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Pogrom von Kielce:
Von Hölle zu Hölle

Am 4. Juli 1946 wurden in der polnischen Stadt Kielce über vierzig polnische Juden ermordet und weitere achtzig Überlebende des Holocaust verletzt. Unter den Opfern waren auch zwei nichtjüdische Polen, die den Angegriffenen zur Hilfe geeilt waren. Das Pogrom von Kielce gilt als der bekannteste Übergriff von Zivilisten auf jüdische Personen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und hatte eine massive jüdische Emigrationswelle aus Polen zur Folge.

Die Rolle der staatlichen kommunistischen Stellen bei diesem Pogrom ist bis zum heutigen Tage nicht geklärt. Am Ende des Zweiten Weltkriegs lebten in Kielce keine Juden mehr. Die jüdischen Einwohner der Stadt waren entweder von den Deutschen in Konzentrationslager verschleppt worden oder geflohen. Nach dem Einmarsch der Sowjetarmee kehrten nach und nach etwa zweihundert jüdische Einwohner nach Kielce zurück. Die meisten von ihnen lebten nach ihrer Rückkehr in einem einzigen Gebäude.

Am 4. Juli 1946 kam es zu anti-jüdischen Protesten vor dem Haus. Auslöser dafür waren judenfeindliche Gerüchte eines Ritualmords, die auf jahrhundertelang propagierte Ritualmord-Legenden des christlichen Antijudaismus im Mittelalter Bezug nahmen. Angehörige der Polizei betraten unter Waffengewalt das Gebäude. Als die Bewohner auf die Straße flüchteten, wurden sie vom polnischen Mob angegriffen. Zwei Polen, die ihnen zur Hilfe eilten, wurden ebenfalls ermordet.

Die Überlebenden des Pogroms flohen zum Teil nach Westdeutschland in die Amerikanische Besatzungszone, wo sie als so genannte Displaced Persons (DPs) vorübergehend Aufnahme in amerikanischen DP-Camps fanden. In den nachfolgenden Monaten verließen mehrere zehntausend Juden das Land.

Die Ereignisse wurden im Film "Von Hölle zu Hölle" thematisiert.

Nach dem Mord machten es sich die damaligen kommunistischen Machthaber einfach. In einem Schnellprozeß ließen sie neun willkürlich herausgegriffene Personen für den schlimmsten antijüdischen Pogrom nach dem Zweiten Weltkrieg zum Tode verurteilen. Doch auch demokratische Justiz, nach 1989, tat sich schwer damit, eines der dunkelsten Kapitel der polnischen Nachkriegsgeschichte aufzuklären.

Dabei hatte die zuständige "Hauptkommission zur Aufklärung von Verberechen gegen die polnische Nation" in Warschau nach fünfjähriger Arbeit im vergangenen Herbst einen Abschlußbericht vorgelegt. Der Staatsanwaltschaft in Kielce empfahl die Einleitung von Verfahren gegen vier damalige Funktionäre der Sicherheitsorgane. Ihnen wirft die Kommission vor, das Blutbad in krimineller Passivität nicht verhindert zu haben. Doch statt die Beschuldigten vor Gericht zu bringen, schickte der Staatsanwalt in Kielce die Unterlagen zurück nach Warschau.

Die Begründung: Nicht alle Spuren und möglichen Hintergründe des Pogroms seien von der Hauptkommission untersucht worden. Sechs Varianten sollen nach dem Willen der Staatsanwaltschaft nun geprüft werden. Dabei soll auch die Möglichkeit untersucht werden, ob die blutigen Ereignisse nicht von Juden selbst provoziert wurden, um die 200 000 Holocaust-Überlebenden in Polen zur Ausreise nach Palästina zu bewegen.

Der Leiter der Hauptkommission, Witold Kulesza, findet solche Spekulationen empörend. "Das ist ein großer Blödsinn. Das kann man nur mit einer Psychose erklären", sagte er der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Was am 4. Juli 1946 im bis dahin so unauffälligen Provinzstädtchen Kielce geschah, das halten viele Polen bis heute nur mit Verschwörungstheorien für erklärlich: Ein als vermißt gemeldeter achtjähriger Junge taucht nach einigen Tagen wieder auf. Offenbar von seinem Vater angestiftet, erzählt er der Miliz die Lüge, er sei von Juden in der Planty-Straße in einem Keller festgehalten worden.
Die Ordnungshüter halten das für glaubwürdig, machen sich mit dem Kind auf den Weg zu einem Haus in der Planty-Straße, in dem etwa 100 Juden wohnen. Unterwegs erzählen sie Passanten, Juden hätten das Kind entführt.
Vor Ort stellen die Polizisten fest, dass das Haus gar keinen Keller hat.
Doch da hat sich vor dem Gebäude schon eine große Menschenmenge versammelt, die den Juden Ritualmorde an christlichen Kindern vorwirft.

Schließlich fallen Schüsse, der Mob stürmt ungehindert ins Haus. Die Bewohner, alle gerade dem Holocaust entronnen, werden erschossen, erschlagen und aus den Fenstern geworfen. An dem mehrere Stunden dauernden Massaker beteiligen sich auch Soldaten. Weltweit wird Kielce zum Symbol für Antisemtismus, der den nationalsozialistischen Völkermord überdauert hat.

Die kommunistische Propaganda verbreitete zunächst, nationalistische Gruppen hätten den Pogrom angezettelt, erklärte das heikle Thema aber rasch zum Tabu. Erst nach der Wende von 1989 wurden wieder Ermittlungen aufgenommen.

Diese sollten vor allem der Vermutung nachgehen, daß der kommunistische Staatsapparat das Massaker inszenierte, um daraus politisches Kapital zu schlagen. Nach der Befragung von 130 Zeugen konnte die Hauptkommission aber keine Beweise für eine Provokation durch den sowjetischen oder polnischen Geheimdienst finden.

Die Vorstellung, das Pogrom von Kielce könnte ganz einfach das Werk der einfachen Leute der Stadt gewesen sein, schien nicht nur der dortigen Staatsanwaltschaft unakzeptabel.

Die national-konservative Zeitung "Zycie" veranlaßte das Untersuchungsergebnis zur Vermutung, da habe wohl jemand Angst vor der Aufklärung der wahren Hintergründe. Das katholische "Radio Maryja" setzte gar das Gerücht in die Welt, in einigen der Särge der Kielce-Opfer sei in Wirklichkeit nur Sand gewesen.

Für die nicht enden wollende Suche nach Verschwörern und Provokateuren hat die angesehene polnische Historikerin Krystyna Kersten kein Verständnis. In "antijüdischen Vorurteilen, Phobien und Ressentiments" sieht sie den wirklichen Hintergrund des Pogroms.

"Damit es zu einem Ausbruch der Agression und Gewalt in diesem Ausmaß kommen konnte, mußte ein entsprechendes gesellschaftliches Klima herrschen. Aus dieser Sicht ist es zweitrangig, ob die erfundene Geschichte von der Entführung eines Jungen durch die Juden im Kopf des Vaters, der Nachbarn oder aufgrund irgendeiner Anweisung entstanden ist."

wiki-dpa

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