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Deutschland entdeckt die israelische Bühne:
Urform des aufklärenden Theaters

Von Igal Avidan

Theatermacher aus Deutschland blicken voller Neid nach Israel. Dramaturgin Dagmar Domrös ist beeindruckt, wie viele Leute in die Theater strömen. Jens Hillje, künstlerischer Leiter der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin, hebt den Anspruch israelischer Kollegen hervor, die Politik zu beeinflussen.

Ein ganz normaler Tag in Israel. Ein junger Araber mit einer großen Tasche steigt in einen Bus. Alle Fahrgäste sehen ihn an und verdächtigen ihn, ein Selbstmordattentäter zu sein. Eben hörten sie im Radio, dass bei den Sicherheitsbehörden 52 Attentatwarnungen eingegangen seien und dass sie ein Auge auf unbeaufsichtigte Taschen sowie verdächtige Personen haben sollten. Eine junge Frau geht zum Fahrer und flüstert ihm zu, im Bus sei ein Verdächtiger:

Fahrer: (unterbricht sie) Wer ist verdächtig?
Ältere Frau: Pscht! (Zeigt auf den Araber.)

Fahrer: (Hält den Bus an und geht zu ihm) Kann ich bitte Ihren Ausweis sehen?
Araber: Was?
Fahrer: Ihren Ausweis.
Araber: Warum?
Fahrer: Diskutieren Sie nicht, zeigen Sie mir Ihren Ausweis.
Araber: Was heißt hier nicht diskutieren, ich habe keinen Ausweis.

(Alle stehen erschrocken auf, der Fahrer zieht eine Pistole aus der Tasche.)

Fahrer: Sie haben keinen Ausweis?
Araber: Nein! Ich habe keinen Ausweis!
Fahrer: Wenn Sie keinen Ausweis haben, dann steigen Sie aus!
Araber: Was?


Der junge Araber steht auf, alle erschrecken und legen sich auf den Boden.
Alltag in Tel-Aviv als Theater in Berlin: In dem Stück "Plonter", zu Deutsch "Verworren", zeichnet die junge Dramatikerin Yael Ronen den israelisch-palästinensischen Konflikt aus der Perspektive beider Seiten - sie zeigt die Ängste von Israelis vor Selbstmordanschlägen einerseits und das Elend der Palästinenser durch die militärischen Absperrungen andererseits.
Im vergangenen September nahm Dagmar Domrös, Dramaturgin der freien Berliner Theaterbühne German Theater Abroad (GTA) an einer sechstägigen Reise durch die israelische Theaterlandschaft teil. Domrös kehrte zurück nach Berlin - voller Neid:

Beeindruckend war, dass alle Vorstellungen, die wir abends gesehen haben knackvoll und ausverkauft waren, selbst in so großen 800-900-Plätzen-Theaterkähnen, dass offenbar die Leute wie wild ins Theater strömen.

Schon im November präsentierte Domrös im GTA drei szenische Lesungen neuer israelischer Stücke. In "Dem Autounfall" ziehen vier 40-jährige Freunde, gut situierte Israelis, Bilanz: Inwieweit hält ihr Handeln ihren persönlichen und politischen Konzepten von Gerechtigkeit stand?
Das Familiendrama "Chinesisch spreche ich zu dir" handelt von den Problemen der Kinder von Überlebenden des Holocaust. Autorin Savyon Liebrecht gehört der Generation an, die um eine unbeschwerte Kindheit gebracht wurde, weil sie lernen musste, mit den Toten ihrer Eltern zu leben.
An der Israel-Theaterreise nahm auch Jens Hillje, künstlerischer Leiter der Schaubühne teil. In Israel konzentriere sich das Theater eher auf aktuelle Ereignisse und zeitgenössische Stücke statt auf Klassiker, sagt Jens Hillje:

Während ich in Israel das Gefühl habe, dass es in einer Art so funktioniert wie... die Urform des aufklärenden Theaters in Athen, wo es natürlich den Zusammenhalt gibt, dass man fast ein Polis-Gefühl hat. Auch in Israel, weil es eine Demokratie ist... man kennt sich sehr gut... und es ist ein kleines Land und es gibt ein hohes Grad an Mitbestimmung an Mitreden an Mitdiskutieren...

Also es gibt ja bei vielen israelischen Autoren und Regisseuren und Theaterleuten extrem den Anspruch wahrgenommen, tatsächlich Meinungen zu ändern und damit wirklich politische Prozesse zu beeinflussen.

Da steht man dann komplett erstaunt, neiderfüllt davor, wenn man sieht wie stark die Szene des zeitgenössischen Schreibens für die Bühne ist.

Israel steht im Mittelpunkt des Festivals Internationaler Neue Dramatik, das Hillje in der Schaubühne für März 2007 plant. Das Programm steht noch nicht fest, auf jeden Fall dabei sein soll das Stück "Plonter" der 29-jährigen Yael Ronen.

Am interessantesten fand ich… jemand wie Yael Ronen, die ihre Beschreibung von Gesellschaft, einerseits mit welcher Intelligenz sie Rassismus analysiert, vorführt und dafür auch eine Form findet, darüber zu erzählen auf eine kritisierender und gleichzeitig befreiender Weise, weil der Humor oder der Witz, der zum Beispiel in "Plonter" sichtbar wird, er ist natürlich extrem souverän, also sehr intelligent einfach. Das fand ich großartig.

© 2006 Deutschlandradio

hagalil.com 29-01-2006

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