Abschied von einem Bruder:
Nachruf auf Johannes Rau
Von Yves Kugelmann /
http://www.tachles.ch
Er war mehr als ein Freund, mehr als ein
redlicher Politiker, mehr als ein integrer Mensch – er war ein
Bruder.
Mit Johannes Rau ist am Freitagmorgen ein Freund
der Menschen, ein Freund der Juden und Israel, ein Verfechter für
Aussöhnung und Dialog, ein engagierter Denker und Kämpfer für
Freiheit und Demokratie verstorben. Ein Politiker, der zuerst immer
Mensch und für Menschen da war.
Als wollte er noch einen Mahnruf in die Zukunft
schreien, steht der heutige 27. Januar nicht nur für den
Holocaust-Gedenktag, sondern fortan auch – und gerade in dieser
Kombination – für den Gedenktag an jenen Menschen, der die
Erinnerung hochhielt, nie vergessen, aber auf dem Fundament und in
Anerkennung der Geschichte in die Zukunft schreiten mochte.
Der Mann der Worte und der Taten hat das
Nachkriegs-Deutschland den Dialog gelehrt und dieses wie kaum ein
zweiter geprägt. Europa, Deutschland und mit ihnen die Israeli, die
Juden und Minderheiten haben einen Bruder verloren, einen, für den
die Zivilgesellschaft die Kraft der Demokratie war.
tachles publiziert im
Folgenden ein Gespräch mit Johannes Rau aus dem Jahre 1999, das der
damalige Bundespräsident mit dem Vorgängerprodukt von tachles,
der Jüdischen Rundschau, führte. tachles möchte damit an
einen der wichtigsten politischen Persönlichkeiten des 20.
Jahrhunderts erinnern.
«Vernachlässigung der Geschichte ist immer eine grosse
Gefahr»
Jüdische Rundschau:
Herr Bundespräsident, wir befinden uns fünfzig Jahre
nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland, es sind nächste
Woche zehn Jahre, seitdem die Mauer gefallen ist. Sie werden dieses
Land ins nächste Jahrtausend führen nach einem bewegten Jahrhundert.
Was bedeutet das für Sie persönlich?
Johannes Rau: Für
mich selber hat dieser Wechsel von 1999 auf 2000 keine besondere
Faszination. Mir fehlt das Gefühl für eine Mystik der Zahlen im
Kalender. Aber ich weiss, dass viele Menschen es als einen tiefen
Einschnitt empfinden, und ich respektiere das. Ich glaube, dass wir
jede Chance haben auf ein friedlicheres und solidarischeres
Jahrhundert als das letzte, das vor allen Dingen in seiner ersten
Hälfte in Europa eine Fülle von Hass und Gewalt über die Menschen
gebracht hat, auch durch Deutschland.
Nächste Woche sind es zehn Jahre, seit die
Mauer gefallen ist, der Kalte Krieg, ausgelöst durch die Ereignisse
in Europa, geht zu Ende. Vor allem die letzten Wahlen, nicht zuletzt
auch in Berlin, haben aber gezeigt, dass der innerdeutsche Graben
zwischen Ost und West nicht verschwunden ist, sondern sich zum Teil
sogar vertieft hat. Wo muss die Politik ansetzen, um diese beiden
Teile des deutschen Volkes zu einer Einheit zu verschmelzen?
Zuerst muss die deutsche Politik wissen, dass das
ein langer Prozess sein wird, denn wer vierzig Jahre lang in nicht
nur unterschiedlichen, getrennten, sondern gegensätzlichen Systemen
gelebt hat, der muss respektieren, dass die Biographien der Menschen
völlig anders sind und dass man keine Gemeinsamkeit simulieren darf,
wo sie nicht existiert, sondern das, was es an Gemeinsamkeiten gibt,
pfleglich behandeln und voranbringen, das Trennende zu überwinden
versuchen muss. Das aber ist sicher eine Sache, die nach
Generationen geht und nicht nach Jahren.
Und wie kann die Politik darauf Einfluss
nehmen?
Die Politik hat den Auftrag, für die
Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse zu sorgen. Das sagt unsere
Verfassung. Sie hat nicht den Auftrag, für die Gleichartigkeit zu
sorgen. Das heisst, das Ziel ist Einheit in Vielfalt. Wir sind
Sachsen oder Nordrhein-Westfalen, Bayern oder Schleswig-Holsteiner
und erst dann Deutsche. Es gibt gelegentlich die Auffassung, man
müsse den gleichen Geist und die gleichen Traditionen in ganz
Deutschland haben. Das halte ich für falsch.
Die Bundesrepublik ist unterdessen die grösste
und wirtschaftlich stärkste Nation Europas. Europa einigt sich, und
doch blicken viele Menschen mit verschiedenen Ängsten auf diese
Entwicklung, auf eine «Grossmacht» Deutschland. Was antworten Sie
diesen Menschen, die Angst haben, weil zwei Weltkriege von deutschem
Boden ausgingen?
Ich sage ihnen: Sie können sich darauf verlassen,
von Deutschland wird kein Krieg mehr ausgehen. Auch wenn Deutschland
das bevölkerungsstärkste Land ist und in der Mitte Europas liegt,
hat es nicht den Ehrgeiz, die Nummer eins in Europa zu sein, sondern
Europa lebt davon, dass es stärkere und schwächere Länder gibt,
grössere und kleinere. Darum ist für uns Deutsche ganz besonders
wichtig, dass wir mit Frankreich und mit Polen, mit unseren Partnern
im Westen und im Osten in freundschaftlichen Beziehungen leben. Das
ist das erste Ziel deutscher Aussenpolitik.
Sie haben viele Reden gehalten zum Thema
deutsch-jüdisches Verständnis. Nächste Woche ist der 9. November.
Bis vor zehn Jahren war das ein Gedenktag für die Reichspogromnacht.
Jetzt wurde das ein wenig abgelöst durch den Mauerfall. Kann
Geschichte Geschichte verdrängen?
Ja, das kann sie, aber es kann auch so sein, dass
Geschichte nicht Geschichte verdrängt, sondern dass ein Tag für
unterschiedliche Ereignisse steht, die gegenläufig zu sein scheinen.
Da ist die Reichspogromnacht, da ist der Fall der Mauer, da ist aber
auch der Marsch auf die Feldherrenhalle 1923. Da ist auch die
Ausrufung der Weimarer Republik 1918, und da ist auch die
Erschiessung des Buchhändlers Robert Blum im 19. Jahrhundert - alles
am 9. November. Das scheint so etwas wie ein Schicksalstag zu sein,
und wenn ich nicht gefeit wäre gegen Symbolismus, dann würde ich
daran grosse philosophische Gedanken anknüpfen.
Die Mahnmaldiskussion in Berlin dauerte ein
ganzes Jahrzehnt oder sogar länger. Zwar ging es immer wieder um
technische Einzelheiten, doch im Hintergrund stand die Opportunität
des Mahnmals überhaupt. Besteht nicht die Gefahr, dass das Mahnmal
eine Alibifunktion in dem Sinne übernimmt, dass mit Hinweis auf
diese und andere Gedenkstätten die Aufarbeitung der Geschichte
vernachlässigt wird?
Vernachlässigung der Geschichte ist immer eine
grosse Gefahr, das gilt für alle Völker, auch für die Deutschen. Ich
habe immer gesagt, dass wir ein solches Mahnmal brauchen, und dass
wir es nicht für die Ausländer, nicht für die Besucher brauchen,
sondern für uns als Deutsche. Ich habe aus der Diskussion
herausgehalten, welches Mahnmal entstehen soll. Ich habe aber immer
darauf hingewiesen, dass es neben dem Mahnmal Gedenkstätten an den
Orten des Geschehens geben muss. Die gibts in Weimar, die gibts in
Bergen-Belsen, in Buchenwald und an vielen anderen Stellen, und mein
Eindruck ist «nicht», dass die Deutschen ihrer Geschichte ausweichen
wollen, sondern dass der Kreis derer, die gegen das Vergessen und
für die Demokratie eintreten, zunehmend grösser wird, und darüber
freue ich mich sehr.
Im kommenden Sommer sind es fünfzig
Jahre, seitdem der Zentralrat der Juden in Deutschland konstituiert
wurde. Immer noch nennt sich der Dachverband nicht «Zentralrat der
deutschen Juden». Ist die Integration der Juden in Deutschland in
erster Linie eine Sache der Juden oder eine Sache ihrer Umgebung?
Ich glaube, dass es bei Integration immer um beide
geht: Die Bereitschaft, dazuzugehören, und die Bereitschaft
aufzunehmen. Mein Eindruck ist, dass die Dankbarkeit dafür, dass
wieder Juden hier leben, grösser ist als die Verwunderung darüber
und grösser als das antisemitische Vorurteil, das es natürlich in
Deutschland wie in allen anderen Ländern gibt. Gerade das darf es in
Deutschland weniger geben als in allen anderen Ländern. Angesichts
dessen, was durch Deutsche geschehen ist, hat die Hemmschwelle eine
besondere Bedeutung.
Wie reagieren Sie, nachdem Sie öffentlich zu
einem antisemitischen Vorfall haben Stellung nehmen müssen, wenn Sie
abends zu Hause sind und sich dann überlegen, wie mühselig es ist,
immer wieder in den Vordergrund treten und gegen ein Vorurteil
kämpfen zu müssen?
Es ist die Geschichte, die deutsche und
menschliche Kulturgeschichte, dass man gegen Vorurteile angehen
muss. Wer unsere gemeinsame Bibel kennt, der weiss, dass auch in ihr
Menschen so beschrieben werden, wie sie sind, mit allen ihren
Belastungen. Da sind auch Leute mit Vorurteilen mit dabei.
Die Bundesrepublik ist sozusagen das einzige Land in der Diaspora,
in dem die Zahl der jüdischen Gemeinschaft durch die russische
Einwanderung grösser wird. Auf der anderen Seite stellt sich
Deutschland durch diese unter Helmut Kohl lancierte Grossaufnahme
von Juden aus der GUS in einen direkten Konflikt mit Israel.
Ich habe nie zu denen gehört, die öffentlich aufgefordert haben,
nach Deutschland zu kommen. Aber ich habe immer zu denen gehört, die
gesagt haben, dass Juden, die in der Verfolgung leben wie in der
Sowjetunion und die nicht nach Israel wollen, auch bei uns Aufnahme
finden können. Ich habe das nie als einen anti-israelischen Akt
gesehen.
Und die Israelis? Sehen sie dies als
anti-israelischen Akt?
Manche, aber nicht alle. Ich habe es diesbezüglich
sogar für ein gutes Signal gehalten, dass Staatspräsident Weizman
zur Beerdigung von Ignaz Bubis nach Tel Aviv gekommen ist.
...und an der sie ebenso teilgenommen haben.
Ja.
Der Balkankrieg zeigte, dass auf diesem
Kontinent Krieg und massive Menschenrechtsverletzungen immer noch
möglich sind, ohne dass die EU dem etwas entgegenzusetzen hat. Es
waren letztlich die USA, die das militärische Eingreifen
ermöglichten. Die Frage ist: Steht Europa immer noch unter dem
Schock der Geschichte des Jahrhunderts, steht Europa noch unter dem
Diktat Amerikas?
Ich habe zu denen gehört, die diesem Krieg mit
zerrissenem Herzen zugestimmt haben, weil ich der Meinung war, dass
in Europa Verfolgung und Völkermord nicht mehr denkbar sein dürfen.
Es ist sicher richtig, dass wir ohne die Amerikaner und ohne ihre
strategische Übermacht das gar nicht hätten übernehmen können, aber
die Entscheidung, an dieser Auseinandersetzung mit dem serbischen
Diktator mitzuwirken, war nicht von Amerika initiiert, sondern die
war eine freie deutsche Entscheidung.
Sie sind ein Mann des Wortes, ein
philosophischer Denker. Wenn Sie sehen, dass man doch eingreifen
muss, dass es doch wieder Krieg gibt, sind Sie dann nicht
hoffnungslos in Bezug auf das, was sein sollte, oder sind Sie neben
allen gut gemeinten Worten einfach auch nur Realist?
Ich bin hoffnungslos gegenüber dem, was sein
sollte, aber nicht mutlos gegenüber dem, was sein wird.
Worauf begründen Sie den Mut?
Auf das Gelingen, vor allen Dingen durch frühes
Erkennen von Menschenrechtsverletzungen und früheres Eingreifen als
jetzt.
Die beiden Debatten, welche vom Schriftsteller
Martin Walser und vom Philosophen Sloterdijk ausgingen, zeigen auf,
dass die deutschen Intellektuellen nach rechts tendieren
beziehungsweise sich ein wenig von der Vergangenheit zu lösen
versuchen. Worauf ist diese Ablösung zurückzuführen, und welche
Gefahren birgt sie in sich?
Ich glaube, dass man die beiden nicht in einen
Topf werfen darf. Martin Walsers Rede hat eine ganze Reihe
unglücklicher Formulierungen enthalten und damit eine Diskussion
ausgelöst, die ich insgesamt hilfreich fand. Bei Sloterdijk rechtes
Gedankengut zu finden, ist mir nicht gelungen. Ich glaube nicht,
dass dieser Vorwurf gegen Sloterdijk richtig ist, auch wenn ich
seine Thesen nicht teile. Es hat in Deutschland immer starke
linksintellektuelle Bewegungen gegeben, und immer vereinzelt
rechtsintellektuelle. Das ist in vielen Ländern so, in manchen ist
es auch umgekehrt. Das empfinde ich nicht als Bedrohung.
Sie sind seit 50 Jahren in der SPD. Wo sind
heute die linken Denker? Grass ist zwar derzeit wegen des
Nobelpreises wieder in die öffentliche Aufmerksamkeit gelangt. Aber
die Linke wird ruhiger.
Das ist richtig, das habe ich bedauert, und ich
habe in manchen Reden die Intellektuellen aufgefordert, sich wieder
einzumischen. Ich hoffe, dass das wieder kommt.
Die Geschichte Israels und diejenige der BRD
sind fünfzig Jahre nach der Schoa eng miteinander verbunden, werden
aber immer noch sehr stark durch die Vergangenheit geprägt. Ist es
nicht an der Zeit, diese Beziehungen zu einem normalen Verhältnis
zwischen zwei normalen Staaten auszugestalten, ist das überhaupt
möglich?
Ich halte das für die vor uns liegende Zeit nicht
für möglich, denn wir werden nie über die Schoa reden wie über den
Dreissigjährigen Krieg oder über die Punischen Kriege. Aber, dass
israelische Politiker heute sagen, dass es neben Amerika keinen
wichtigeren Partner für Israel als Deutschland gibt, das halte ich
schon für ein Wunder, das halte ich schon für nicht normal auf eine
ganz andere Weise, als Ihre Frage den Begriff «normal» definiert.
Ich finde, wir sollten es bei diesem Zustand belassen.
Sie sind persönlich sehr mit Israel verbunden,
waren schon über 30-mal dort. Hat das mit Ihnen persönlich, mit
Ihren Ämtern oder gar der deutschen Geschichte zu tun?
Das hat mit der deutschen Geschichte zu tun, das
hat mit meiner evangelischen Erziehung zu tun, mit meiner
Beheimatung in der bekennenden Kirche. Und wie das dann so ist, man
entdeckt eine Liebe und hält sie ein Leben lang hoch.
Nach den grossen deutschen
Wiedergutmachungszahlungen sind jetzt wieder Themen wie
Zwangsarbeiter und Versicherungen im Gespräch. Wie lange haben Ihrer
Meinung nach solche jüdischen finanziellen Forderungen noch
Berechtigung?
Bis das entschädigt worden ist, was entschädigt
werden kann. Aber ich weise doch darauf hin: Die Frage dieser
Zwangsarbeiter ist nicht zuerst eine Frage der jüdischen
Organisationen. Durch einige Anwälte wird immer wieder dieser
Eindruck hergestellt. Es handelt sich auch um jüdische Forderungen,
es waren auch Juden bei diesen Zwangsarbeitern, aber die grosse
Zahl, um deren Entschädigung es jetzt geht, sind nicht jüdische
Zwangsarbeiter, sondern vor allen Dingen solche aus den
osteuropäischen Staaten, die noch nicht in Freiheit lebten, als die
Wiedergutmachung bei uns abgeschlossen wurde.
Und doch sind es die jüdischen Organisationen, die so sehr darauf
drängen, die sich immer wieder einmischen, immer wieder damit
ankommen. Das halte ich für legitim, so wie ich es für legitim
halte, einigen von denen zu widersprechen.
Das wird gemacht?
Ja.
Herr Bundespräsident, Sie stehen ja in
beeindruckender Weise für den Dialog und die Verständigung zwischen
verschiedenen Menschen, auch Juden und Christen, Israelis und
Deutschen. Wie ist es Ihnen bisher gelungen, diese Botschaft unter
das Volk zu bringen, bis an die Stammtische in den Wirtshäusern, von
der politischen Ebene hinunter zu den Menschen?
Eigentlich doch relativ weit, wobei es bei solchen
Diskussionen immer die Gefahr gibt, dass man Beliebigkeit statt
Toleranz erreicht. Ich will Toleranz, ich will ein Miteinander der
Konfessionen, der Religionen, der Kulturen, aber ich will nicht,
dass der einzelne für sich selber damit alle Wertmassstäbe aufgibt
und sagt: Die Relativitätstheorie gilt für alle. Ich zitiere gerne
Hermann Hesse, der gesagt hat: «Gestaltlose Nebel begegnen sich
nie.» Ich möchte, dass Menschen ein eigenes Profil haben, ein
jüdisches, christliches, muslimisches, buddhistisches,
hinduistisches, und dass aus diesen Begegnungen Reichtum entsteht.
Ich möchte nicht, dass Menschen sagen: Die Weltanschauung ist doch
völlig gleichgültig. Wer das sagt, schaut die Welt nicht mehr an.
Sie sagen: «Ich möchte» - und dies ist schon
sehr wichtig, wenn ein Politiker es sagt. Wie kommt dies dann aber
in die Schulen, zu den Leuten, die ihre alltäglichen Probleme haben,
zu den Deutschen, die zusammenwachsen müssen?
Mein Eindruck ist, dass es viele aufnehmen.
Natürlich längst nicht alle, aber ich finde, man soll auch dankbar
sein mit dem, was man hat, und wenn man sagt, das Glas ist halb
voll, ist das besser als wenn man sagt, das Glas ist halb leer.
Nächste Woche ist der 9. November. Sie werden
aus symbolisch-traditionellen Gründen nach Leipzig gehen. Was wird
dieser Tag denn für Sie bedeuten und wie werden Sie ihn privat
begehen?
Ich werde den Tag in Leipzig beginnen und in der
jüdischen Gemeinde Berlin bei der Erinnerung an die
Reichspogromnacht abschliessen. Am Mittag werde ich mit den früheren
Präsidenten Bush und Gorbatschow zusammentreffen - der Tag ist
vollgepackt, da wird es nichts Privates geben. Aber alles was
geschieht, wird mich privat sehr bewegen.
Einundfünfzig Jahre Israel, fünfzig Jahre
Bundesrepublik Deutschland. Glauben Sie, dass am Schluss dieses
Jahrhunderts dann doch noch die Vernunft der Menschen gesiegt haben
wird? Dass man die Geschichte in Akzeptanz dessen, was geschehen
ist, hat überwinden können?
Ich stehe einfach dafür ein, dass uns die zweite
Hälfte dieses Jahrhunderts - uns Deutschen, aber auch den Juden -
gezeigt hat, dass uns Geschichte auch gelingen kann. Darum gehe ich
zuversichtlich ins nächste Jahrhundert.
Interview Yves Kugelmann /
http://www.tachles.ch
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