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Pogrom in Polen:
Kielce nach 60 Jahren

Sever Plotzker, Jedioth achronoth

Sie waren Flüchtlinge. Holocaustüberlebende. Polnische Juden auf dem Weg nach Eretz Israel oder zum Wiederaufbau ihres Lebens im zerstörten Polen. Viele von ihnen drängten sich in einem bescheidenen Haus im Zentrum des polnischen Kleinstadt Kielce zusammen, das den Namen "Judenhaus" erhielt.

Es war daran nichts Außergewöhnliches. Es war das Jahr 1946, und eine viertel Million Juden, die vor den Gräueltaten Hitlers aus Polen in die UdSSR geflüchtet waren, strömten ins Land zurück. Züge aus dem Osten brachten sie in das Land, das sie als ihre Heimat betrachteten.

Aber die Heimat wollte sie nicht. Schon in den Zügen erkannten die Juden die Wahrheit. Sie waren unerwünscht. Das polnische Volk, Opfer der grausamen Nazibesatzung, trennte sich von seinen Juden ohne besonderes Bedauern. Es hatte mit angesehen, wie sie in Ghettos gesperrt wurden, in Gräben, die sie selbst ausheben mussten, erschossen wurden, in Synagogen verbrannten, in die Vernichtungslager deportiert wurden. Das polnische Volk sah es und schwieg.

Besatzung - so sagen danach die Philosophen - enthüllt das ganz Gute und ganz Schlechte im Menschen. Viele Polen halfen den Juden, versteckten sie, brachten sich und ihre Familien in Gefahr und erhielten später die Auszeichnung Gerechte der Nationen. Viele andere brachten Juden eigenhändig um, denunzierten sie, lieferten sie an die Nazis aus, meist aus Geldgier. Millionen die keinen Finger rührten, die gleichgültig blieben.

Am 4.Juli 1946 kursierte in Kielce das Gerücht, dass Juden polnische Kinder entführen, sie im Keller des "Judenhauses" schlachten und ihr Blut zum Backen von Matzes verwenden. Polizei und Militär stürmten das Haus, um nach Kinderleichen zu suchen und die mörderischen Juden zu verhaften. Draußen versammelte sich eine antisemitische Menschenmasse, die die polnischen Soldaten aufforderte, mit den Juden abzurechnen. So begann ein mörderischer Pogrom, der Stunden dauerte. Die Besonderheit des Pogroms in Kielce liegt in seinen Ausmaßen: Über 40 Juden, darunter neugeborene Babys, alte Leute und schwangere Frauen, wurden getötet, und in seinem Charakter: Er wurde von Polizisten und Soldaten verübt.

Die Nachrichten über diesen Pogrom machten schnell die Runde, in und außerhalb Polens, und versetzten die in Polen verbliebenen jüdischen Holocaustüberlebenden in Schock, denn sie begriffen plötzlich, wie unbeliebt sie in ihrer früheren Heimat waren. Eine viertel Million verließ Polen und wanderte nach Israel aus, in einer Einwanderungswelle, die bis 1949 andauerte.

Um das Pogrom spannten sich viele politische Legenden. Das neue kommunistische Regime, das damals mit Blut, Feuer, Unterdrückung und der Hilfe der Roten Armee allmählich die Kontrolle über das Land übernahm, gab den Überresten der nationalen und anti-nazistischen Untergrundbewegung, die anti-kommunistisch und anti-sowjetisch geworden war, die Schuld an dem Pogrom. Die nationale polnische Rechte behauptete ihrerseits, der Pogrom sei eine geplante stalinistische Provokation gewesen, deren Ziel es war, die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit von der Fälschung des Referendums abzulenken, das damals in Polen stattfand und die Art des Regimes festlegen sollte. Beide Seiten hatten "Beweise" für ihre Behauptungen.

Aus der Perspektive von 60 Jahren sagte mir Dr. Janusch Kortika, der Leiter des polnischen "Instituts für nationale Erinnerung" bei seinem Israelbesuch, für keine der Verschwörungstheorien hätten sich Nachweise finden lassen. Der Pogrom ist ausgebrochen, weil der Pöbel an den Ritualmord glaubte, die Juden, die zurückgekehrt waren, hasste und sie als Repräsentanten des sowjetischen Unterdrückungsregimes werteten.

Diese Woche, am 60. Jahrestag des Pogroms, veröffentlichte das "Institut für nationale Erinnerung" eine dickes Buch mit Dokumenten, Studien und Zeugenaussagen, die in Polen und Israel gesammelt wurden. Auch in den USA ist ein Buch über den Pogrom in Kielce erschienen.

Eigentlich müssten diese Erörterungen und Ausführungen uns nicht mehr interessieren. Auf polnischem Boden gibt es kaum noch Juden, und die Beziehungen zwischen Israel und Polen sind ausgezeichnet. Ich schreibe "eigentlich", denn die Diskussionen über die Gründe, die zu dem Pogrom führten, könnten eine Frage beinhalten, mit der wir uns vielleicht eines Tages auseinandersetzen müssen: Die Frage, welche Rolle die Juden bei der Kontrollübernahme des sowjetischen Kommunismus über die osteuropäischen Länder gleich nach dem 2. Weltkrieg ausgeübt haben.

Wie und warum haben so viele Juden in den Kommandanturen und Abteilungen der berüchtigten stalinistischen Sicherheitskräfte gedient? Wie und warum haben die jüdischen Kommunisten in Polen, Ungarn, Rumänien und der Tschechoslowakei ihre Seelen an den stalinistischen Satan verkauft? Das ist eine Rechenschaftsablegung, die wir, die Juden, noch anstellen müssen. Sie hat nichts mit dem schrecklichen Pogrom in Kielce zu tun, aber sie verbirgt sich im Hintergrund.

hagalil.com 08-08-2006

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