Israel in den Medien:
Was macht eigentlich die PR-Abteilung?
In Jedioth achronoth analysiert Itamar Eichner das Bild
Israels in den US- und EU-Medien
Wenn die Medien in aller Welt in den ersten Tagen des Krieges über die
Ereignisse im Libanon aus einem für Israel positiven Blickwinkel
berichteten, dann war die Flucht von Tausenden westlichen Bürgern aus Beirut
der Wendepunkt beim Kampf um die internationale Öffentlichkeitsmeinung.
Keine Bilder mehr von Schiiten, die auf die israelische Luftwaffe wütend
sind, sondern Zeugenaussagen aus erster Quelle, von amerikanischen,
französischen und italienischen Staatsbürgern, die sehr gut zum Ausdruck
bringen, was sie gesehen haben.
Die Evakuierung der Amerikaner aus Beirut veranlasste die amerikanischen
Medien, schwere Fragen an die Erklärer der israelischen Politik in den USA
zu stellen. "Hat sich Israel verrechnet?", lautete diese Woche die
Schlagzeile des Magazins "Time" vor dem Hintergrund düsterer Bilder aus dem
zerstörten Beirut. Auch "Newsweek" präsentierte in seiner letzten Ausgabe
schockierende Bilder von Toten und Verletzten im Libanon, unter der
Schlagzeile: "Das Grauen und die Verlegenheit".
Auch in den europäischen Medien, die Israel ja von vorneherein weniger
freundlich gesonnen sind, vollzieht sich in den letzten Tagen eine Wendung.
In den ersten Kriegtagen freute man sich im Außenministerium noch über die
faire und unterstützende Berichterstattung, die Israel in den europäischen
Medien erhielt, aber heute sieht die Sache schon ganz anders aus. Die
Nachrichtensendungen wie auch die Zeitungen und das Internet konzentrieren
sich vor allem auf die Bilder der Toten und der Trümmer im Libanon. "Wie
weit darf Israel gehen?", lautete vorgestern der Titel einer Talkshow im
deutschen Fernsehen, die jeden Sonntag Abend eine hohe Einschaltquote
erreicht. Das Publikum im Studio applaudierte jedes Mal stürmisch, wenn
einer der Diskussionsteilnehmer Israel aufrief, unmittelbar einer Feuerpause
zuzustimmen.
Der Aufmacher des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" macht die Problematik
der israelischen Aufklärungsarbeit in der Welt deutlich. Auf der Titelseite
erscheint zwar ein Bild einer Israelin im Norden, die durch das zerbrochene
Fenster ihres bombardieren Hauses schaut, aber die Schlagzeile ist ein
Vorwurf in die andere Richtung: "Kann Israel so überleben?", frage der
"Spiegel" und verweist auf einen langen Artikel über die Kampfhandlungen im
Norden, in dem die israelische Aktion als "eiserne Faust" bezeichnet wird.
Eine Umfrage, die in dem Magazin veröffentlicht wird, zeigt, dass sich die
Tendenz verändert hat. Die deutsche Öffentlichkeitshaltung, die wegen der
besonderen Sensibilität der Beziehungen zwischen den beiden Seiten
normalerweise Verständnis für die israelischen Haltungen aufbringt, stellt
sich diesmal, laut Spiegel, gegen uns: 63% der Deutschen meinen, dass die
israelischen Angriffe im Libanon kein gerechtfertigter Akt der
Selbstverteidigung seien. Noch schlimmer- 72% der Deutschen glauben, dass
Israel es vermeiden sollte, die großen Städte im Libanon zu bombardieren, um
keine unschuldigen Zivilisten zu treffen, auch wenn die Hisbollah
israelische Städte angreift. Nur 18% der Deutschen sind hingegen der
Meinung, Israel dürfe auch in den libanesischen Städten Ziele der Hisbollah
angreifen.
Im Außenministerium ist man sich der veränderten Tendenz in der
internationalen Berichterstattung bewusst. Wenn sich die Aufklärungsarbeit
bei Kriegsbeginn darauf konzentrierte, sterile Redner wie Shimon Peres oder
Itzhak Herzog vor die Kameras der ausländischen Medien zu setzen, bewirkten
die schweren Bilder, die ununterbrochen aus dem Libanon eintreffen, eine
Richtungsänderung.
In den ersten Tagen der Kämpfe beschloss das Außenministerium, die Betonung
auf den gerechtfertigten Kampf gegen die Aggression der Hisbollah zu legen.
Jetzt versuchen die Verantwortlichen für die Aufklärungsarbeit, der Welt das
Leid und den Schaden zu zeigen, die die Katjusha-Raketen verursachen, um
damit den Strom gegen uns zu bremsen. Bisher, das muss man sagen, ohne
großen Erfolg.
"Wir nehmen die ausländischen Korrespondenten in die Bunker mit und zeigen
ihnen die von Katjusha-Raketen zerstörten Häuser", sagt IDF-Sprecherin Miri
Regev. "Aberleider interessiert sie das nicht, denn wir sind im Vergleich zu
den Libanesen nicht arm genug dran". Das Außenministerium steht vor einem
ähnlichen Problem. "Wir versuchen die ganze Zeit, den ausländischen Medien
das israelische Leid zu zeigen. Wir haben ein Medienzentrum in Haifa
eröffnet, um bei Raketeneinschlägen bereit zu sein. Aber wir können die
Medien nicht zwingen zu kommen. Wir haben keine Kontrolle über die Bilder,
die in die ganze Welt geschickt werden. Leider sind die Journalisten im
Libanon dominanter," erklärt der stellvertretende Generaldirektor für
Aufklärungsarbeit im Ministerium, Gideon Meir. Als Beispiel führt er einen
Bericht im BBC an, in dem 13 Minuten lang Bilder aus dem Libanon gezeigt
wurden, den Katjusha-Angriffen auf Israel hingegen nur zwei Minuten gewidmet
wurden.
Im Außenministerium ist man sich der Tatsache bewusst, dass der Kampf um die
internationale Öffentlichkeitsmeinung immer deutlicher als Versagen gewertet
wird. "Das haben wir nicht verdient", sagen die Verantwortlichen für die
Aufklärung. "Wir arbeiten Tag und Nacht, rennen von Studio zu Studio und
sparen nicht an Mitteln, um der Welt unsere Haltung klarzumachen. Die
Berichte in den europäischen Medien frustrieren uns genauso wie jeden
anderen Israeli auch", sagt eine Stelle im Außenministerium. "Aber wir haben
nicht das Privileg, die Bemühungen einzustellen und uns mit den schweren
Bildern im Libanon auseinanderzusetzen. Wir bemühen uns weiterhin, die
israelische Seite zu vermarkten, trotz der unfairen Versuche der
ausländischen Medien, die israelische Realität zu zensieren und zu
verschönern."
Trotz aller Bemühungen zweifelt man im Außenministerium daran, dass sich das
Bild wieder zugunsten Israels ändern wird. "Die Zerstörung im Libanon ist
nun mal größer als das Leid, das dem israelischen Hinterland zugefügt wird,
und außerdem ist sie auch fotogener", erklärt man im Ministerium. "Und die
Hisbollah führt die ausländischen Korrespondenten ja nur zu Orten, die von
israelischen Bomben zerstört wurden, nicht etwa zu den unterirdischen
Bunkern, in welchen die Raketen und die Abschussrampen versteckt werden, oft
in Kirchen und Moscheen. Die Kameras sehen nur Häuser von unschuldigen
Bürgern, aber niemand darf die Keller fotografieren. Und die ausländischen
Journalisten lassen sich das gefallen."
Dennoch versucht man im Außenministerium, zumindest offiziell Zufriedenheit
über die Berichterstattung im Ausland zu demonstrieren. Es heißt, nicht alle
Weltmedien seien gegen uns. So demonstrieren z.B. die russischen Medien
erstaunliche Solidarität und Verständnis mit Israel, sicherlich wegen der
anhaltenden Kämpfe, die Russland mit dem tschetschenischen Terror austrägt.
Auch die italienischen Medien sind relativ ausgewogen. "Trotz allem muss man
sagen, dass im Vergleich zu früheren Konflikten die Weltmedien diesmal
weitaus fairer berichten. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass
sich ein großer Teil der ausländischen Korrespondenten in Haifa aufhält und
täglich mit Katjusha-Angriffen konfrontiert wird", sagt Gideon Meir
abschließend. |