Rechtsradikale
Propaganda und wie man sie widerlegt:
Korruption und NationalsozialismusLüge No.
43 aus dem Buch
"Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg"
»Das System besteht nur aus unfähigen und korrupten Politikern. Wir
leben in einer Scheindemokratie.«
Auch dies ist eine altbekannte Propaganda, die schon von den
Nationalsozialisten über die Weimarer Republik verbreitet wurde. Sie
bezeichneten diese Ära als "Systemzeit". Die Weimarer Republik nannten die
Nazis nur abfällig den "Intellektuellenstaat". Das Dritte Reich galt dagegen
als völkische Gemeinschaft, in der alle Mitglieder angeblich dasselbe
wollten, fühlten und dachten. Natürlich hielt man auch schon damals die
"Systempolitiker" für unfähig und korrupt (bzw. "jüdisch", was gleichgesetzt
wurde) und das "System" der Weimarer Republik selbst bestenfalls für eine
Scheindemokratie. Was jedoch danach kam, war ein verbrecherischer,
menschenverachtender Terrorstaat, in dem sich die Machthaber persönlich und
hemmungslos nicht nur am Eigentum der deportierten Juden bereichert haben.
Fakt ist: Seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland hat es hierzulande
zahlreiche Korruptionsaffären gegeben. Die bekanntesten Beispiele sind wohl
die Flick-Parteispendenaffäre zu Beginn der Achtzigerjahre und die Affäre
aus dem Jahr 1999 um die nicht offen gelegten, auf schwarzen Konten
geparkten Spenden an die CDU. Diese Affären stehen nur stellvertretend für
eine ganze Reihe weniger bekannter Vorfälle, die sich quer durch die gesamte
Parteienlandschaft der Bundesrepublik ziehen. Seif 1994 sind
Korruptionsfälle in Deutschland um mehr als das Zwanzigfache gestiegen. Der
wirtschaftliche Schaden, der dadurch entsteht, ist enorm. Unternehmen, die
Beamte schmieren, schlagen die Bestechungssumme später auf die Preise auf.
Diese Mehrkosten trägt jedermann. Allerdings bedeuten diese Fälle von
Korruption in Wirtschaft und Politik nicht zwangsläufig, dass das gesamte
Staatssystem undemokratisch ist. Der demokratische Grundgedanke besteht in
der freien Selbstbestimmung aller (mündigen) Bürger eines Gemeinwesens. Die
Demokratie beruht auf bestimmten politischen Grundprinzipien: der
Gewaltenteilung, der Durchführung allgemeiner, freier, gleicher und geheimer
Wahlen und heute auch auf der Anerkennung der Menschenrechte, wie sie in der
"Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte" durch die Vereinten Nationen von
1948 festgelegt wurden. Die unveräußerlichen Rechte der Demokratie sind in
die Verfassungen der meisten Staaten eingegangen.
Die demokratische Idee haf sich im Lauf der letzten 200 Jahre als so
attraktiv erwiesen, dass es heute kaum noch eine Regierung wagt, sich offen
als undemokratisch zu bezeichnen. Selbst eindeutige Diktaturen - der wohl
größte denkbare Gegensatz zur Demokratie - hängen sich zumeist ein
scheindemokratisches Mäntelchen um. Auch dort werden Wahlen veranstaltet,
deren Ergebnisse jedoch von vornherein feststehen oder nach Bedarf
manipuliert werden. Trotzdem berufen sich die Machthaber zur Legitimation
auf den Volkswillen. Ein Beispiel für eine solche Scheindemokratie war die
DDR, in der die "Wahl" des Parlaments einzig darin bestand, dass die Bürger
per Abgabe ihres Stimmzettels einer bereits vorher festgelegten
Sitzverteilung im Parlament zustimmten (im Volksjargon "falten gehen"
genannt). Ein aktuelles Beispiel für eine Scheindemokratie ist das Regime
des Saddam Hussein im Irak. In wichtigen Fragen kann das dortige Parlament
lediglich "Empfehlungen" aussprechen. Die Entscheidungsgewalt hat jedoch der
so genannte "Revolutionäre Kommandorat", der wiederum dem zustimmt, was
Saddam als Vorsitzender sagt.
Für solche Staatsformen (v. a. für die getarnten Militärdiktaturen
Lateinamerikas) hat man auch den Begriff "Demokratur" erfunden.
Ob Demokratie oder Diktatur: Menschen sind korrumpierbar - überall und zu
jeder Zeit. Eine Gefahr der Korruption besteht daher grundsätzlich immer.
Die entscheidende Frage ist, welche Staatsform die bestmögliche Kontrolle
solcher Vorgänge bietet.
In Demokratien gibt es eine Reihe von Kontrollmechanismen und Regelungen
zur Verhinderung von Korruption in der Politik. Um eine Verflechtung von
Politik und wirtschaftlichen Interessen zu verhindern, dürfen z.B. die
Regierungsmitglieder in Deutschland weder einen Beruf ausüben noch dem
Aufsichtsrat eines Unternehmens angehören. Außerdem sind die einzelnen
Parteien verpflichtet, dem Bundestagspräsidenten einmal jährlich einen
Rechenschaftsbericht vorzulegen, der über das Parteivermögen und vor allem
über Einnahmen aus Spenden Auskunft gibt.
22 . April 02
+++ +++ An Hitlers 113.
Geburtstag haben mehrere junge Rechtsextremisten einen 17-Jährigen
zusammengeschlagen und ihm durch Tritte mit Springerstiefeln das Nasenbein
gebrochen.
Laut Polizeibericht waren die fünf jungen Rechtextremisten in Eberswalde mit
"Heil Hitler"-Rufen von einer "Geburtstagsfeier" gekommen. Der von ihnen
angegriffene 17-Jährige soll einem der Fünf die Freundin ausgespannt haben.
+++ +++
Besteht ein konkreter Verdacht der Vorteilnahme, kann der Bundestag einen
Untersuchungsausschuss einsetzen, der Zeugen und Sachverständige anhört und
Ermittlungen durch die zuständigen Gerichte vornehmen lässt.
Damit solche Kontrollmechanismen greifen, ist es allerdings notwendig, dass
entsprechende Vorfälle auch an die Öffentlichkeit gelangen. Eine zentrale
Rolle spielt dabei eine freie Presse. In diktatorischen Systemen ist die
Presse stets einer strengen Zensur unterworfen. Kritische Medienberichte
(auch über Korruptionsaffären) werden entweder vorzensiert oder umgehend
verboten.
In demokratischen Staaten wie der Bundesrepublik herrscht hingegen
Pressefreiheit. Allerdings konzentrieren sich die privaten Medien in der
heutigen Zeit mehr und mehr in der Struktur von Großkonzernen, und
Programminhalte (auch die der öffentlich-rechtlichen Medien) werden immer
stärker von der Einschaltquote diktiert. Auch hierzulande muss man sich
unter diesen Umständen zumindest die Frage stellen, ob die Kontrollfunktion
der Medien noch in ausreichendem Maß gewährleistet ist - vor allem, wenn man
die jüngsten Zahlen zur Korruption betrachtet.
Aufgaben
des Parlaments
Eine weitere Gefahr besteht darin, dass das parlamentarische
Gesetzgebungsverfahren zunehmend umgangen wird. So werden viele Bestimmungen
mittlerweile auf EU-Ebene erlassen, und zwar im Wesentlichen auf der Basis
der Vorarbeit der Europäischen Kommission. Dieses Gremium unterliegt keiner
direkten demokratischen Kontrolle. Auch hier hat es bereits
Bestechungsskundale gegeben.
"Demokratie ist die schlechteste aller möglichen Staatsformen - mit
Ausnahme aller anderen!"
(Winston Churchill)
Für die "Politikverdrossenheit" breiter Bevölkerungsschichten - vor allem
Jugendlicher -gibt es eine ganze Reihe von Gründen. Einer davon ist sicher
der Eindruck, es gehe Politikern nur noch um ihre persönliche Macht und
ihren Profit. Aus der unbestreitbaren Zunahme von Korruption lässt sich aber
trotzdem nicht pauschal schließen, dass alle Politiker korrupt sind.
Korruption ist kriminell, hat nicht selten sogar mit dem organisierten
Verbrechen zu tun und wird von den Gerichten verfolgt und bestraft.
Abgesehen davon: Die Kontrolle der Parlamentarier funktioniert umso besser,
je mehr Menschen sich in den politischen Prozess einschalten, indem sie
diskutieren, demonstrieren und protestieren, Petitionen einreichen, sich an
die Parlamentsvertreter ihrer Wahlkreise wenden oder selbst in Parteien oder
anderen Organisationen aktiv werden. Auf diese Weise kann die Bevölkerung
sichtbar demonstrieren, dass es ihr nicht egal ist, was "die da oben" tun
und lassen. Es gilt also, sich rechtzeitig einzumischen.
Dies ist besonders wichtig im Hinblick auf die zunehmende wirtschaftliche
und politische Macht transnationaler Konzerne. Die wirtschaftliche
Globalisierung stellt vielleicht sogar die größte Bedrohung des
demokratischen Systems dar. Denn wenn die politische Macht erstmal in den
Händen der "Global Players" liegt, dann werden vom Volk gewählte
Parlamentarier und Regierungen wirklich nur noch einflusslose Marionetten
sein, die bestenfalls eine Scheindemokratie aufrechterhalten.
Im Hinblick auf Klagen über Korruption sollten gerade Neonazis aufpassen:
Sie werfen Steine im Glashaus. Der Nationalsozialismus war das korrupteste
System überhaupt. Obwohl die Nazis bei der Machtübernahme noch lauthals
verkündet hatten, einen gnadenlosen Feldzug gegen Misswirtschaft und
Korruption ihrer Vorgänger führen zu wollen, blieb dieser "gute Vorsatz" nur
zu bald auf der Strecke. Binnen kürzester Zeit entledigte sich das NS-Regime
sämtlicher demokratischen Prinzipien wie der Pressefreiheit, der
Gewaltenteilung und der parlamentarischen Meinungsvielfalt und öffnete der
Korruption Tür und Tor (vgl. dazu auch: Frank Bajohr:
Parvenüs und Profiteure. Korruption in der NS-Zeit. Frankfurt 2001).
Gerade bei der "Arisierung" jüdischen Eigentums spielte Korruption eine
zentrale Rolle, vor allem in der letzten Phase der Zwangsarisierung, in der
die Unternehmen unter der Verwaltung von Regierungsbeamten standen.
So mancher Profiteur dieser Zwangsenteignungen hat zweifellos kräftig
"geschmiert", um in den Besitz eines Unternehmens zu gelangen. Ob
hochrangiges Regierungsmitglied oder kleiner Parteifunktionär: Die Nazis
bedienten sich hemmungslos aus Parteikassen und Mitteln der öffentlichen
Hand. Oftmals unterschieden Parteifunktionäre nicht einmal mehr zwischen
Partei- und Privatbesitz. Wurde doch einmal eine Affäre aufgedeckt wie z.B.
im Berliner Prozess um einen Feinkosthändler, der Nazi-Größen wie den
Reichsminister Joachim von Ribbentrop und den Generalfeldmarschall Wilhelm
Keitel im großen Stil ohne Lebensmittelmarken mit zwangsbewirtschafteten
Delikatessen belieferte, dann galt die alte Regel "Die Kleinen fängt man,
die Großen lässt man laufen": Der Feinkosthändler wurde verhaftet und
erhängte sich (angeblich) selbst, die Prominenz kam ungeschoren davon.
"Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg!"
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Lüge No. 43 aus
"Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg"
Rechtsradikale Propaganda und wie man sie widerlegt
Aus dem Kapitel X.: Staatliche Ordnung...
mehr zum Buch...
Jonas
Lanig, Wilfried Stascheit (Hrsg.)
250 S., 16 x 23 cm, Pb., Verlag an der Ruhr
ISBN 3-86072-394-4, Best.-Nr. 2394
Lüge No. 42:
»Die Westmächte und das jüdische Kapital wollen
ein selbstbewusstes nationales Deutschland verhindern, weil man Angst vor
dem militärischem Heldentum und der Arbeitsfähigkeit der Deutschen hat.«
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