Ahmadineschad und die WM:
Hassprediger in Deutschland willkommen?
Irans Präsident Ahmadineschad überlegt
einen Abstecher zur Fußball-WM nach Deutschland zu machen.
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) heißt ihn schon einmal
vorsorglich willkommen.
Von Ralf Fischer
Die Ankündigung des Holocaust-Leugner und Israelfeindes
Mahmud Ahmadineschad vielleicht die iranische Nationalmannschaft auf ihrem
Trip zur WM in Deutschland zu begleiten, sorgt für einige Diskussion im
deutschen Blätterwald. Doch gibt es da überhaupt etwas zu diskutieren?
International bekannt geworden ist der aktuelle iranische
Präsident durch seine breitenwirksame antisemitische Öffentlichkeitsarbeit.
Als Präsident eines Landes, welches sich selbst als 'Land der Arier'
bezeichnet, formulierte er kurz nach seiner Wahl zum neuen Präsident im
vergangenen Jahr in die Mikrofone der internationale Presse Sätze wie
diesen: "Einige europäische Länder pochen darauf, dass Hitler Millionen
unschuldiger Juden in Öfen getötet hat. Wir akzeptieren diese Behauptung
nicht."
Und um auch ja kein Missverständnis an seiner Gesinnung
aufkommen zu lassen, schob er in regelmäßigen Abständen neue Hasstiraden in
Richtung Israel hinterher. Im Dezember 2005 sprach er sich im iranischen
Fernsehsender El-Alam für eine 'Verlegung' des Staates Israel nach
Deutschland und Österreich aus und behauptete, das Ausmaß des Holocaust
werde übertrieben dargestellt. Weiterhin bezeichnete er Israel als
'Krebsgeschwür'.
Nur wenige Tage später erklärte er in einer im staatlichen
Fernsehen übertragenen Rede in der Provinz Sistan-Balutschestan: "Der Mythos
vom Massaker an den Juden ist von den westlichen Staaten erfunden worden, um
mitten in der islamischen Welt einen jüdischen Staat zu errichten."
Woraufhin ihn die Tel Aviver Zeitung 'Haaretz' mit Adolf Hitler "diesem
anderen gewählten Führer, der Juden zu vernichten versprach" verglich.
Falsch verstandene Gastfreundschaft
Nun dürfte man eigentlich davon ausgehen, dass der
Bundesinnenminister Schäuble all diese Hasstiraden bis ins kleinste Detail
kennt. Und trotzdem heißt Schäuble den Hassprediger aus Teheran willkommen.
In der Öffentlichkeit wird Schäuble sogar mit dem Satz: "Mein Rat ist, wir
sollten gute Gastgeber sein" zitiert.
Gute Gastgeber? Es fragt sich nur für wenn!
Für einen Präsidenten dem die Beteiligung an
terroristischen Aktionen zur Last gelegt wird und der – ganz im Gegensatz
zum Credo der WM – jede Sekunde in der Öffentlichkeit dazu nutzt um gegen
jede friedliche Völkerverständigung zu argumentieren? Es wäre ein nicht
wieder gut zu machender Skandal.
Weitere Zitate zum Thema:
"Der iranische Präsident Ahmadineschad ist ein Antisemit
übelster Sorte, aber es gibt keine rechtlich keine Möglichkeit, ihm die
Einreise zu verwehren. Wenn er als Regierungschef eines WM-Teilnehmerlandes
zur Fußball-WM kommen möchte, dann wird man sich nicht darüber freuen, aber
gleichwohl hinnehmen müssen. Das wird kein unproblematischer Besuch werden,
man wird ihn sehr sorgfältig vorbereiten müssen.
Es kommt ja hinzu, dass die rechtsextremistische Szene in Deutschland mit
Blick auf die Fußball-Weltmeisterschaft insbesondere im Umfeld iranischer
Spieler Aktivitäten plant, weil sie den Antisemitismus des iranischen
Präsidenten für gut heißt. Es wäre sicher für alle Beteiligten besser, wenn
er auf seine Reisepläne verzichten würde."
Sebastian Edathy, SPD-Innenpolitiker und Mitglied des Bundestages
"Ahmadineschad ist auf Show eingestellt und wird sich diese Show auch in
Deutschland nicht entgehen lassen. Ich glaube schlicht und einfach, dass es
in der Tat rechtlich keine andere Möglichkeit gibt, als ihn einreisen zu
lassen. Denn wenn man sagt, die Weltmeisterschaft hat nichts mit Politik zu
tun, muss man sich daran halten. Das Motto dieser Weltmeisterschaft heißt
ja: Die Welt zu Gast bei Freuden. Da sollen die Gastgeber jetzt ihre Freunde
entsprechen empfangen – auch mit Demonstrationen."
Daniel Cohn-Bendit, Fraktionschef der Grünen im Europaparlament
"Ahmadineschad darf auf keinen fall zur WM eingeladen werden. Er sollte
offiziell als Persona non grata behandelt werden. Zudem sollte die
Bundesanwaltschaft sehr sorgfältig prüfen, ob seine Äußerungen gegen den
Paragrafen 130 des Strafgesetzbuches, die Holocaustleugnung, und gegen das
internationale Verbot der Vorbereitung eines Angriffkrieges und des
Völkermordes verstößt.
Schäuble kommt der traurige Ruhm zu, als erster Vertreter einer deutschen
Bundesregierung einen aktiven und offenen Holocaust-Leuugner hofffähig
gemacht zu haben."
Micha Brumlik, Publizist und Professor für Erziehungswissenschaften
©
www.mut-gegen-rechte-gewalt.de - 11.4.2006
Kritik an BMI Schäuble:
Iranischer Präsident
ist unerwünschte Person
"Die Äußerungen von Bundesinnenminister Schäuble zu einem möglichen Besuch
des iranischen Staatspräsidenten Ahmadinedschad zur Fussball WM in
Deutschland sind ein Skandal", so der Generalsekretär des Zentralrats der
Juden, Stephan J. Kramer in einer ersten Reaktion...
hagalil.com 11-04-2006 |