Eine Volontärin berichtet:
Meine große Reise nach Israel
Von Theresa Hahne, Mai 2006, Israel
Seit ungefähr drei Jahren sprach ich immer wieder davon,
dass ich irgendwann einmal für längere Zeit nach Israel wollte, um dieses
Land, die Menschen dort und deren Kultur kennenzulernen. Da sich immer mehr
Verbindungen für mich persönlich aufbauten und mein Interesse wuchs, war
meine Neugier und mein Fernweh auch nicht mehr zu zügeln.
Mein Name ist Theresa Hahne, ich bin 20 Jahre alt und komme
aus Meschede (im Sauerland). Nachdem ich mein Fachabitur im Bereich Sozial-
und Gesundheitswesen in Bestwig absolviert habe, ergab sich durch die
Kinder- und Jugendaliyah in Frankfurt endlich die Möglichkeit für mich,
meinen Traum wahr werden zulassen und ihn zu leben - ein Freiwilliges
Soziales Jahr in Israel, für zehn Monate in einem Kinder- und Jugenddorf.
Nun bin ich schon seit knapp neun Monaten hier und einfach
nur völlig fasziniert von diesem Land und der Offenheit und Wärme, die von
den Menschen ausgeht.
Natürlich habe auch ich mir Gedanken über die Situation hier
zwischen Israelis und Palästinensern gemacht, allerdings konnte mich auch
das nicht zurückhalten, da ich wusste, worauf man achten sollte und es im
Endeffekt doch anders aussieht als es in den deutschen Nachrichten immer und
immer wieder gezeigt wird. Ich persönlich finde das sehr schade, da Israel
nicht nur aus Selbstmord- und Terroranschlägen besteht, es ist viel mehr als
das, dieses Land hat so viele schöne, interessante und beeindruckende
Seiten.
Bevor ich herkam, dachte ich ebenfalls, dass ich anfangs
vielleicht Probleme mit dem Einleben haben könnte, wenn ich den Menschen
hier hier erzähle, dass ich aus Deutschland sei, auf Grund der deutsch-
jüdischen Vergangenheit, der Shoah. Aber dem war gar nicht so, eher im
Gegenteil, es ist so viel Zeit vergangen, wir haben dazugelernt, Zeit für
Akzeptanz, Toleranz und gemeinsame Projekte für beide Seiten. Durch alle
Altersklassen durch haben mich alle herzlich willkommen geheißen und zeigten
sich sehr offen und interessiert: Wie lange bist du denn schon hier? Wie
bist du darauf gekommen, nach Israel zu gehen? Wie lange bleibst du noch?
Wie gefällt es dir hier? Kommst du wieder? Was genau machst du denn hier?
und - Kann ich deine Telefonnummer bekommen?
So haben sich ziemlich schnell ziemlich viele und gute
Freundschaften entwickelt, die mich meine Zeit hier natürlich noch mehr
genießen lassen.
Aber um auf deren Fragen zurück zukommen: Wo, wie und was
genau mache ich eigentlich hier? Angefangen habe ich mein FSJ in Hadassah
Neurim, was soviel wie neues, junges Dorf heißt, nahe der Stadt Netanyah,
direkt am Meer. Dort leben circa 280 Kinder und Jugendliche im Alter von
12-18 Jahren, hauptsächlich aus Äthiopien, Russland, Ungarn, die vor Jahren
mit ihrer Familie oder sogar alleine herkamen, und natürlich Kinder aus
Israel, ebenso andere Freiwillige, wie Marlen A.,21 aus Deutschland, aber
auch Helfer aus Amerika, London, Lettland, Schweden, Neuseeland, Mexico und
Holland. Nach Errichtung war dieses Dorf für Kinder in Not. Heute, etwas
abgewandelt, ist Hadassah Neurim für Kinder und Jugendliche mit Problemen,
wie zum Beispiel kaputten Elternhäusern oder Schwierigkeiten in der Schule,
sodass dieses Dorf, das seine Schwerpunkte auf Schule und Sport gelegt hat,
für viele die letzte Möglichkeit ist, durch Bildung und Erziehung eine
Chance für die Zukunft zu haben.
Ich habe dort für sieben Monate gelebt und überall dort
mitgeholfen, wo meine Hilfe benötigt wurde. Das war zum einen im Garten oder
in der Küche, aber auch als große Schwester, sozusagen in den einzelnen
Wohnhäusern der Kinder, indem man einfach für sie da ist, mit ihnen Zeit
verbringt oder auch bei den Hausaufgaben hilft.
Um so viel verschiedene Eindrücke und Erfahrungen wie möglich
in diesem Land zu erlangen, da meine Zeit in Israel ja nur begrenzt ist, bin
ich für die letzten drei Monate in ein anderes Kinder- und Jugenddorf
gewechselt. Jetzt bin ich mit zwei weiteren Freiwilligen aus Deutschland
(Daniel W.,24 und Claudia S.,27) in Kfar Silver, nahe Ashkelon im Süden
Israels.
Hier leben rund 260 Kinder und Jugendliche, ebenfalls meist
aus Äthiopien, Russland und Israel. Die Schwerpunkte dieses Dorfes sind auch
Schule und Sport, daneben ist aber auch noch der landwirtschaftliche
Bereich, also die Gärten des Dorfes, die Orangenbaumplantagen und Pflanzen-
Entwicklungszentren, und die Tiere im Dorf, zu denen eine Kängurufamilie,
Strauße, Kühe, Ziegen, eine Hundepension, ein Lama und Kleintiere gehören.
Die Kinder, die hier im Dorf leben, gehen hier zur Schule und beteiligen
sich auch in ihrer Freizeit an der landwirtschaftlichen Arbeit, was nicht
nur füttern und saubermachen ist, sondern zu dem auch das Melken der Ziegen
und Kühe gehört. Anschließend wird aus der Milch auch Käse hergestellt, da
zu diesem Dorf auch eine eigene Käserei gehört.
Und was mache ich hier? Ich arbeite hier mit den Kindern und
Jugendlichen sowohl mit den Tieren, also Ziegen melken, die Hunde pflegen
und ausführen und ähnliches, als auch in der Schule, wo ich hin und wieder
Nachhilfe in Englisch gebe oder sie einfach bei den Hausaufgaben betreue und
mittlerweile sogar meinen eigenen Kunstkurs ins Leben gerufen habe.
Neben meiner Arbeit im Dorf, was am Tag so ungefähr vier
Stunden sind, versuche ich so viel wie möglich durch Israel zu reisen und
entdecke dabei jedes mal neue Seiten des Landes. Ob Jerusalem, Haifa,
Nazereth, zum Entspannen nach Eilat oder das Nachtleben in Tel Aviv, ich
treffe immer wieder auf neue nette Menschen.
Jetzt bin ich nur noch knapp einen Monat hier und mache mir
noch eine richtig schöne Zeit. Ich sauge noch so viele Eindrücke in mir auf
wie so eben möglich. Die Erfahrungen, die ich bisher in Israel sammeln
konnte, sind sehr wichtig für mich und sicherlich auch wichtig für meine
ganz persönliche Zukunft.
Natürlich ist es nicht einfach Familie, Freunde, einfach
alles und jeden hinter sich zu lassen und in einem fremden Land ganz von
vorne anzufangen und sich etwas eigenes kleines aufzubauen, aber ich wurde
und werde auch immer noch von allen Seiten unterstützt. Ich möchte das alles
hier nicht rückgängig machen und bin froh diesen Schritt gemacht zu haben.
Ich kann nur jedem raten, der sich ebenfalls vorstellen
könnte, sich auf so eine Art Abenteuer einzulassen, diesen Schritt zu wagen
und in eine völlig andere Kultur, Mentalität und im Allgemeinen eine andere
Atmosphäre einzutauchen und diese kennenzulernen...
Ihr werdet es nicht bereuen!
Kinder- und Jugend-Aliyah:
Praktikum oder soziales Jahr in Israel
Für 2006/2007 bis 15. Juli bewerben...
hagalil.com 03-07-2006 |