Ausstrahlungslizenzen:
WM kommt Israelis teuer und Palästinensern billig
Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem
Fast hundert Euro soll jedem israelischen
Fernsehbesitzer abgeknüpft werden, der per Kabelfernsehen unbedingt alle
Spiele der WM schauen möchte. Die Kabelnetzbetreiber haben eine Lizenz,
ihren Kunden gegen Bezahlung eines Abonnements, reklamefrei Filme und andere
Programme anzubieten. Deshalb könne jetzt bei der Übertragung der WM keine
Ausnahme gemacht werden.
Doch die teuer eingekauften Ausstrahlungslizenzen rechnen
sich für die Betreiber nicht, falls sie gezwungen würden, die Spiele ohne
Zusatzeinkünfte durch Werbung auszustrahlen. Ein Kabelnetzbetreiber lockt
neue Kunden an, indem er als Bonus für ein Jahresabonnement die ganze WM
frei Haus verspricht.
Die öffentlich rechtlichen Sender wiederum haben nur die Ausstrahlungslizenz
für 11 komplette Spiele erworben und werden diese kostenfrei senden. Ebenso
soll jeden Tag eine Zusammenfassung aller Spiele gesendet werden. Nur wer
unbedingt alle Spiele sehen will, wird zur Kasse gebeten.
Derweil sucht der Wirtschaftsausschuss der Knesset (israelisches Parlament)
nach einer Lösung, um das Mondial-Paket günstiger zu gestalten. Da man
keinen Ausweg fand, wurde erst einmal ein Ausschuss gebildet, dem eine Frist
von sechs Tagen gesetzt wurde, eine konstruktive Lösung zu finden.
Möglicherweise könnten die monatlichen Fernsehgebühren für alle Israelis um
zwei Euro angehoben werden, um die WM Gebühren zu decken. Doch das gilt als
ungebührende Strafe für all jene, die sich für Fussball nicht interessieren.
Sehr viel glücklicher können sich die Palästinenser wähnen. Kleine private
Fernsehsender im Westjordanland haben angekündigt, alle Spiele ausstrahlen
zu wollen. "Manchmal ist es ganz gut, in einem Land zu leben, wo es weder
Recht noch Ordnung gibt", sagte der Betreiber eines TV-Senders im
Westjordanland. Er bat ausdrücklich darum, namentlich nicht genannt zu
werden. "Diesmal waren wir höflich und fragten bei der saudischen
Fernsehgesellschaft SART an, ob wir deren Signal kostenfrei übernehmen
könnten." Die Saudis schlugen dem Palästinenser vor, doch lieber bei den
Israelis die Übertragungen zu "stehlen". Doch der Palästinenser meinte: "Das
finden wir nicht so gut, weil hebräische Kommentare vielleicht etwas
unpassend wären. Deshalb bedienen wir uns lieber bei den Saudis, auch ohne
sie um Genehmigung zu bitten."
Da es in Gaza kein Privatfernsehen gibt, wird ein Privatfernsehbetreiber aus
Hebron den Gazastreifen mit Fußball bestrahlen. Der Sender aus Hebron
wiederum hat mit dem oben genannten palästinensischen Sender in einer Stadt
nahe Jerusalem abgesprochen, das gestohlene Signal der Saudis zu übernehmen. |