Die Zeiten ändern sich:
David Irving demontierte sich selbst
Von Karl Pfeifer
Die Tageszeitungen haben bereits über diesen
wichtigen Prozess berichtet. Natürlich kann nur ein kleiner
Ausschnitt aus einem fast zehn Stunden dauernden Prozess gezeigt
werden. Entgegen den Erwartungen der meisten Journalisten wurde der
prominente britische Holocaustleugner David Irving nicht zu einer
bedingten Haftstrafe verurteilt, sondern zu drei Jahren Gefängnis.
Irving hat Nichtigkeitsbeschwerde angemeldet. Die Staatsanwaltschaft
hingegen hat gegen das zu milde Urteil berufen.
Es gab eine Zeit während der sechziger Jahre, als man noch
Überlebende in österreichischen Gerichtssälen mit Hohn empfing und
Zuhörer antisemitische Zwischenbemerkungen machen konnten, ohne
dafür bestraft zu werden. Die Zeiten ändern sich. Richter Dr. Peter
Liebetreu, ein ruhig sprechender Jurist, sorgte dafür, dass solches
bei diesem Prozess nicht geschehen konnte. Die Galerie, von wo aus
früher Neonazi Gegenstände nach unten warfen, war für das Publikum
gesperrt, Uniformierte Polizisten und Mitarbeiter des
Verfassungsschutzes wachten darüber, dass die Ruhe nicht gestört
wurde. Nur einmal nach der Urteilsverkündung rief ein britischen
Irving-Fan diesem zu "David be strong". Er wurde sofort
hinausgeführt und seine Daten wurden aufgenommen.
Irving glaubte mit einer proforma-Entschuldigung freizukommen. Das
Geschworenengericht, bestehend aus sechs Frauen und zwei Männern,
und drei Berufsrichtern glaubte David Irving die Reue nicht. Bei der
Urteilsverkündung erklärte Richter Bleibtreu was tätige Reue sei,
zum Beispiel wenn eine Prostituierte aufhört Klienten zu bedienen.
Der notorische Geschichtsfälscher Irving behauptete, er hätte
bereits 1991 erkannt, dass es doch Massenmord an Juden in Gaskammern
gab. Die Fragen aber, warum er dann das seither nie geäußert habe,
konnte er nicht zufriedenstellend beantworten.
Es ist seltsam, dass ausgerechnet vom links-liberalen Lager heftige
Kritik am Verbotsgesetz kommt, das doch angeblich gegen die
Meinungsfreiheit verstoße. Diese Argumentation ist leicht zu
widerlegen. Man kann über diverse Probleme und Einzelheiten des
zweiten Weltkriegs diskutieren, aber nicht darüber, dass es diesen
Krieg gegeben hat. Wenn also Neonazi und Rechtsextremisten die
Gaskammern leugnen, relativieren oder verniedlichen, dann haben wir
es nicht mit wissenschaftlichen Zweifel zu tun, sondern mit Leuten,
die eine politische Agenda verfolgen, nämlich den
Nationalsozialismus weißzuwaschen, um diese oder eine ähnliche
Ideologie anbringen zu können.
Dazu produzieren sie pseudowissenschaftliche Berichte, wie den
Leuchter-Bericht, der schon vor Jahren widerlegt worden ist. Sie
glauben mit Zeitschriften, in denen Fußnoten angebracht sind und die
so tun als ob sie etwas mit Wissenschaft zu tun hätten, den Anschein
erwecken zu können, sie hätten etwas mit Historiographie zu tun.
Dann kommt noch ein "Argument", dass doch jetzt die
Rechtsextremisten und Islamisten David Irving zum Märtyrer der
freien Meinungsäußerung erklären werden. Das hätten die auch getan,
wenn das Gericht Irving, eine teilbedingte Strafe gegeben hätte, wie
es viele erwartet haben. Dann hätten sie erst recht gejammert, wie
man einen Mann, den sie Historiker nennen, vier Monate in Haft hat
halten konnte. Was immer die Rechtsextremen sagen, auch in ihren
Augen hat sich David Irving beschädigt, als er in der Hoffnung auf
leichtere Strafe, nationalsozialistische Wiederbetätigung gestanden
hat. Irving hat sich damit nicht begnügt, er hat auch einige böse
Wörter über den in Mannheim einsitzenden Ernst Zündel gesagt.
David Irving hat sich bereits 2000 im Londoner Gericht selbst
demontiert. In Wien hat er noch den Rest besorgt. Als der Richter
ihn fragte, warum er in London den Richter "Mein Führer" nannte,
redete er sich auf sein schwaches Gedächtnis aus. Auf die Frage ob
er denn einer iranischen Einladung folgen würde, gab er nur
widerwillig die Antwort, dass er das nicht tun werde.
Irving hat im Gerichtssaal eine klägliche Figur abgegeben. Er war
nicht einmal bereit für seine "Ideen" Zeit im Gefängnis zu
verbringen, wie das sein Idol nach dem Münchner Putsch getan hat.
Und was den Neonazi und Rechtsextremisten am meisten missfällt, ist
die Tatsache, dass Irving – wenn auch "meinetwegen" – von den Opfern
der von ihm bejubelten Nazibarbarei um Entschuldigung bat.
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