Durch den Sieg der Hamas hervorgerufen:
Zu den Vorfälle in Jericho
Auszüge aus einem Kommentar von Aluf Benn,
Ha'aretz, 14.03.2006
Übersetzung Daniela Marcus
Die Vorfälle, die ihren Höhepunkt am Dienstag
im Angriff auf das Gefängnis von Jericho fanden, begannen vor drei
Wochen, als die britische und die amerikanische Regierung in Folge
des Hamas-Sieges bei den palästinensischen Wahlen Israel darüber
informierten, dass sie beabsichtigten, ihre Gefängniswärter aus
Jericho abzuziehen.
Das britisch-amerikanische Team war auf Grund
eines Abkommens vom Mai 2002 zur Bewachung von sechs gesuchten
Männern in Jericho stationiert. Bei den gesuchten Männern handelt es
sich um fünf, die im Verdacht stehen, den früheren israelischen
Minister Rehaveam Ze'evi ermordet zu haben und um Fuad Shubeiki, den
wichtigsten Mann für die Finanzen der Fatah.
Der amtierende israelische Premierminister Ehud Olmert entschied
nach Gesprächen mit Verteidigungsminister Shaul Mofas,
Außenministerin Tzipi Livni und ranghohen Vertretern der
Verteidigung, dass die israelische Armee (IDF) das Gefängnis in
Jericho betreten und die sechs Männer verhaften sollte, falls die
Briten und Amerikaner tatsächlich abziehen. (…)
Olmerts Berater, Dov Weissglas, informierte die Briten und
Amerikaner darüber, dass Israel es vorziehe, wenn sie bleiben
würden. Doch falls sie entschieden, dass ihr Personal aus Angst um
dessen Sicherheit abgezogen werden würde, sollten sie wissen, dass
israelische Truppen das Gefängnis betreten und die gesuchten Männer
in Israel vor Gericht bringen würden.
Gemäß Regierungsquellen beklagte sich Israel im letzten Jahr
wiederholt darüber, dass die Palästinenser das Abkommen vom Mai 2002
verletzten. (…) Solange jedoch die Briten und Amerikaner anwesend
waren, nahm Israel aus Sorge, diesen zu schaden, Abstand von
irgendwelchen Aktionen.
Vor ein paar Wochen begannen nun Hamas-Führer davon zu sprechen,
dass sie planten, die Gefangenen in Jericho frei zu lassen. Mofas
drohte damit, dass Israel die Männer verhaften würde, sollten sie
freikommen. Doch was letzten Endes Israels Vorbereitungen für diesen
Einsatz in Jericho verursachte, war die Tatsache, dass die
palästinensische Autonomiebehörde (PA) damit begann, Akteure des
Islamischen Dschihad aus Gefängnissen in den Territorien zu
entlassen. Zur gleichen Zeit begann der PA-Vorsitzende Mahmoud Abbas
davon zu reden, auch die Freilassung der Gefangenen in Jericho in
Betracht zu ziehen.
Letzten Mittwoch sandten britische und amerikanische Konsule in
Jerusalem einen Brief an Abbas, in dem sie ihn darüber informierten,
dass sie das Abkommen von 2002 kündigen. Die PA setzte das Abkommen
niemals vollständig um, sagten die Konsule. Sie versage ständig
darin, den Kernbedingungen des Abkommens bzgl. Besuchern,
Zellendurchsuchungen, Telefonzugang und Schriftverkehr nachzukommen.
Darüber hinaus habe die PA darin versagt, dem amerikanischen und
britischen Personal im Gefängnis von Jericho die nötigen
Sicherheitsvorkehrungen zu bieten.
Der Brief deutete außerdem an, dass der Wahlsieg der Hamas die
Situation noch schlimmer gemacht habe. (…) Deshalb setzten die
Konsule Abbas ein Ultimatum: Entweder er solle das Abkommen sofort
vollständig umsetzen oder er solle ein anderes Abkommen mit Israel
abschließen. Sollte Abbas weder dem einen noch dem anderen
nachkommen, müsse man die Mission in Jericho beenden und die Wärter
sofort abziehen.
Israel war darüber informiert, dass die britischen und
amerikanischen Gefängniswärter Jericho am 15. März verlassen würden.
(…) Am Dienstagmorgen wurde Olmert und Mofas mitgeteilt, dass Briten
und Amerikaner gegangen seien. An diesem Punkt begann die Operation
der israelischen Armee.
Später sprach Livni mit ihren Amtskollegen in den USA,
Großbritannien, Spanien, Ägypten und Jordanien und keiner von ihnen
verurteilte die Aktion der IDF.
hagalil.com 15-03-2006 |