Studientage des Geiger-Kollegs vom 22.-25. Mai 2006:
Leo Baeck zu Ehren
Vor bald fünfzig Jahren starb in London Rabbiner Leo
Baeck, einer der bedeutendsten Denker des deutschsprachigen Judentums im 20.
Jahrhundert. Sein intellektueller Rang, seine moralische Integrität und sein
hohes Ethos machen ihn bis heute zum Vorbild.
Baeck wird insbesondere für sein beispielhaftes Auftreten während der
nationalsozialistischen Verfolgung erst in Berlin und dann in Theresienstadt
sowie für seine versöhnliche Haltung gegenüber Nachkriegsdeutschland
verehrt. Sein theologisches Werk tritt dabei leicht in den Hintergrund. Leo
Baeck (1873 – 1956) hat nicht nur das „Wesen des Judentum“ im Abgrenzung zum
Christentum definiert, sondern sich als liberaler Gemeinderabbiner und als
Midrasch-Dozent an der Berliner Hochchules für die Wissenschaft immer wieder
mit Fragen jüdischer Existenz befasst, mit jüdischer Erziehung ebenso wie
mit halachischen Details. Er folgte dabei dem Appell Abraham Geigers, „Der
Theologe muss theologisch philosophieren“, und ging so stets kohärent und
systematisch vor.
Zur 50. Jahrzeit am 2. November wird in aller Welt an den Repräsentanten des
deutschen Judentums erinnert werden. Das Abraham Geiger Kolleg an der
Universität Potsdam, das erste deutsche Rabbinerseminar nach der Schoah,
lädt bereits zu Baecks Geburtstag am 23. Mai zu einer internationalen Tagung
in die Europäische Akademie in Berlin-Grunewald ein. Mit Unterstützung der
Leo Baeck Foundation soll vier Tage lang über Werk und Wirkung des großen
Rabbiners diskutiert werden, der schon 1933 befunden hatte, dass die
Geschichte der Juden in Deutschland im Sinne eines kulturellen Miteinanders
zu Ende sei, von 1948 an aber mehrfach die Bundesrepublik und die wieder
erstehenden jüdische Gemeinschaft besuchte. Baeck betonte auch nach der
Katastrophe immer wieder, dass hier jüdische Gemeinden bestehen müssten,
solange Juden in Deutschland leben würden. Diese Gemeinden sollten so gut
wie möglich sein und dürften sich nicht von der jüdischen Welt draußen
abgeschrieben betrachten. Kollegen wie den Rabbinern Geis und Levinson stand
Baeck dabei mit Rat und Tat zur Seite.
„Die Idee bleibt, um in neuen Formen weiterzuwirken“, schreibt Baeck 1946.
Bei den Berliner Studientagen zum Thema „Leo Baeck: Rabbinical and
Philosophical Approaches“ diskutieren Rabbiner und Historiker,
Religionswissenschaftler und Philosophiedozenten über Baecks Werk und seine
Impulse für unsere Zeit. Den Auftakt der Tagung macht ein Vortrag des
Baeck-Schülers Ernst Ludwig Ehrlich (Basel). Die Vorträge und Diskussionen
stehen grundsätzlich allen Interessenten offen.
5. Studientage des Abraham Geiger Kollegs, 22.-25. Mai 2006 in der
Europäischen Akademie Berlin, Bismarckallee 46/48, 14193 Berlin.
Informationen und Anmeldung beim Abraham Geiger Kolleg, Tel (030) 31800587,
Fax -86,
abraham.geiger.kolleg@t-online.de. |