Zu beachten:
Welche Ziele die israelische Luftwaffe NICHT angriff
Analyse von Ze’ev Schiff, Ha’aretz, 14.07.2006
Übersetzung Daniela Marcus
Am Donnerstag konzentrierte die israelische
Luftwaffe (IAF) ihre Angriffe im Libanon auf iranische
Langstreckenraketen der Fabrikate Fajr 3 und 4. Es gelang ihr,
einige, die in getarnten Bunkern versteckt waren, zu treffen. Diese
Raketen haben eine Reichweite bis nach Haifa und möglicherweise
sogar bis nach Hadera.
Mit einer ihrer Langstreckenraketen traf die Hisballah gestern Abend
ein Viertel in Haifa, was eine strategische Eskalation in der
gegenwärtigen Konfrontation bedeutet. Dieser Angriff sollte als noch
ernsthafter betrachtet werden wie der Angriff auf die Patrouille der
israelischen Armee (IDF), der in der Entführung von zwei Soldaten
resultierte.
Während die libanesische Regierung indirekt für den Angriff am
Donnerstag verantwortlich ist, hätte die Hisballah ihn jedoch nicht
ohne iranische Unterstützung ausgeführt. Die israelischen
Luftangriffe bedeuten zweifellos, dass der Iran die Raketenlager der
Hisballah nun wieder auffüllen muss.
Die erfolgreichen israelischen Angriffe am Donnerstag auf die
Lager-Bunker der Hisballah reflektieren mehr als nur operationelle
Möglichkeiten Israels. Sie zeigen auch seine Fähigkeit, akkurate
Geheimdienstinformationen zu sammeln.
Iranische Berater waren in den Bau der Bunker und die Nutzung der
Raketen einbezogen. Hisballah-Militante wurden in den Iran
geschickt, um im Umgang mit den Fajr-Rakteten ausgebildet zu werden.
Die Hisballah und Truppen der libanesischen Armee feuerten
Flugabwehrgeschosse auf die IAF. Doch zumindest bis jetzt erhielt
diese den Befehl, das Feuern auf Stellungen der libanesischen Armee
zu vermeiden. Jeder Schlag gegen sie, der seit dem Ausbruch des
gegenwärtigen Konflikts stattgefunden hat, war unabsichtlich.
Die große Mehrheit der etwa 100 Ziele, die die IAF angegriffen hat,
liegt im Südlibanon. Am Freitag wird die IAF ihre Operationen
wahrscheinlich ausweiten und andere Teile des Landes mit
einbeziehen. Die Operationen werden von der Bemühung angeführt, der
libanesischen Regierung diejenigen Bereiche aufzuzeigen, für die
Israel sie verantwortlich hält. Deshalb ist es wichtig, nicht nur
die Ziele, die die IAF angreift, zu beachten sondern auch
diejenigen, die sie nicht angreift. So beschoss die IAF z. B. Büros
der Hisballah, jedoch keine in Beirut.
Das Ziel mit der größten strategischen Bedeutung war bisher der
Flughafen von Beirut. Während der Beschuss der Rollbahnen die
Abflüge und Landungen lahm gelegt hat, wurde keiner der Radar- oder
Kontrolltürme getroffen. Dies erlaubt dem Flughafen, die Kontrolle
der internationalen Flüge über dem Luftraum Libanons aufrecht zu
erhalten.
Auch die Haupthäfen wurden nicht angegriffen, und außer der
Sendestation der Hisballah wurden in Beirut keine anderen Ziele
beschossen. Die IAF hat ihre Angriffe auf militärische Einrichtungen
der Hisballah konzentriert.
Weder die Schi’iten-Viertel in der libanesischen Hauptstadt, noch
das Kraftwerk, noch die Transformatoren wurden beschossen. Die
israelische Luftwaffe sagte, die Ziele werden sich ausweiten wenn
klar wird, dass eine Terroristengruppe, die vom Iran unterstützt
wird, im Grunde die Kontrolle im Libanon besitzt.
hagalil.com 14-07-2006 |