Neues von John Bunzl:
Die Stehsätze eines Wiener
Dozenten
Von Karl Pfeifer
Lange hat es diesmal gebraucht, bis auch Univ.-Doz. Dr. John Bunzl,
wissenschaftlicher Mitarbeiter am OIIP (Österr. Inst. für Internationale
Politik) der u. a.: Konflikte im Nahen Osten erforscht, seine Sicht
des Konflikts Hizb Allah-Libanon-Israel in der "Presse" vom 22.7.2006 ("Der
Weg nach Beirut") darstellt.
Bunzl O-Ton: "Ähnlich wie in Palästina scheint Israel dem Libanon zu
bedeuten: Wenn ihr nicht mit den "Terroristen" fertig werdet, dann werden
wir es selber tun."
Interessant, dass er das Wort Terroristen unter Anführungszeichen setzt und
damit andeutet, dass Hamas und Hizb Allah in Wirklichkeit keine
terroristischen Organisationen sind. Bunzl findet den Zustand, in dem die PA
und der Staat Libanon kein Gewaltmonopol durchsetzen (können), durchaus
normal.
Und tatsächlich will Bunzl uns glauben machen, dass es legitim sei, in einer
Regierung zu sitzen und gleichzeitig Terror zu üben.
Bunzl O-Ton: "Die Durchführung des Projekts der jüdischen Landnahme und
ethnischen Staatsgründung, das durch traumatische Erfahrungen in Europa
motiviert war, konnte nicht mit der Zustimmung der einheimischen Bevölkerung
erfolgen."
Die "jüdische Landnahme" bedeutete bis Staatsgründung, dass Juden von
Palästinensern um viel Geld Land kauften, so war z.b. 1944 ein Acre guter
landwirtschaftlicher Boden in den USA um 45 $ zu haben im britischen
Mandatsgebiet Erez Israel (Palestine) kostete dieser über 1000 $. Die
"ethnische Staatsgründung" war so vorgesehen, als die UNO-Generalversammlung
am 29. November 1947 mit zweidrittel Mehrheit die Teilung des Landes in
einen arabischen und einen jüdischen Staat beschloss. Im übrigen wurde zu
dieser Zeit auch Indien geteilt und zwar nicht nach ethnischen Kriterien,
sondern nach religiösen. Bunzl erdreistet sich zu behaupten, dass die Juden
im Mandatsgebiet nicht "einheimische Bevölkerung" gewesen wären. Auch das
eine Geschichtsfälschung.
Immerhin haben mehr als 150.000 Araber nicht die Flucht ergriffen und sind
im Staat Israel geblieben, in den von Arabern verwalteten Gebieten des
Mandats durfte kein einziger Jude bleiben. Im Nachbarstaat Jordanien wurde
sogar ein Gesetz beschlossen, dass ein Jude nicht Staatsbürger werden darf.
Bunzl O-Ton: "Der Konflikt erreichte nach 1967 eine neue Dimension, als
sich die 1948 ethnisch gesäuberten "natives"..."
Auch hier eine grobe Geschichtsfälschung. Es gab 1947-48 ca. 650.000
arabische Flüchtlinge aus dem ehemaligen Mandatsgebiet, von denen ungefähr
10 Prozent während Kriegshandlungen vertrieben worden sind. Allerdings gab
es auch jüdische Flüchtlinge und Vertriebene aus den von Arabern verwalteten
ehemaligen Mandatsgebieten.
Benny Morris fand keinen Hinweis darauf, dass Israel Araber planmäßig
vertreiben wollte.
Es gab auch das Beispiel in Haifa, wo der Bürgermeister den Arabern Leben
und Eigentum garantierte, und doch die meisten flohen, denn sie
befürchteten, die Israelis könnten ihnen das antun, was die
palästinensischen Führer den Juden androhten.
Das war keine ethnische Säuberung.
Immerhin wurde ungefähr die gleiche Zahl von Juden aus arabischen Ländern
zur Flucht gezwungen. Mit dem Wort "natives" will Bunzl suggerieren, dass
die Israelis Kolonialisten gewesen wären. Meint Bunzl, dass die orthodoxen
nichtzionistischen Juden aus der Jerusalemer Altstadt, die von Jordanien
vertrieben wurden, keine "natives" waren? Es lebten immer Juden in Jerusalem
und seit Mitte des 19. Jahrhunderts war dort die Bevölkerungsmehrheit
jüdisch.
Bunzl O-Ton: "Darüber hinaus stellte der im Sommer 2005 durchgeführte
Rückzug aus dem Gaza-Streifen für dessen Bewohner nicht als die von Israel
beschworene großzügige Geste dar; denn er entpuppte sich als Teil eines
unilateralen Projekt, der die Palästinenser nicht nur in Gaza, sondern auch
den übrigen besetzten Gebieten vor vollendete Tatsachen stellen sollte.
Außerdem entwickelte sich Gaza zum größten Freiluftgefängnis der Welt."
Man staune, wenn die Israelis besetzte Gebiete räumen ist das auch nicht in
Ordnung. Sie müssten die Genehmigung der PA dazu einholen, was ja schon
deswegen absurd ist, weil die palästinensische Führung natürlich am
Fortbestand der Besetzung interessiert war. Die PLO-Führung, weil sie primär
korrupt ist und die Verantwortung scheut. Die Hamas, weil sie ja dann nicht
mehr gegen die Besatzung hetzen und Angriffe gegen Besatzer durchführen
kann. Hätte Sharon auf die Zustimmung der PA zur Räumung Gazas gewartet,
dann wäre es bis heute nicht zur Räumung gekommen. Der Status von Gaza hat
sich viel gebessert seit der Zeit als dieses von Ägypten besetzt war. Wenn
nicht aus dem Gazastreifen Terroraktionen gestartet hätten, dann hätte
Israel auch weiterhin über 100.000 Arbeitern gestattet einzureisen. Immerhin
hat der Gazastreifen eine offene Grenze zu Ägypten.
All das hindert natürlich Univ.-Doz. Dr. John Bunzl nicht, die
palästinensischen Propagandastehsätze immer wieder zu wiederholen. Man hat
da das Gefühl, wie bei einem defekten Grammophon, wo die Nadel stecken
bleibt, und es immer wieder krächzt "ethnische Staatsgründung" "ethnisch
gesäubert" "22% ihrer ursprünglichen Heimat" und "natives".
Sicher wäre es wünschenswert "zu einem Bi- und Multilateralismus, in dem die
legitimen Anliegen aller Seiten berücksichtigt zu werden" (Bunzl) kommen zu
können. Doch die Welt, die ist nicht so. Die allermeisten Israelis sind
nicht bereit auf die guten Ratschläge des Wiener Dozenten zu hören und Hamas
und Hizb Allah in irgendeiner Weise zu legitimieren. |