Die Versammlung der pensionierten Generäle in Tel Aviv
symbolisierte den Wahlkampf von Kadimah seit seinem Beginn bis
jetzt: korrekt, gestylt und furchtbar langweilig. Man konnte nicht
umhin, zwischen dem Empfang zu vergleichen, den Olmert erhielt, und
dem, den Ariel Sharon sicherlich erhalten hätte.
Sharon war das erklärte Modell ihrer Generation. Man kann
annehmen, dass das Publikum ihn begeistert empfangen hätte, als
einen der ihren, der gerade deshalb nach Hause gekommen ist, da er
sein politisches Zuhause, den Likud, verlassen hat, eine Partei, die
ein Großteil der Anwesenden verabscheut.
Olmert wurde mit kühler Höflichkeit empfangen. Der Applaus bei
seiner Ankunft war mager, so als wollte man ihn daran erinnern, dass
man mit ihm nicht in derselben Kantine gegessen hat. Der Moderator
stellte die Redner vor, wobei er sich auf deren militärische
Laufbahn konzentrierte. Tschitsch und andere Generäle sprachen, zum
Teil von sich selbst, zum Teil von Arik. An Olmert wurde kaum
erinnert.
Als dann schließlich auch Olmert vorgestellt wurde, vollführte er
einen eleganten Sprung von seiner Kindheit in Binjamina zu seiner
Wahl in die Knesset Ende der 70-er Jahre. Von seinem Wehrdienst als
Journalist bei "baMachaneh" sprach er nicht. So etwas sagt man
anscheinend nicht in der Öffentlichkeit, schon garnicht vor
Generälen, deren Unterstützung man begehrt.
Das Wichtigste in Olmerts Rede war, dass er die Unterschiede
zwischen Likud und Kadimah erneut darlegte: "Wir haben keine Angst,
das Wort Kompromiss zu verwenden", sagte er und wusste genau, was er
tat. Die PR-Leute von Kadima wissen, dass sie in Israel keine Wahlen
gewinnen können, ohne ein wenig Optimismus zu verbreiten, so
schlecht die Sicherheitslage auch sein mag. 1999 sprach Netanjahu
davon, den Terror zu beseitigen und einen "sicheren Frieden"
herzustellen Und 2001 wusste Sharon zwar, dass es keinen Frieden
geben wird, seine Parole lautete jedoch dennoch "Nur Sharon wird
Frieden bringen". Das Zauberwort ist Hoffnung.
Eine Regierungspartei in Israel muss Hoffnung anbieten, um zu
gewinnen. Was nach den Wahlen passiert, ist dann schon eine völlig
andere Geschichte.