Gas in der Synagoge:
Eine skandalöse Kunstaktion
"Das Kunstprojekt von Santiago Sierra ist ein Skandal.
Dies ist eine niveaulose Provokation auf Kosten der Opfer des Holocaust", so
der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan J.
Kramer, in einer ersten Reaktion auf die Aktion des spanischen Künstlers in
dem jüdischen Bethaus von Pulheim-Stommeln.
"Wer meint, es sei Kunst, eine 'Gaskammer' durch
hochgiftige Autoabgase, noch dazu in einer ehemaligen Synagoge, zu
simulieren, um damit vermeintliche Authentizität zu vermitteln, missbraucht
schamlos die Kunstfreiheit. Das fiktive und geschmacklose Kunstspektakel
verletzt nicht nur die Würde der Opfer des Holocausts sondern der jüdischen
Gemeinschaft. Dies hat absolut nichts mit Erinnerungs- oder Gedenkkultur zu
tun", so Kramer weiter.
"Die Sierra-Verfehlung und die Reaktion der kommunalen
Verantwortlichen macht erneut deutlich, dass eine intensive Diskussion über
neue und angemessene Formen der Erinnerungskultur längst überfällig ist.
Eine Forderung, die der Zentralrat der Juden nicht erst bei der
Auseinandersetzung um das Holocaust-Mahnmal in Berlin ins Gespräch gebracht
hat. Auch hier wurde schnell klar, dass das Eisenman-Denkmal ohne den Ort
der Information, niemals die tiefgreifende und nachhaltige Erfahrungsbildung
erreichen kann, wie dies die authentischen Orte der Verfolgung tun können",
so Kramer.
"In einer Zeit, in der immer weniger authentische
Zeitzeugen über die Grauen des Nazi-Terrors berichten können, müssen wir
seriöse und angemessene Wege finden, um gerade bei jungen Menschen, ohne
Schuldzuweisungen, ein Verantwortungsgefühl für die Gegenwart und Zukunft zu
erreichen. Das Werk Sierras degradiert Geschichte zu einem fiktiven
Spektakel und ist dabei nur schädlich", so Kramer enttäuscht.
Herumgealber mit dem Holocaust:
Im Haus Schwarzenberg schweigt man zur
Kunst
Es ist ja leider nichts Neues, dass Leute versuchen,
mit einer provokativen Thematisierung der Schoah Aufmerksamkeit zu erregen.
Nur diesmal ist es an einem historischen Ort geschehen: Am Hackeschen Markt
mitten in Berlin, im Haus Schwarzenberg, das die Blindenwerkstatt Otto Weidt
und das Anne Frank Zentrum beherbergt...
hagalil.com 13-03-2006 |