Sie sollen bloß nicht predigen!Arik
Bachar findet in M'ariw gute Gründe, weshalb sich die Weltöffentlichkeit mit
Kritik an Israel eher zurückhalten sollte
Proportionen sind eine Frage der Geographie oder zumindest der
Perspektive. Die IDF hat kaum damit begonnen, sich den Libanon vorzuknöpfen,
und schon beginnen alle, uns etwas von Proportionen zu erzählen.
Was die Luftwaffe im Libanon tut, sagen sie, ist nicht proportional zu
dem, was die Hisbollah uns angetan hat. So sprach gestern Russland, das
seine Proportionen auf jedem Gebäude zurückgelassen hat, das in Grosny, der
Hauptstadt Tschetscheniens, noch steht.
So sprach auch Frankreich, dessen Außenminister gestern besonders scharf auf
den Angriff "gegen einen souveränen Staat, einen Freund unseres Landes"
reagierte. Nun gut, Frankreich braucht uns nicht mehr zu sagen, wer seine
Freunde sind, damit wir wissen, wer Paris ist.
Und Griechenland, ja auch dieses Land erklärt uns, dass es unsere
Proportionen nicht begreift. Dasselbe Griechenland, das sich mindestens
einmal im Jahr kurz vor einem Krieg befindet, und zwar jedes Mal, wenn
irgendein besoffener Türke auf einem Felsen im ägäischen Meer steht und mit
der Fahne seines Landes wedelt.
Und auch Kofi Annan, der Mann, über dessen Kopf schon seit einem Dutzend
Jahren die Geister der abgeschlachteten Ruander schweben, spricht mit uns
von Proportionen. Sie erhielten von ihm zwar sein Wort, er werde auf sie
aufpassen, mussten dann jedoch feststellen, dass die Proportionen seines
Versprechens nicht unbedingt einer Rettung vor dem Tode entsprachen.
Die Welt ist also unverändert, und auch die Kritik ist seit Jahrzehnten
dieselbe. Aber die israelischen Führer dürfen nicht vergessen, dass trotz
der gleich bleibenden instinktiven Reflexe der diversen Regierungen auf
israelische Aktionen die westliche Öffentlichkeit die islamischen Verrückten
nicht mit derselben Sympathie betrachtet, derer sie sich in London, Paris
und Moskau in den 70-er und 80-er Jahren erfreuen konnten.
Heute wissen die Bürger dieser Städte, mit wem sie es zu tun haben, obwohl
ihre Führer natürlich ihre Interessen bewahren müssen. Deshalb sollten keine
Überlegungen außer Taktik und Strategie die Beschlüsse unserer Regierung in
Jerusalem bei dem Kampf gegen Hisbollah und Hamas beeinflussen, schon gar
nicht Befürchtungen vor den Reaktionen in der Welt.
Es wird immer solche geben, die sagen, dass der Hausherr hier in Israel
verrückt geworden ist und eine Lösung der Krise unmöglich macht. Aber das
Verhalten, das bisher bei der Lösung der Krise im Iran und Nordkorea an den
Tag gelegt wird, sollte dem Staat Israel verdeutlichen, dass seine Probleme
niemand anderer als er selbst lösen wird.