"antifa" - Magazin für
antifaschistische Politik und Kultur
Für die ersten drei Quartale des Jahres 2005 wurden bundesweit 7.574
Straftaten registriert. Dazu gehören mehr als 400 Gewalttaten. Das bedeutet
einen Anstieg um fast 2.000 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Fast 100 Tötungen seit 1990
Die "Europäische Stelle zur Beobachtung von Rassismus und
Fremdenfeindlichkeit" (EUMC) veröffentlichte im November 2005 eine
Übersicht, in der in Deutschland nach Großbritannien die meisten
rassistischen Zwischenfälle registriert wurden.
Im Zeitraum Januar bis Oktober 2004 wurden 6.474 Straftaten als
"politisch motivierte Kriminalität/rechts" erfasst. Von diesen 6.474
Straftaten waren 1.208 fremdenfeindlich motiviert, davon wiederum 203
Gewalttaten. Viele Fälle blieben jedoch unbemerkt, beklagt die EUMC.
Nach journalistischen Recherchen sind seit 1990 mindestens 99 Menschen durch
rechtsextremen und rassistischen Straßenterror getötet worden.
Mehr als 250 Schmierereien
Allein in Berlin sind in den letzten Monaten des vergangenen Jahres eine
Vielzahl von neonazistischen und antisemitischen Schmierereien und
Grabschändungen verübt worden. Davon betroffen waren u. a. die Gedenkstätte
Deutscher Widerstand, Mahn- und Denkmale, die Nationalgalerie, das Berliner
Rathaus, die Nicolaikirche, die Humboldt-Universität, sowie die Gräber von
Heinrich Mann, Bertolt Brecht und Johannes R. Becher. Nach Schätzungen in
der Tagespresse wurden über 250 Schmierereien begangen.
Zunahme rechtsextremer Konzerte
Die Zahl der rechtsextremistischen Skinhead-Konzerte ist im Jahre 2004 mit
137 gegenüber 119 im Vorjahr ebenfalls gestiegen. Das geht aus der Antwort
der Bundesregierung auf eine Anfrage von Abgeordneten der Fraktion der
Linkspartei hervor. Darin betont die Bundesregierung, dass die rechtsextreme
Musik "das Medium (ist), über das insbesondere bei Jugendlichen Interesse
geweckt wird". "Über die Liedtexte vermitteln die Skinhead-Bands
rechtsextremistische Ideologiefragmente und Feindbilder". Während solcher
Musikveranstaltungen würden "auch immer wieder Straftaten begangen - zumeist
sogenannte Propagandadelikte".
Die Zahl der aktiven rechtsextremistischen Musikgruppen, die bei
einschlägigen Konzerten auftraten oder Tonträger veröffentlichten, ist
gegenüber dem Vorjahr um 10 Prozent angestiegen.
Wie es in der Antwort der Bundesregierung heißt, ist die Auflistung der
rechtsextremistischen Musikveranstaltungen unvollständig. Andernfalls könne
die rechtsextremistische Szene auf den Erkenntnisstand der
Sicherheitsbehörden schließen.
Die Zahlen im Beitrag sind Materialien der Bundesregierung entnommen.
Damit reagierte sie auf eine parlamentarische Anfrage der
Bundestagsabgeordneten der Linkspartei, Petra Pau.