Von Max Brym
Jean- Marie Le Pen begann seinen Präsidentschaftswahlkampf nicht in
Frankreich, sondern in Serbien. Dazu schrieb der österreichische "Standard":
"Sichtlich gut gelaunt spazierte Jean-Marie Le Pen am Wochenende durch die
nordserbische Provinzstadt Vrsac, Freunde hätten ihn eingeladen, um am
Sonntag die Motorrad-Balkanmeisterschaft zu eröffnen, sagte der Chef der
französischen rechtsradikalen Front National. Mit seinem Besuch in Serbien
beginne er die Kampagne für die Präsidentschaftswahlen in Frankreich 2007,
erklärte er gegenüber der Tageszeitung Glas Javnosti. Denn er rechne mit den
Stimmen der rund 100.000 in Frankreich lebenden Serben."
Le Pen rief Belgrad dazu auf, den wegen Kriegsverbrechen gesuchten
bosnisch-serbischen General Ratko Mladic nicht an das UNO-Tribunal in Den
Haag auszuliefern. Nach Meinung des aktuell bekanntesten europäischen
Faschisten, sei " das Tribunal serbenfeindlich". Natürlich sprach sich Le
Pen gegen die Unabhängigkeit Kosovas aus, für Le Pen ist der "Fall Kosova"
eine "Warnung" für alle großen Länder, die sich einer repressiven
Einwanderungspolitik widersetzten.
Damit ist für Le Pen die albanische Mehrheitsbevölkerung in Kosova ein
"Problem der Einwanderung", die es im Sinn des großserbischen Chauvinismus
zu bekämpfen gelte. Der "abendländisch-großeuropäische Rassist" Le-Pen
wetterte in Serbien zudem gegen die Menschen aus der Türkei und Bosnien. Die
Türkei habe "wegen zivilisatorischer und historischer Unterschiede nichts in
der EU zu suchen, ebenso wenig wie Albanien und Bosnien und Herzegowina",
sagte Le Pen. Die bürgerlichen Oppositionsparteien in Vrsac kritisierten den
Auftritt von Le Pen mit folgenden Worten: "Es sei eine Schande, dass ein
Mann, der wegen seiner neofaschistischen und rassistischen Ideen aus dem EU-
Parlament hinausgeschmissen wurde, in Serbien als Ehrengast zu einer
Sportveranstaltung eingeladen werde."
Mit Transparenten "Wir wollen keinen Extremismus" demonstrierten mehrere
Dutzend Menschen gegen Le Pen. Der Parlamentspräsident der Vojvodina, Bojan
Kostres, rief die Gemeinde Vrsac als Sponsor des Motorradrennens auf, ein
öffentliches Auftreten von Le Pen zu verhindern.
Serbische Behörden äußerten sich nicht zu Le Pens Besuch. Die Spitze der
faschistischen "Serbischen Radikalen Partei" (SRS) bestätigte, dass sie sich
in Belgrad mit Le Pen über die Intensivierung der Zusammenarbeit aller
nationalen europäischen Parteien unterhalten werde, um Widerstand gegen die
Globalisierung und die Dominanz der USA zu leisten.
Die französische Front-National und die "Serbische Radikale Partei" sind
wesentliche Eckpfeiler des Netzwerkes europäischer rechter Parteien. Zu
dieser Vereinigung gehört auch die Partei des russischen Faschisten und
Antisemiten Schirinowski.
Die SRS ist laut Umfragen mit rund vierzig Prozent die mit Abstand
stärkste Partei in Serbien. Parteiführer Vojislav Seselj ist wegen
mutmaßlicher Kriegsverbrechen vor dem UN-Tribunal in Den Haag angeklagt. Le
Pen beklagte sich bitter darüber, dass man ihm nicht erlaube, seinen "Freund
Seselj" im Haager Gefängnis zu besuchen. Vor neun Jahren war Le Pen auf
Einladung von Seselj zum ersten Mal nach Serbien gekommen.
Quellen: "Der Standard" 22.8.06,
www.kosova-aktuell.de Rubrik
Serbien