Wahres Fussball-"Fieber":
Ghaddafi will die Fifa abschaffen
Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem
Der Exzentriker Muammar Ghaddafi ist auch Computer-Freak mit eigenem
Blogg auf seiner Homepage http://www.algathafi.org (das "dd" in seinem Namen
wird wie ein englisches "th" ausgesprochen). Da tut er seine dezidierte
Meinung über Fußball, die FIFA und die WM kund.
"Hütet euch vor der gefährlichen FIFA Krankheit", warnt der libysche
Diktator, der offizielle Gäste in einem Beduinenzelt empfängt. "Medizinische
Forschung bestätigt, dass die meisten Fußball-Enthusiasten und Süchtigen von
psychischen und nervösen Krankheiten getroffen werden. Die führen zu Angina
pectoris, Hirnschlag, Diabetes, Blutdruck und früher Senilität", lehrt der
Oberst des ölreichen Wüstenlandes. Grund dafür sei die exzessive Einführung
moderner Technologie. Der Mensch werde fauler und lascher. Sport verwandle
sich von einer persönlichen Aktivität wie das Gebet, für das kein Ersatzmann
einspringen kann, zur Ausbeutung und einer monopolistischen Aktivität der
reichen Eliten. So funktioniere es auch mit der FIFA. Das Publikum werde zum
"blöden Zuschauer" reduziert.
Ghaddafi, dessen Land von der amerikanischen Liste terrorfördernder Länder
gestrichen werden soll, warnt vor Hass, Aggressivität und Rassismus. "Wer
den Fußball erfand, glaubte an das Gegenteil. Würde er heute noch leben,
würde er die FIFA abschaffen", schreibt Ghaddafi im Internet. Jener
Fußball-Erfinder glaubte daran, Liebe unter den Menschen auf Erden zu
schaffen.
Doch Ghaddafi zählt auf, wozu der Fußball geführt habe: eine Vertiefung des
Hasses sogar unter Freunden und Feindschaft zwischen den Völkern. Ein Spiel
1970 führte zu Krieg zwischen Honduras und El Salvador mit 30.000 Toten oder
Verwundeten. Es wurde zu einer Methode wirtschaftlicher Ausbeute, einem
Hebel für Korruption im Namen der FIFA, Fälschung von Pässen und Spielen,
nur um Geld zu raufen und zu einer Verdopplung der Eintrittspreise.
Fußballspieler wurden zu international verkauften Sklaven. Das Sklaventum
von Afrika und Südamerika in die reichen Staaten wurde erneuert. Die reichen
Staaten beherrschen die Fifa und deshalb werden niemals arme Staaten in
Afrika die Glorie erlangen, eine WM zu beherbergen. Weil die armen Staaten
keine Infrastruktur haben, bleibt das Monopol bei den reichen Staaten,
Gastgeber der WM zu sein.
"Die FIFA hat internationalen Rassismus und die extreme Rechte gestärkt. Ein
Beweis ist, dass extreme-rechte und rassistische Gruppen die Sportvereine
unterstützen. Wo bleibt das Gewissen der Welt?" fragt Muammar Ghaddafi, den
kaum jemand als Politiker wirklich ernst nimmt und der sich jetzt Sporen als
Sport-Psychologe verdient.
Der libysche Herrscher liefert auch "Lösungen" für die von ihm entdeckten
Probleme. Jeder Staat solle die WM gemäß seinen Möglichkeiten und nicht
entsprechend der ungerechten Bedingungen der FIFA austragen dürfen. Viel
mehr Zuschauer könnten dann die Spiele genießen! Beim Geisteswandel
verspricht Ghaddafi der FIFA sogar mehr Einkünfte.
Als Beweis für die jetzige Misere bringt Ghaddafi die enormen Entfernungen
zwischen Hamburg, Berlin und München, über 500 KM. Warum nicht die WM in
mehreren afrikanischen Staaten austragen, bei geringeren Entfernungen
zwischen den Stadien. Falls die FIFA diese und weitere von Ghaddafi
vorgeschlagene Lösungen nicht annimmt, natürlich zum Wohle der Menschheit,
wegen der materiellen und moralischen Gefahren, Krankheiten, Hass,
Desintegration, Hitzköpfigkeit und kollektivem Verderb, sollte die FIFA am
besten abgeschafft werden.
"Mr. Platter (der FIFA-Chef) ist ein weiser Mann mit anständiger
Persönlichkeit und ich respektiere ihn", schreibt Ghaddafi abschließend,
"aber ich fürchte, dass er nicht die Fähigkeit hat, die Fifa zu ändern oder
abzuschaffen." |