Amir Rappaport meint in Jedioth achronoth, dass die Bilder aus Gaza
zeigen, dass ZaHaL (Israels Verteidigungsmacht, IDF) unfreiwillig in den
Gazastreifen zurückgezerrt wurde - und dies schon nach weniger als ein Jahr
nach der Räumung im Rahmen des Loslösungsprogramms. Zu allem Übel wird diese
Rückkehr auch noch von besonders schweren Kämpfen begleitet.
Die Palästinenser scheinen die Botschaft, die Israel ihnen übermitteln
will, nicht zu begreifen. Jedes Todesopfer schürt die Stimmung weiter an und
stärkt den Kampfgeist. Die Armee selbst zweifelt an der Möglichkeit, dass
man alle palästinensischen Gruppierungen, oder zumindest die Mehrheit, zu
der Erkenntnis bringen kann, es lohne sich nicht, Kassam Raketen auf Israel
abzuschießen. Sie weiß, dass die militärischen Bemühungen von schwerem
internationalen Druck auf die Palästinenser unterstützt werden müssen, mit
Hilfe unserer Freunde in den USA und Europa (ja, in Europa!), sowie mit der
wirtschaftlichen Blockade, die schon seit über zwei Wochen über den
Gazastreifen verhängt wurde. Die Kassam-Raketen können nur eingestellt
werden, wenn sich eine Adresse finden lässt, die die Verantwortung
übernimmt.
Durch den dicken Rauch, der über dem Gazastreifen hängt, sollte man auch
Entwicklungen beobachten, die sich als Zeichen für einen Durchbruch
herausstellen könnten: Die Äußerungen einiger hoher Hamas-Stellen, die in
den letzen Tagen von der Möglichkeit einer Freilassung von Gilad Shalit zu
einem relativ geringen Preis sprechen. Dies könnte bedeuten, dass die Hamas
einen Weg sucht, von ihrem hohen Ross herabzusteigen und Gilad freizulassen.
Was sind die Forderungen der moslemischen Religion?
Eine Stelle in der Leitung der Hamas im Ausland sagte Gilad Shalit sei in
guter Verfassung: "Der israelische Soldat wird gut versorgt und in einer
Weise behandelt, die den Forderungen der moslemischen Religion gegenüber
Häftlingen entspricht", so Dr. Mussa Abu-Marzouk, Stellvertreter von Haled
Mashal.
In einem Interview mit dem Al-Arabia Kanal sagte er, dass der Soldat nur in
Gegenleistung für 1,000 palästinensische Häftlinge freigelassen würde, dies
zusätzlich zu weiblichen und Jugendlichen Häftlingen.
Im Gegensatz dazu berichteten Nachrichtenagenturen, dass die Entführer von
Gilad Shalit bereit sind, ihn frei zu lassen, wenn Israel einen Zeitplan zur
Freilassung von gewissen Häftlingen bekannt gibt. Die Quelle sagte, Israel
weise auch diesen Vorschlag zurück.
Gilads Vater hat die Entführer aufgerufen, weitere Informationen über den
Zustand seines Sohnes bekannt zu geben. Über zwei Wochen nach der Entführung
des Soldaten Gilad Shalit und seine Angehörigen warten immer noch auf ein
Lebenszeichen von ihm.
Daphna Vardi berichtet in M'ariw von einer britisch-jüdischen
Organisation, die in der Londoner Times in einer ganzseitigen Anzeige dazu
aufrief, britischen Abgeordneten und der israelischen Botschaft zu schreiben
und gegen die israelischen Militäraktionen in Gaza zu protestieren.
Die Organisatoren von "Juden für Gerechtigkeit für die Palästinenser" sagen,
das Geld für die Annonce sei innerhalb von 48 Stunden durch Spenden der 300
Unterzeichneten beschafft worden. Die Verfasser der Anzeige sagen, der
Aktion in Gaza fehle jede Proportion und habe nichts zur Freilassung Gilad
Shalits beigetragen. Die israelische Regierung missbrauche Gilad Shalit, um
die palästinensische Regierung anzugreifen, "die demokratisch gewählt
wurde".
Sie sagen, sie seien über die Kollektivstrafe, die über die Palästinenser
verhängt werde, schockiert, vor allem über die Zerstörung von
Infrastrukturen, durch die die Strom- und Wasserversorgung beeinträchtigt
wurde. Weiter heißt es, Entführungen seien in der Region nichts Neues, und
auch Israel entführe Zivilisten. Als Beispiel nennt die Organisation die
Geschichte eines palästinensischen Arztes und dessen Bruder, die, so
behaupten sie, einen Tag vor der Entführung Shalits aus ihrem Haus in der
Nähe von Rafah entführt worden seien. Die Anzeige ruft zur sofortigen
Freilassung inhaftierter palästinensischer Abgeordneter auf.