der Offiziersrolle von Waldheim drängt ganz bewusst
die historische Verantwortung für das Kriegsgeschehen, die in den
allgemeinen Klassenverhältnissen liegt, völlig in den Hintergrund". Und
auch "die österreichischen Zeithistoriker" bekommen von ihm ihr Fett
ab, "mit der ihnen eigenen moralisierenden Strenge.
Ihr Befund macht eher ihre Anstellungsbedingungen und Karriereoptionen
deutlich als die historischen Fakten."
Die
dümmliche Ausrede auf die Klassenverhältnisse gebrauchte ja bereits die DDR
als zum Beispiel das MfS einem ehemaligen Mitglied der politischen Polizei
in Auschwitz, das unter falschen Namen lebte, Deckung gab und für sich
arbeiten ließ. (siehe Henry Leide: NS-Verbrecher und Staatssicherheit / Die
geheime Vergangenheitspolitik der DDR). G.O. verniedlichte bereits vor zehn
Jahren die singulären Verbrechen der Nationalsozialisten. Wozu noch
zeitgeschichtliche Forschung betreiben, wenn doch klar ist, "die
historische Verantwortung für das Kriegsgeschehen" also auch für die
Schoa lag "in den allgemeinen Klasseninteressen".
Immerhin hat Kurt Waldheim 1979 das Ehrendoktorat einer DDR Universität
erhalten und stimmte fast immer mit der sowjetischen Außenpolitik überein,
da konnte es auch nicht überraschen, wenn G.O. sich derartig für ihn in die
Bresche schlug.
2006
Die
Alt- und Jungstalinisten sowie die Nationalbolschewisten haben einige
Internetzeitschriften zur Verfügung. So greift Gerhard Oberkofler zehn Jahre
später in
www.kominform.at unter dem Titel "Kollaborateure israelischer
Wehrmachtsverbrechen" nicht nur wieder das DÖW, sondern auch die
Israelitische Kultusgemeinde sowie "notorisch bekannte Politologen und
Historiker" an.
Wie
die Neonazi und Rechtsextremisten, wirft er diesen vor, nicht nur "bei
jeder sich bietenden Gelegenheit" das Wort zu ergreifen, "wenn
es darum geht, die Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht in Erinnerung zu
halten."
Wenn
es nach diesem Nationalbolschewisten gehen würde, dann müsste man einen
Schlussstrich ziehen, denn die österreichischen Historiker, die sich mit
diesem Teil der österreichischen Geschichte beschäftigen, tun dies nicht,
weil das eben in erster Linie ihre Aufgabe ist, nein dieses Interesse an
unserer Zeitgeschichte, so G.O. "ist angeleitet von offenkundiger
Parteinahme für politische Interessen der Gegenwart." Und ohne
irgendeinen Beweis für diese kühne Behauptung zu bringen, behauptet er, das
DÖW biete "seit Jahren eine Plattform für die staatlich-israelische
Antisemitismus-Doktrin wonach schon jeder ein Antisemit ist, der sich gegen
Zionismus und gegen die israelische Okkupationspolitik wendet."
Das
ist ein Aha-Erlebnis, jetzt wissen wir, das DÖW und die Zeitgeschichtler,
die anstatt mit den "allgemeinen Klassenverhältnissen", sich mit der
Geschichte Österreichs beschäftigen, tun dies, weil sie an der jüdischen
Weltverschwörung teilnehmen.
Wenn
es nach dem Herrn Univ. Prof. i.R. Gerhard Oberkofler ginge, so müssten sich
diese nicht um Österreichische Geschichte kümmern, sondern "die
Kriegsverbrechen der israelischen Wehrmacht" an den Pranger stellen. Die
israelische Armee als Wehrmacht zu bezeichnen, das bedeutet die Grenze zum
Antisemitismus zu überschreiten, denn ein Vergleich zwischen dem
nationalsozialistischen Völkermord, zu dem die Wehrmacht einen wesentlichen
Beitrag geleistet hat und dem Vorgehen des israelischen Militärs hat nichts
mit einer legitimen Kritik israelischer Politik oder Institutionen zu tun.
G.O.
erinnert in diesem Zusammenhang auch an den Österreicher Alexander Löhr, der
wegen Kriegsverbrechen in Jugoslawien hingerichtet wurde. Bekanntlich diente
auch Kurt Waldheim unter Löhr, und die von der österreichischen Regierung
bestellte internationale Historikerkommission schenkte u.a. seinen
Behauptungen, er habe nichts von dem Abtransport der Juden vom griechischen
Festland und von den griechischen Inseln gewusst, keinen Glauben.
Andreas Mölzer haut in die gleiche Kerbe: "Wegen des Bombardements von
Belgrad wurde der aus Österreich stammende Wehrmacht-Generaloberst Löhr von
den Jugoslawen hingerichtet. Wird man die israelischen
Luftwaffen-Befehlshaber auch vor ein internationales Gericht, eventuell in
Den Haag, stellen?" (Zur Zeit, 4.8.06)
Altstalinist Oberkofler und Rechtsextremist Mölzer machen es sich einfach.
Das Deutsche Reich wurde nicht aus Jugoslawien mit Raketen oder mit anderen
Waffen beschossen, Jugoslawen entführten auch keine deutschen Soldaten.
Am
31. März 1941 erließ der Oberbefehlshaber der Luftflotte 4, General
Alexander Löhr in Wien den "Befehl für die Luftkriegsführung Jugoslawiens".
Die Fliegerverbände erhielten den Auftrag, "die Zerstörung Belgrads durch
Großangriff" durchzuführen. Die Kampfflugzeuge wurden mit Spreng- und
Brandbomben beladen, deren Abwurf das Ziel verfolgte, "Großbrände zu
verursachen, um für den anschließend geplanten Nachteinsatz die
Zielauffindung zu erleichtern".
Am
Morgen des 6. April 1941 wurde Jugoslawien ohne Kriegserklärung überfallen.
611 Kampf- und Jagdflugzeuge griffen die jugoslawische Hauptstadt an. In
zwei Tagen und einer Nacht zerstörten 440 Tonnen Brand- und Splitterbomen
weite Teil der Stadt. Damit hatte General Löhr nach der Bombardierung
Warschaus im September 1939 abermals unter Beweis gestellt, dass er auch
selbst bemüht war, die an seine Untergebene gerichtete Forderung zu
erfüllen, "jeder einzelne (habe) sich als Nationalsozialist der
Tat" zu erweisen.
Als
am 7. April 1941 die Bombardierung Belgrads beendet war, hatten dann auch
mehr Menschen den Tod gefunden als bei den vorangegangenen Bombardierungen
von Warschau, Rotterdam und Coventry zusammen. Von den rund 20000 Häusern
Belgrads wurden durch Bombardement 9000 zerstört oder beschädigt. Löhr
leugnete 1947 vor dem Gericht in Belgrad den Abwurf von Brand- und
Splitterbomben. Die Frage der Anklage, ob Löhr den Abwurf von Brand- und
Splitterbomben ohne vorherige Kriegserklärung als Terrorüberfall bezeichnen
würde, beantwortete Löhr mit "ja".
Als
im August 1942 General Löhr als Wehrmachtsbefehlshaber Südost in Saloniki
eingesetzt wurde, berichtete ihm der Chef der Militärverwaltung in Serbien,
SS-Gruppenführer Harald Turner, stolz: "Judenfrage, ebenso wie
Zigeunerfrage völlig liquidiert. Serbien einziges Land, in dem Judenfrage
und Zigeunerfrage gelöst." (Walter Manoschek: "Serbien ist judenfrei" /
Militärische Besatzungspolitik und Judenvernichtung in Serbien 1941/42,
München, 1993)
Hizb Allah und Israel
Die
Hizb Allah ist eine Terrororganisation, deren erklärtes Ziel es ist,
den Staat Israel zu vernichten. Seitdem die israelische Armee im Mai 2000
Libanon geräumt hat, morden und provozieren ihre Leute in Israel, sie wollen
mit Raketenbeschuss Nordisraels eine größtmöglichste Zahl von israelischen
Bürgern (Juden, Araber, Drusen) töten. In der libanesischen Regierung sitzen
Mitglieder dieser Hizb Allah und sie genießt die offenkundige Unterstützung
der libanesischen Republik.
Die
Hizb Allah nahm die sogenannten Sheba-Farmen, ein zweieinhalb Kilometer
breiter und 25 Kilometer langer Streifen Land am Fuße des Hermonberges, das
Israel im Juni 1967 erobert hat, zum Vorwand, um vorzugaukeln, sie würden
libanesisches Gebiet befreien wollen. Doch bereits im syrisch-israelischen
Waffenstillstandabkommen von 1949 wurden die Sheba-Farmen als Teil Syriens
bezeichnet. Syrien hatte hier einen Militärstützpunkt errichtet.
Am
15. Mai 2000 übergab die libanesische Regierung den Vereinten Nationen eine
Landkarte aus dem Jahr 1966 zur Bekräftigung ihrer Gebietsansprüche. Der
Abschlussbericht der UNO-Untersuchungskommission kam zu einem anderen
Ergebnis, ihr lagen zehn nach 1966 erstellte libanesische Landkarten vor,
die das umstrittene Gebiet allesamt Syrien zuordneten. Sechs syrische Karten
stützten diesen Eindruck. Die Vereinten Nationen kamen deshalb zu dem
Schluss, Israel habe sich aus allen besetzten libanesischen Gebieten
zurückgezogen und sei der Resolution 425 nachgekommen.
Erst
vor einem Jahr hatte der Abgesandte der Vereinten Nationen für den Nahen
Osten, Terje Roed-Larsen, deshalb deutlich gemacht: "Das Gebiet der
Sheba-Farmen gehört nicht dem Libanon." Darum könne auch keine
libanesische "Widerstandsorganisation" das Land "befreien".
Der
UNO-Sicherheitsrat hat mit Resolution 1559 am 2. September 2004 bestimmt,
dass der libanesische Staat die Hizb Allah daran hindern muss, mit
Waffengewalt gegen das israelische Territorium und seine Bewohner vorzugehen
und daher die Hizb Allah zu entwaffnen sei. Dies ist nicht geschehen.
Zu
allererst gilt das Recht der UN-Charta. Israel und der Libanon sind als
UN-Mitgliedstaaten an die UN-Charta gebunden. Diese verbietet gemäß ihren
Grundsatzregelungen jede Gewaltanwendung zwischen ihren 191 Mitgliedstaaten,
insbesondere die Anwendung von Waffengewalt gegen die Unversehrtheit des
Staatsgebiets und allem, was sich auf ihm befindet.
Wenden nichtstaatliche Verbandseinheiten - gleich, ob
Befreiungsorganisationen oder Terrorgruppen - Waffengewalt vom Hoheitsgebiet
des einen Staates aus gegen einen anderen Staat an, so ist der Herbergsstaat
völkerrechtlich dafür verantwortlich, diese
Gewaltanwendung zu unterbinden.
Will oder kann er dies nicht, dann wird jene Gewaltanwendung dem
Herbergsstaat als Angriffshandlung gegen den angegriffenen Staat
zugerechnet. Dies ist das Rechtsverständnis,
das die UN-Mitgliedstaaten
durchgehend
in derartigen Situationen deutlich gemacht haben. Es zeigt sich in der
Angriffsdefinition der UN von 1974 wie auch in den nach dem 11. September
2001 gefassten Sicherheitsratsbeschlüssen.
Die
Hizb Allah hat sich zynisch und alle internationalen Abmachungen verletzend
in den zivilen Wohngebieten in der Erwartung eingenistet, um vom
Schutzanspruch der Zivilbevölkerung zu profitieren. Der von der Hisbollah
gegen Israel geführte heimtückische Privatkrieg ist weder rechtlich noch
ideell legitimiert. Die Hisbollah kann für sich nicht einmal die Aura einer
Widerstandsorganisation gegen einen illegitimen Besatzer in Anspruch nehmen. |