"Die Produzenten":
Israel lacht über Hitler
"Humor ist eine mächtige Waffe und wir Juden haben
einen Sinn für Humor", behauptet Dan Almagor, israelischer
Übersetzer und Professor für hebräische Sprache. Auf diese Karte
setzte er, als er beschloss, für israelisches Publikum das berühmten
Broadway Musical "Die Produzenten" zu adaptieren.
Die Vorstellung kommt nämlich nicht ohne verschiedene
Nazi-Symbolik und der Person von Adolf Hitler aus. Es war deshalb
umstritten, wie das israelische Publikum das Musical aufnimmt. Das
Theater Kameri, wo das Stück gespielt wird, ist jedoch Abend für
Abend von begeisterten Zuschauern gefüllt.
Das Spiel erzählt die Geschichte eines unehrlichen
Theater-Produzenten und seines schüchternen Buchhalters, die
zusammen einen Plan entwickeln, wie sie zu großem Geld kommen. Sie
wollen von großen Sponsoren möglichst viel Geld sammeln, einen Flop
produzieren und mit dem Rest des Geldes abhauen. Dazu besorgen sie
sich ein schreckliches Drehbuch, das von einem irrsinnigen
Bewunderer der Nazis geschrieben wurde, sie finden einen
grauenhaften Schauspieler und einen unfähigen Regisseur. Das
Schauspiel wird aber wider Erwarten vom Publikum begeistert
aufgenommen und das betrügerische Duo gerät in Schwierigkeiten.
In diesem aufwendigen Musical spielt eine Reihe
berühmten israelischen Schauspieler. Hitler, der singt und tanzt,
wird dargestellt von Itzik Cohen. "Als mir die Rolle angeboten
wurde, habe ich keine Minute gezögert. Es ist mir ein großes
Vergnügen, Hitler lächerlich zu machen", sagt er. "Das Musical hat
es aber nicht nur auf Hitler und die Nazis abgesehen, es verspottet
auch Juden, Blondinen, Homosexelle und Brodway Produzenten". Obwohl
aus dem Stück klar hervorgeht, dass es das Nazismus lächerlich
machen soll, hat sich das Theater entschlossen, einige provokative
Elemente, die in der amerikanischen Version gespielt wurden,
auszulassen. So sehen die Zuschauer z.B. nicht, wie die Tänzer ein
riesiges, schnell drehendes Hackenkreuz formieren. Der Name Hitler
wurde vom Übersetzer mit Führer ersetzt. "Ich musste Rücksicht
nehmen, weil der Name Hitler bei Israelis große Emotionen
hervorruft", erklärt Almagor.
Die israelische Version ist dafür mit einigen spezifischen Elementen
bereichert. So z.B. jedes Mal, wenn der Name Hitler doch genannt
wird, spucken die Schauspieler aus und rufen: "Sein Name soll
getilgt werden!" Es werden auch
einige Lieder gesungen, die zur Zeit des 2. Weltkrieg auf dem Gebiet
des zukünftigen Staates Israel gesungen wurden. "Ursprünglich haben
wir befürchtet, dass sich Leute, die die Shoa überlebt haben, an
diesem Stück stören werden", gibt Almagor zu. "Das heutige Theater
Publikum in Israel ist aber reifer als das Publikum vor 30 Jahren.
Zu den Vorstellungen kommt eine Reihe Menschen, deren Vorfahren in
den KZ umgekommen sind und unsere Vorstellung entrüstete sie nicht.
Übrigens, wenn auf der Bühne eine Schar Soldaten in engen Lederhosen
tanzt, ist es schwierig, nicht zu lachen", sagt der Übersetzer.
Almagor erinnert, dass Juden auch in Augenblicken der
größten Not ihren Humor nicht verloren haben: "In den KZs hat man
sich Witze über Hitler erzählt und in Theresienstadt wurde sogar
Kabarett gespielt. Humor ist die Verteidigung der Schwachen und
Unterdrückten", sagt er.
Quelle: Lidove noviny Prag
haGalil onLine
13-03-2006 |