Ein Leitartikel von Jedioth mahnt zu mehr Sachlichkeit
Es ist noch zu früh, um die Ergebnisse des Feldzuges im Libanon
zusammenzufassen, und es kann sein, dass die Armee (IDF) noch schwerste
Schläge auf die Hizbollah niederprasseln lassen wird, dass man der üblen
Bande endlich das Genick brechen wird und schließlich Nasrallahs Kopf als
Dessert servieren wird.
Es wäre trotzdem ein absoluter Unsinn, die Schwierigkeiten zu ignorieren und
sich vor den offensichtlichen Tatsachen zu verschließen: 7,000
Hizbollah-Leute und Zehntausende ihrer Unterstützer werden im Libanon
bleiben, und auch wenn die IDF mit der Pinzette eine Katjuscha-Rakete nach
der anderen sucht, werden wir es auf militärischem Weg nicht schaffen, uns
dieses Fluches zu entledigen.
In anderen und krasseren Worten: Wir werden wahrscheinlich mit der Hizbollah
und den Katjuscha-Raketen verbleiben. Und was würde trotz allem für die IDF,
die Regierung, den Staat als Errungenschaft gelten? Wenn im Rahmen eines
Abkommens die Hizbollah und ihre Katjuschas in der Region von Beirut bleiben
würden, sich dem Südlibanon nicht nähern würden, und sicherlich kein Feuer
eröffnen.
Die andere Möglichkeit, die anscheinend auch weniger gelungen ist, wäre den
Konflikt mit der Hizbollah zu verschärfen und auch ausländische Kräfte,
vielleicht auch militärisch, hinein zu ziehen, vor allem die amerikanischen
Kräfte, die durch unsere Hilfe überzeugt würden, dass dies nicht Israels
Krieg allein ist, sondern der ganzen westlichen Welt gegen das "Quartett des
Bösen", wie Shimon Peres es gestern genannt hat - Iran, Syrien, Hamas und
Hizbollah. Wenn die Dinge so stehen, dann muss man sich auf einen sehr
langen Krieg einstellen, an dessen Ende vielleicht, vielleicht auch der
Reaktor im Iran in Trümmern stehen wird.
Und dazu hat man früher schon im Kurs für Rekrutenausbildner der IDF
gesagt: "Krieg? Man weiß, wie man damit beginnt und man weiß nie, wie es
enden wird". Und unsere Weisen sagten: "Erst denken, dann lenken".