Geschichte des Fußball in Israel (3):
Die 90er - Aufstieg der arabischen Mannschaften
In den 90er Jahren blühten die arabischen Mannschaften in
Israel auf. In der Spielsaison 96/97 erschien sogar zum ersten Mal eine
arabische Mannschaft in der führenden Liga - Hapoel Taibe. Der Aufstieg
dieser Mannschaft löste unter zahlreichen arabischen Fußballfans eine Welle
der Hoffnung auf eine dauerhafte arabische Vertretung in dieser Liga aus.
Zu ihrem Leidwesen rutschte Taibe nach nur einem Jahr in die
zweite Liga ab, unter anderem weil ein passender Heimplatz fehlte. Doch die
Geschichte des Hapoel Taibe, der in den israelischen Zeitungen Schlagzeilen
machte, ist nur die Spitze des Eisbergs. Immer mehr arabische Mannschaften
stiegen in die Zwischenligen auf. In der Saison 98/99 spielten in der
Landesliga (damals die zweite Liga) vier arabische Mannschaften (ein Viertel
der Liga), und diese Tendenz bestand auch in den niedrigen Ligen. Wie ihre
Tabelle zeigt, spielten in der Spielsaison 76/77, nur acht arabische
Mannschaften in den acht oberen Ligen (nationale, Landesliga, zwei A-Ligen
und vier B-Ligen).
1992 spielten in diesen Ligen 21 arabische Mannschaften und nach nur sieben
Spielsaisons hatte sich die Zahl auf fast 40 Mannschaften verdoppelt. Die
Errungenschaften der arabischen Mannschaften sind besonders auffallend, wenn
man die enge Beziehung zwischen die Größe der Orte und deren Vertretungen in
den oberen Ligen bedenkt. Da die Araber in Israel - im Vergleich mit den
jüdischen Ortschaften – auf kleinere Orte verstreut sind, ist ihr Aufstieg
in die oberen Ligen viel beschwerlicher. Die Durchschnittsanzahl der
Bewohner einer Orte, die in der nationalen Liga vertreten wird, liegt bei
154.000. Bei der Landesliga liegt der Wert bei etwa 50.000 und in der A-Liga
bei ca. 29.000. Doch repräsentieren die arabischen Mannschaften viel
kleinere Kommunen.
In der Landesliga waren in der Saison 97/98 drei arabische Orte vertreten
und die Anzahl ihrer Einwohner bewegt sich zwischen 15.000 und 25.000. In
der A-Liga waren zehn Orte vertreten und deren durchschnittliche
Einwohnerzahl liegt bei 13.000. Der Mannschaftserfolg wird auch von
persönlichem Erfolg begleitet. Immer mehr arabische Spieler spielen in
führenden Mannschaften in Israel und in der Nationalmannschaft. Nach zehn
Jahren etwa, in denen es keine arabischen Spieler mehr in der
Nationalmannschaft gegeben hatte, waren 1998 zwei in die Nationalmannschaft
zurückgekehrt, Najwan Graib und Walid Badir. Graib und Badir wurden zu
Helden der arabischen Straßenkultur. Die arabische Presse in Israel verfolgt
ihren Erfolg intensiv von nahem, sie glänzen in Werbekampagnen von
Handelsunternehmen, und sogar Babys werden auf ihre Namen getauft.
Gleichzeitig entwickelte sich auch eine breite arabische Sportpresse, die
über die Spiele der arabischen Mannschaften und die arabischen Spiele
berichtet. Die Sportkolumnen der arabischen Zeitungen mit großer Auflage
(Kol Alarab, A-Sinara, Al-Athad) versuchen mit Hilfe der Sportkolumnen zum
Verständnis einer arabisch-palästinensischen nationalen Identität
beizutragen, doch das Publikum der arabischen Sportliebhaber zieht es vor,
die hebräischen Sportzeitungen zu lesen, und so wird der Status des Fußballs
als Integrationsmittel gestärkt.
Ein wichtiger Aspekt der wachsenden Popularität des Fußballspiels in der
arabischen Bevölkerung in den 90er Jahren ist der Kampf der Frauen um die
Teilnahme. Ende der 90er Jahre bekam der männliche Alleinanspruch auf den
Fußball einige Risse. In der israelischen Damen-Liga nimmt die Mannschaft
des arabischen Nazareth teil und in vielen weiteren Ortschaften initiierten
Frauen die Gründung einer Fußballmannschaft für sie. Trotzdem muss betont
werden, dass das Interesse der Frauen im Allgemeinen auf die Presse
beschränkt ist und die physische Anwesenheit auf den Fußballtribünen in den
arabischen Ortschaften seltener ist, auch im Vergleich zur bescheidenen
Anwesenheit der Frauen auf den Tribünen der jüdischen Mannschaften.
Der palästinensische Sport hat seit der Gründung der "Allgemeinen
palästinensischen Sportvereinigung" im Jahr 1934 einen langen Weg
zurückgelegt, von den Tagen, in denen die arabische Vereinigung die
jüdischen Sportler boykottierte bis zum Tor von Najwan Graib im Trikot der
israelischen Nationalmannschaft in einem Spiel gegen Argentinien,
Hunderttausende jubelnde jüdische und arabische Stimmen vor den Fernsehern
an einem Frühlingsabend im April 1998. (…)
Am Ende des Krieges 1948 war der Fußball in der palästinensischen
Gesellschaft noch immer kein Volkssport im großen Stil. Im kollektiven
Gedächtnis der Araber in Israel gibt es keinen palästinensischen Sport vor
1948, hauptsächlich wegen der Tatsache, dass die Elite, die ihn organisiert
hatte, ins Exil ging. Der Aufbau eines institutionellen Fundaments in den
50er und 60er Jahren mit Hilfe von staatlichen und halb-staatlichen Stellen
einerseits und die Verhinderung einer selbständigen Organisation
andererseits, schufen eine Assoziierung zwischen dem Spiel und dem
politischen Status Quo. Der Fußball in Israel wird von den Arabern mit
"israelisch-sein" assoziiert und dies widerspricht dem palästinensischen
Nationalgefühl. Der Fußball wird aufgefasst als Gelegenheit zur Einbindung,
während die Erscheinung von palästinensischer Nationalität in diesem Forum
als Bedrohung für diese Gelegenheit aufgefasst wird. Als das sportliche
Fundament des Fußballs in den arabischen Ortschaften Anfang der 80er Jahre
begann, Früchte zu tragen, änderten sich die Regeln des israelischen
Fußballs und die Gesetzes des Marktes schadeten der Fähigkeit der
Mannschaften mit ethnischer oder nationaler Identität oder der Mannschaften,
die nicht gerade große Ortschaften vertraten, herausragende Errungenschaften
zu erzielen.
Die Errungenschaften der arabischen Mannschaften in den 90er Jahren wurden
trotz dieser Entwicklungen erzielt, und der einsame Abstieg von Hapoel Taibe
von der Nationalliga in die zweite Liga ist die Ausnahme. Da eine führende
Mannschaft fehlte, wurden die ausgezeichneten arabischen Spieler in den
„großen“ jüdischen Mannschaften assimiliert, und die arabischen Fans
schlossen sich dem Publikum der jüdischen Fans in einer gemeinsamen
Bewunderung für diese Mannschaften an. Bnei Sachnin
An einem unvergesslichen historischen Abend, bei dem mehr als
30.000 Zuschauer im Stadion von Ramat Gan dabei waren, besiegte 2004 die
Mannschaft "Bnei Sachnin" mit 4:1 den "Hapoel Haifa". Sie war die erste
arabische Mannschaft, die den Staatspokal gewann.
Bei dem feierlichen und bewegenden Auftritt, der mit einem Feuerwerk endete,
trafen die Mannschaften Bnei Sachnin und Hapoel Haifa im Rahmen des
Staatspokalfinales aufeinander, genau ein Jahr nachdem eine andere
Mannschaft aus der nationalen Liga gegen Bnei Sachnin gespielt hatte –
Hapoel Ramat Gan, doch es war Bnei Sachnin, die nach einem ausgezeichneten
Spiel als Sieger hervorging.
In der Verlängerung der ersten Halbzeit (46. Minute) wurde das erste Tor
zugunsten von Hapoel Haifa geschossen. Shai Dahan schoss das Tor aus dem
freien Feld in die rechte Ecke des Tors. Die zweite Halbzeit startete unter
ständigem Angriff von Bnei Sachnin auf das Tor von Hapoel Haifa, und die
Tore ließen nicht auf sich warten: in der 62. Minute schoss Avi Danan das
Tor zum Gleichstand. Drei Minuten später (65. Minute) schoss Asolin aus 17
Metern Entfernung und durchbrach die Abwehr von Hapoel Haifa und ihres
Torwarts Anan Paro zum zweiten Mal.
In der 76. Minute fiel das dritte Tor zugunsten von Bnei Sachnin. Lior
Asolin schoss aus 20 Metern Entfernung an den Pfosten, wobei der
zurückkehrende Ball an Darius Yitzkavich ging, auf Gavriel Lima traf und von
dort ins Tor. In der 88. Minute war das Spiel mit einem weiteren Treffer
entschieden.
Nach dem Spiel fand die Medaillen- und Pokalvergabe statt und es war der
Kapitän der Mannschaft Bnei Sachnin und Spieler der Nationalmannschaft,
Abbas Soan, der den Pokal hochhielt, den ihm Staatspräsident Moshe Katsav
überreichte. Minuten später erleuchtete ein Feuerwerk den Himmel über dem
Stadion, Auftakt zum Feiern für mehr als 25.000 Zuschauer. (Israel Football
Association, 2006) (Israel Football Association,
2006),
www.israel.de
Die Anfänge:
Geschichte des
Fußballs in Israel (1)
Es war die Initiative der jüdischen Gewerkschaft Maccabi, eine offizielle
Fußballvereinigung in Palästina ins Leben zu rufen, die der FIFA
angegliedert werden sollte...
Geschichte des Fußballs in Israel (2):
Vom ersten
Nationalspiel zu Maradona in Ramat Gan
Am 26.9.1948 trat im Giants Stadion in New York die erste Nationalmannschaft
des Staates Israel zu einem Spiel gegen die Nationalmannschaft der USA an... |