"Das moralischste Militär der Welt":
Olmert über den Tod unschuldiger Zivilisten
Ministerpräsident Ehud Olmert hat in der wöchentlichen
Kabinettssitzung am Sonntag sein tiefes Bedauern über den Tod der sieben
Zivilisten am Strand von Gaza ausgedrückt und die Veröffentlichung aller
Untersuchungsergebnisse über die genauen Umstände des Vorfalls angekündigt:
"Seit vielen Wochen werden Qassam-Raketen aus dem
Gazastreifen abgeschossen, um Israelis, die in den angrenzenden Orten leben,
zu verstümmeln oder zu töten. Der Beschuss ist sehr ernst. Er beeinträchtigt
die Lebensumstände in den Orten im Süden Israels und bringt das Leben der
Einwohner in Gefahr. Ich habe gerade erfahren, dass ein Mitarbeiter des
Sapir College heute Morgen durch einen direkten Treffer schwer verletzt
wurde. Dies ist eine endlose Reihe terroristischer Angriffe auf Zivilisten.
Ich weise jeden Versuch, die Moral der israelischen
Verteidigungsstreitkräfte in Frage zu stellen, zurück. Die israelische Armee
ist das moralischste Militär der Welt; niemals, auch heute nicht, hat sie
eine Taktik verfolgt, die auf Zivilisten abzielt. Ich unterstütze die
Kommandeure der israelischen Armee und deren Soldaten, die versuchen, die
Angriffe auf israelische Zivilisten im Süden des Landes abzuwehren.
Die Hamas hat auch an diesem Wochenende nichts gegen diese Angriffe
unternommen. Seit einiger Zeit sehen wir, dass die Hamas in terroristische
Aktivitäten verwickelt ist und diese unterstützt. Wir nehmen dies zur
Kenntnis genauso wie die Erklärungen, die die Kommandeure der Hamas kürzlich
abgaben, und wir wissen, wie wir damit verfahren und wann.
Ich möchte eines klarstellen: es hat nie zur israelischen Politik gehört,
unschuldige Zivilisten anzugreifen. Dies ist die gegenwärtige und zukünftige
Politik des Staates Israel. Gleichzeitig werden wir damit fortfahren, mit
voller Kraft gegen die Qassam-Angriffe vorzugehen und werden nicht von
Operationen ablassen, die Raketen-Angriffe unterbinden können, gleich wo
oder in welcher Situation dies nötig sein wird."
Drei Tage nach der Explosion am Strand von Gaza, bei der
sieben Mitglieder einer palästinensischen Familie getötet wurden, weiß man
noch immer nicht mit Sicherheit, was zu dem Unglück geführt hat. Es ist
nicht klar, ob es sich um eine fehlgeleitete Granate handelt, die von der
Geschützbatterie im Norden das Gazastreifens abgefeuert wurde, oder um einen
inner-palästinensischen Zwischenfall – einen Sprengsatz oder eine Miene, die
am Strand gegen die israelischen Truppen platziert war oder vielleicht eine
Qassam-Rakete, die fälschlicherweise auf dem Strand einschlug.
Gemäß den Angaben, über die die Armee verfügt, wurde am Freitag um 16:52 Uhr
die letzte israelische Granate auf den Gazastreifen abgefeuert. Die
Palästinenser berichteten, dass sich die Explosion am Strand kurz nach 17:00
Uhr ereignete.
In der israelischen Armee verhärtet sich mehr und mehr der Verdacht, dass es
sich um einen palästinensischen Vorgang handelte. Vertreter des
Nachrichtendienstes erklärten, dass Hamas-Leute am Unglücksort waren und das
Gelände absuchten, noch bevor Mitarbeiter des palästinensischen "Präventiven
Sicherheitsdienstes" zum Strand kamen. Hinzu kommt die Tatsache, dass die
Palästinenser bei der Ermittlung zunächst nicht mit den israelischen
Behörden zusammenarbeiten wollten.
Zwei Palästinenser, die bei einer Explosion am Freitag
verletzt wurden, liegen in Israel im Krankenhaus. Der Junge Adham Ali Ralia
wurde am Samstagabend zur ärztlichen Behandlung ins Krankenhaus Soroka in
Be’er Sheva gebracht. Nach Krankenhausangaben befindet sich das Kind in sehr
schwerem, aber stabilem Zustand. Der Junge wurde an Bauch und Beinen von
Splittern getroffen. Zunächst bestand die Befürchtung, dass ein Bein
amputiert werden muss, doch konnte dies verhindert werden. Der Junge ist in
Begleitung seines Onkels Atiya Ralia nach Israel gekommen, der ihn im
Krankenhaus betreut.
Am Samstagabend wurde auch die Schwester von Adham, die 21-jährige Aliham
Ralia, ins Krankenhaus Ihilov in Tel Aviv eingeliefert und wird auf der
Intensivstation behandelt. Das Krankenhaus teilte gestern mit, dass die
junge Frau unter Narkose steht und beatmet wird. Auch die übrigen
Familienmitglieder wurden bei dem Zwischenfall verletzt.
Die Familie Ralia will ihre Familienangehörigen, die sich noch in
Krankenhäusern in Gaza befinden, in ein Krankenhaus in Israel bringen
lassen. Das Büro des Verteidigungsministers teilte mit, dass der Staat
Israel die Kosten für die Behandlung aller Familienmitglieder, die bei der
Explosion verletzt wurden, übernehmen wird.
Haaretz, Yedioth Ahronoth, 12.6.,
www.israel.de
hagalil.com 12-06-2006 |